Passepartout 2017 – „Bon Voyage“ zu Dir selbst

FEL_3793Am 27. April fand im Johanneum die jährliche Kunstveranstaltung „Passepartout“ statt, dieses Mal mit dem Motto „ Bon Voyage!“. Geleitet wurde dies von den Kunst- und Darstellendes Spiel – Lehrern der Schule. Insgesamt war das Thema der Veranstaltung auf den ersten Blick deutlich zu erkennen, jedoch wurde man immer nachdenklicher, je mehr man in die Darbietungen verschiedener Klassen eintauchte. Wie immer gab es mehr zu sehen, als man erzählen kann, hier also ein kleiner Einblick in die großartigen Projekte.

IMG_6781 (2)Das Erste, was man sah, wenn man das alte Foyer der Schule betrat, waren Koffer und dutzende Wegweiser zu verschiedenen Metropolen der Welt, eine schöne Aufmachung. Besonders schön waren jedoch die szenischen FEL_3691Darstellungen des Mottos, denn überall in der Schule verteilt fand man Schüler, die eine Rolle passend zum Reisen spielten. Begrüßt wurde man also von Touristen, die sich trotz riesiger Landkarten, die sie in den Händen hielten, verliefen, sowie von Campern, die vor ihrem aufgeschlagenen Zelt einen Topf Ravioli verzehrten. Zudem musste man aufpassen, nicht über die Strandbesucher mit ihren     Handtüchern zu stolpern und sich nicht von den Flugbegleitern einer teuren Airline um den Finger wickeln zu lassen, denn diese wollten den reisenden Gästen der Veranstaltung nur zu gerne Essen und Trinken verkaufen.

 

IMG_6808 (3)Natürlich hatte man auch die Möglichkeit, es sich unten im Keller in der Mars-Bar gemütlich zu machen. Hier konnte man einen Mars (-Riegel) essen oder einen bunten galaktischen Cocktail zu sich nehmen. Dieser Raum war wunderbar und mühevoll hergerichtet und man fühlte sich wirklich wie in einer anderen Welt.

Auch im winzigen Jazz-Keller wurde man von der Atmosphäre verzaubert. Es IMG_6805 (2)wurde ein nie zuvor gesehener Raum verwendet, in dem vier Schüler mit Klavier, Saxophon, Posaune und Schlagzeug Jazz spielten. Durch das Gefühl im Zusammenspiel mit dem alten, kleinen Raum wurde man glatt um ein paar Jahre zurück in die Zeit versetzt, eine wirklich schöne Inszenierung.

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Von einer guten Inszenierung kann man auch bei dem Theaterstück „Wo bin ich?“ der Klasse Q1 von Frau Maak sprechen.

FEL_3716Das Stück ist in kleine Szenen aufgeteilt worden, bei der verschiedene Situationen gezeigt wurden, die mit der Schule und dem Privatleben von Schülern zu tun hatten. Einige der Schauspieler wurden durch einen zweiten ergänzt, der das Innere-Ich spielt, also passiv dabei ist. Das Innere-Ich humpelte in allen Szenen. Zuerst ließ sich vermuten, der Schauspieler habe eine Verletzung am Bein gehabt, bis man bemerkt hat, dass sich das Innere-Ich nicht wohlfühlte und geknickt war, was das „Humpeln“ der Seele verursachte. Die Szene, bei der sich das Innere-Ich plötzlich durch Schreien bemerkbar machte, blieb dabei besonders im Gedächtnis hängen, da dies wie ein verzweifelter Hilfeschrei wirkte für eine Situation, aus der man oft keinen Ausweg findet.

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Eine weitere Szene handelt von einem Schüler, der unglaublich müde wirkt. Er kann sich an seinem Schreibtisch und am Esstisch kaum noch wachhalten, zwingt sich aber selber dazu, weiterzumachen. Allmählich kommen auch die anderen Schüler dazu, die alle im gleichen Tempo über die Bühne gingen und zeigten, was sie alles in ihrer Freizeit zu tun haben. Es entstand ein Chaos, bei dem sich alle durcheinander bewegten und als Zuschauer hatte man ein unbehagliches Gefühl. Insbesondere trat diese Szene für die Schüler im Publikum hervor, da sie sich stark mit den Personen auf der Bühne identifizieren konnten, was wichtig für die Sinngebung des Stückes war.

All‘ diese Szenen stellen unsere Gesellschaft sehr gut dar. Sobald eine Person nicht mit dem Strom fließt und irgendwie anders ist, als unsere Werte es vermitteln zu versuchen, wird diese sofort verurteilt. Allgemein war das Schauspiel sehr gesellschaftskritisch und hinterfragend. Das Stück regt zum Nachdenken an und hat sicherlich einigen Leuten eine Reise in die Köpfe von Schülern des Johanneums beschert. Das Stück lässt nicht nur die Frage „Wo bin ich?“ offen, sondern auch „Wer bin ich und wieso?“.

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Insgesamt war es interessant, durch den Ausstellungsort Schule zu „reisen“ und sich auf verschiedene Eindrücke einzulassen, jedoch war die „Bon Voyage“ eher eine Reise in Richtung sich selbst, da die meisten Projekte tiefgründig und hinterfragungsnötig waren. Zusammengefasst: Mal wieder eine gelungene Veranstaltung der Fachschaft Kunst, die uns im Gedächtnis bleiben wird!

Text: Zelma Schütz, Ea

Fotos: Lilly Hardt und André Feller