Uni und Johanneum sind gentechnisch gemeinsam unterwegs

Foto 1Ganz nah dran an aktuellen Forschungsergebnissen der Biologie sind die SchülerInnen und Lehrkräfte des Johanneums durch mehrere Kooperationsprojekte: Vom eigenen Erkunden im Institut für Mikrobiologie oder im LoLa über gen-ethische Diskussionen im Religionsunterricht der Q1 bis hin zur Lehrerfortbildung. Möglich ist dies durch die enge Zusammenarbeit der Schule mit PD Dr. Bärbel Kunze sowie mit dem Institut für Mikrobiologie. Einige Einblicke:

Mikrobiologie

Am 5. März trafen wir uns morgens in der Mikrobiologie des Universitätsklinikums Lübeck. Nach einer kurzen Einweisung ging es los.

Wir bekamen unsere Agarplatten übergeben, auf die wir vor einer Woche unsere ungewaschenen und gewaschenen Fingerkuppen gelegt hatten, um Bakterien zu übertragen. Auf ihnen waren im Brutschrank sehr viele Bakterien gewachsen, was wirklich sehr eklig aussah.

Foto 2Wir fingen dann an zu beschreiben, was auf den Platten zu sehen war. Danach wurde uns erklärt, wie man erkennen kann, um welche Bakterien es sich handelt. Im Anschluss haben wir die Platten mit unterschiedlichen Substanzen eingefärbt um die Bakterien sichtbar zu machen, erst dann kann man die Proben mikroskopieren.

Es waren kleine blaue und lilafarbene Punkte zu sehen, die wir als Kocken oder Stäbchen definierten. Nach einer kurzen Pause haben wir uns einen spannenden Vortrag über die Mikrobiologie angehört. Wir lernten, welche Bakterien auf den Agarplatten zu sehen waren (z.B. Hautbakterien) und wo es überall in unserem Alltag Bakterien gibt. Überraschend fanden wir, dass die meisten Bakterien nicht etwa – wie zu erwarten wäre – auf der Toilettenbrille und der Spültaste vorhanden sind, sondern auf Türgriffen und Putzschwämmen.

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Nach dem Vortrag am Mittag war dann der spannende Tag vorbei und alle fuhren wieder nach Hause.

Marie Heinrich und Marie Radke  (9a)

Fotos: Maike Ventzke

Vorsicht, Gen-Mais?

Vor „Gen-Mais“ sollte sich niemand fürchten, schließlich sind in jeder Maispflanze – naturbedingt – Gene enthalten. Dieser umgangssprachliche Ausdruck meint in Wirklichkeit genetisch veränderten Mais. Doch auf welche Weise kann man Gene wie beispielsweise die in Maispflanzen verändern?

In der Wissenschaft werden immer wieder neue Möglichkeiten erforscht, Lebewesen nicht nur „traditionell“ durch Züchtung zu verändern, sondern auch mit gentechnischen Verfahren: Die neueste Möglichkeit stellt die „Genschere“ CRISPR/Cas9 dar, welche die DNA so schneidet, dass weitere Informationen eines anderen Lebewesens eingeschleust werden können. Ziel dieser Veränderungen sind beispielsweise ein höherer Ertrag oder eine Resistenz gegenüber Krankheitserregern.

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Um sich selbst und damit einhergehend ihre Schüler auf den neusten Stand der Forschung zu bringen, tauschten die Biologielehrer des Johanneums sowie anderer Lübecker Schulen für einen Nachmittag die Rollen und setzten sich an die Schülertische. Für ihre Fortbildung nutzten sie das Fachwissen von Frau Dr. Bärbel Kunze, Leiterin des Lübecker offenen Labors (Lola). Das Lola ist Lehrern und Schülern sehr gut bekannt, wird es am Johanneum doch regelmäßig in der Oberstufe von Klassen besucht, um praktisch im Bereich der Genetik zu arbeiten und einmal „Laborluft“ zu schnuppern.

Doch nicht nur Schüler können dazu lernen, wie sich bei der Veranstaltung zeigte. Und dieser Wissensgewinn kommt wiederum den Schülern zugute, denn nur eine sehr gute fachliche Basis auf dem neusten Stand der Forschung gewährleistet auch zeitgemäßen und aktuellen Biologieunterricht.n.

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Text und Fotos: Martina Hagemann

Was geht (nicht)?

„Game of Clones“ – betitelte die Süddeutsche Zeitung letzte Woche einen Bericht über das Klonen von Haustieren. Schon zwei Wochen zuvor hatte Dr. Bärbel Kunze genau dieses topaktuelle Thema in den Mittelpunkt ihres jährlichen Vortrags für die Religionskurser der Q1 gestellt. Hier verzahnen sich die Fächer, denn im Umfeld dieses Vortrags besuchen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Biokursen das LoLa und experimentieren dort selbst. Im Religionsunterricht geht es am Schnittpunkt der Unterrichtsthemen „Ethik“ und „Anthropologie“ um Grenzfragen der Menschenwürde: Ist therapeutisches Klonen eine sinnvolle Alternative zur Organspende, oder werden Menschen hier als Zweck benutzt? Wann beginnt überhaupt das Menschsein und wie lässt es sich biologisch definieren? Welche Möglichkeiten eröffnen neue Methoden, welche Risiken bergen sie aber auch? Der Vortrag zeigte wieder, dass es sich besser diskutieren lässt, wenn man sich mit dem Thema auskennt. Auf den Vortrag von Bärbel Kunze folgten spannende Unterrichtsstunden – und genaueres Hinsehen bei aktuellen „Sensationsmeldungen“.

Inken Christiansen