3 1/2 Denkanstöße

Einen guten Morgen Ihnen allen hier und heute!

SK: Julia Reim, seit vielen Jahren im Schulelternbeirat aktiv und 1. Vorsitzende des Fördervereins, der am Johanneum das Kulturgeld einsammelt und verwaltet.

JR: Henning Skaide, 1. Vorsitzender des Schulvereins am Johanneum und vielen von Ihnen noch lebhaft in Erinnerung.

HS: Stephanie Krause, ebenfalls seit vielen Jahren im Schulelternbeirat aktiv und derzeit dessen Vorsitzende

Lieber Abijahrgang 2019,

Vor 11 Tagen war die letzte Prüfung; heute ist die Schulzeit beendet. Ihr Abiturienten habt’s geschafft. Für uns Eltern ist dies ein Moment mit großer Freude und auch voll Stolz und Dankbarkeit über das, was Sie erreicht haben. Herzlichen Glückwunsch!

Liebe scheidende Mitglieder des Schulelternbeirats:

An Euch geht heute mein besonderer Dank für Euer Engagement! Auch wir Eltern haben die Möglichkeit, den Schulweg unserer Kinder ein wenig mitzugestalten und es ist schön, dass Ihr dies als Vertreter der Eltern getan habt. Danke!

Abi 2019,

„Sie haben Ihr Abitur“. Hinter diesem Satz versteckt sich bereits eine Zusammenfassung von all dem, über das wir hier heute eine Rede halten, aber ein paar Worte mehr möchte ich doch hinzufügen 😊.

Nun, Sie haben 12 Jahre lang kalkuliert, experimentiert, geschrieben, geschmort, gezittert, erörtert, hin und wieder etwas verstanden, gelesen, abgeschrieben, referiert, belächelt, gejammert, gewusst, wieder vergessen, gesessen und zugehört, kurz: gelernt, manchmal vielleicht auch gelitten. Und das alles dafür, um dann nach Jahren des Lernens letzten Endes wieder am Beginn eines neuen Lebensabschnittes zu stehen, in dem Sie – so hoffen zumindest wir Eltern – wieder lernen, experimentieren, lesen, erörtern, …. Und so fort

Aber es ist auch ein Lebensabschnitt, in dem sich so einiges verändert. Es ist der Beginn eines neuen Weges, den Sie nun selbst gestalten können. “Verurteilt zur Freiheit” – gleichzeitig eine Chance, denn Sie allein können entscheiden, wohin Sie gehen.

Viele wissen noch nicht konkret wohin. Das sollte aber kein Anlass zur Sorge sein. Was in Ihrem Leben bisher wie eine gerade Strecke aussah: die Schulzeit bis zum Abitur, sie endet heute mit einer T-Kreuzung am Ortsausgang von Lübeck.

Dort müssen Sie eine Wahl treffen, rechts oder links wählen.

Die Zeit der ganz eigenen Entscheidungen beginnt und damit auch eine neue Unübersichtlichkeit.

Aber selbst, wenn Sie heute noch nicht genau wissen, wohin Ihre Reise geht: Losfahren und eine Wegstrecke hinter sich bringen, das ist wichtig! Kurskorrekturen können Sie dann unterwegs vornehmen, wenn die Sicht gut ist, wenn der innere Kompass ausschlägt und die neue Richtung vorgibt.

Und vergessen Sie dabei nie: die Unterstützung Ihrer Eltern ist Ihnen dabei immer sicher!

Auch Ihre Eltern müssen sich jetzt neu orientieren. Sie müssen loslassen und darauf vertrauen, dass Sie es selbst verstehen, die für sie richtigen Entscheidungen zu treffen.

Das fällt Eltern nicht immer ganz leicht – haben sie doch über Jahre hinweg den Weg für Sie mitgestaltet, geplant, geebnet, voraus gedacht – und jetzt, so ganz plötzlich, überraschend und unverhofft, sollen Sie sich zurücknehmen und dies alles Ihnen selbst überlassen???

Nicht einfach …. Also haben Sie Geduld mit Ihren Eltern – in spätestens 12 Jahren sollten auch diese dies gelernt haben!

Liebe Abiturienten und Abiturientinnen,

Geht jetzt, feiert, bevor wir traurig werden! Ihr habt es geschafft, alles Gute!

Stephanie Krause für den SEB

Auch von mir ein herzliches Hallo an alle Anwesenden.

Im Namen des Fördervereins danke ich hier allen Spendern und Spenderinnen des Kulturgelds für Ihre Unterstützung und bitte alle diejenigen Eltern, die noch ein jüngeres Kind auf dem Johanneum haben, nicht nachzulassen für die SuS zu spenden. Mein nächster Spendenaufruf kommt so sicher wie das nächste Abi.

Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten,  eine Ihrer Mitschülerinnen, die mir sehr ans Herz gewachsen ist,  hat mich gebeten, eine Rede zu halten, die Ihr ein paar Tränchen in die Augen treibt… Aber das kann ich nicht machen. Man stelle sich vor.. das sorgsam aufgetragene Make-up oder der über zwölf Schuljahre hart erarbeitete, coole Gesichtsausdruck. Heute sollen hier nur die Eltern Tränen in den Augen haben. Und das werden sie, glauben Sie mir. Ich war die letzten zwei Jahre selber vom Abitur betroffene Mutter. Überhaupt: Kaum wird man zu Eltern, hört man praktisch gar nicht mehr auf, Tränen in den Augen zu haben: Kindergarten, Einschulung, Vorspiele, Wettkämpfe, Selbstgebasteltes…

Heute sind es Tränen des Stolzes auf einen Abschnitt in Ihrem Leben, den Sie erfolgreich abgeschlossen haben. Aber da werden sich bei einigen Elternteilen auch schon ein paar Tränen der Wehmut mit untermischen, denn nun heißt es für Sie, etwas Neues zu wagen. Ich mache es kurz (denn es folgen noch viele kluge Worte an Sie) und wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrem Leben etwas finden, wofür Sie brennen. Denn das, was man mit Leidenschaft betreibt, erfüllt einen, macht einen zufrieden und glücklich. Und das ist es doch, was sich alle Eltern für ihre Kinder wünschen. Also überlassen wir die verschwimmende Sicht heute den Eltern und Sie freuen sich und feiern und machen sich dann auf den Weg in den nächsten Lebensabschnitt.

Alles Gute.

Julia Reim

 

Liebe Anwesende,

was für ein Tag für Sie alle. Erleichterung, Freude, Zufriedenheit in Ihren Gesichtern. Ich schließe mich den Wünschen und Gratulationen meiner Vorrednerinnen ganz herzlich an und hoffe, dass das von Ihnen bestandene Abitur den Startschuss für eine erfüllte, erfolgreiche und glückliche Ausbildungs- oder Studienzeit bedeutet, die in einem ebensolchen  Berufsleben mündet. Sollten Sie eine Auszeit einschieben, ist das auch gut so.

Ein Sprichwort lautet: „Ratschläge sind auch Schläge.“  Nun denn – Sie können, ich möchte am liebsten darauf verzichten. Aber es reizt mich dennoch, 3 1/2  Denkanstöße zu formulieren:

  1. Machen Sie, was Sie wollen, aber machen Sie, was Sie wollen. Nur zu wollen ist machen für Faule.
  2. Sie können von anderen nur das an Handlungen und Haltungen erwarten, was Sie selbst zu tun und vorzuleben bereit sind. Viele von Ihnen haben sich z. B. bei Fridays for Future engagiert und sind damit genau auf dem richtigen Weg.
  3. Wir leben in Zeiten, in denen sich die irrlichternden Meinungen und Ansichten einzelner, selbst Staatsoberhäupter und Gruppierungen über das Internet explosionsartig und unkontrollierbar verbreiten. Selbst der größte Unsinn findet seine gläubigen Anhänger. Deshalb wünsche ich mir von Ihnen:

Überprüfen Sie alles, was berichtet, dokumentiert oder gelehrt wird auf seinen Wahrheitsgehalt; diese Fähigkeit haben Sie – da bin ich sicher – in Ihren Jahren auf dem Johanneum gelernt.

Das ist bisweilen schwer – wie Georg Christoph Lichtenberg ausführt:

Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu sengen.

Der Umgang mit Menschen, die ihre Wahrheit verbreiten ist schwierig, sie glauben in den allermeisten Fällen an das, was sie behaupten. Insofern gilt: geben Sie dem Zweifel ein Chance: im Zweifelsfall für den Zweifel.

½. Lassen Sie mich zum Schluss ein „ceterum censeo“ loswerden. Der alte römische Patrizier Cato, hat im 3. Punischen Krieg jede seiner Senatsreden mit dem gleichen Satz beendet,: Im übrigen bin ich dafür, dass Carthago zerstört werden müsse.“ Zur Zerstörung Carthagos aufzurufen ist sinnfrei und liegt mir fern, aber: mein „ceterum censeo“ ist:

Wir freuen uns, wenn die eine oder der andere den Entschluss fasst, Mitglied des Schulvereins  zu werden.

Herzlichen Dank

Henning Skaide