„Haben Sie keine Sorge, mal einen Fehler zu machen“

Einen wunderschönen guten Morgen allen Anwesenden heute hier zur Verleihung des Abiturzeugnisses 2024.
Ich darf mich kurz vorstellen:
Mein Name ist Julia Reim und ich darf heute sowohl das Grußwort für den Schulelternbeirat als auch für den Schulverein an Sie alle übermitteln. Das mache ich deshalb besonders gerne, da ich mich nach 15 Jahren aus eben diesen beiden Gremien heute auch selbst verabschiede.
Sowohl der SEB als auch der Schulverein übermitteln heute also die besten Grüße an Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, verbunden mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft und dass Sie Ihre ehemalige Schule in guter Erinnerung behalten. Verbunden ebenfalls mit der Hoffnung, dass Sie vlt auch in Erinnerung behalten, dass das Engagement Ihrer Eltern im SEB und im Schulverein Sie direkt oder indirekt betroffen hat… sei es über die Wahl Ihres aktuellen Schulleiters als Teil des Schulleiterwahlausschusses oder über mittlerweile etablierte Prozesse wie Schulfeste oder Unterrichtsevaluation oder über finanzielle Unterstützung unzähliger Projekte und Unternehmung durch den Schulverein. Wir danken Ihnen liebe Eltern für ihr persönliches und finanzielles Engagement als Vereinsmitglieder oder über die Kulturgeld-Beiträge und hoffen, dass dies auch eine Vorbildfunktion für Ihre Töchter und Söhne hatte. Sollten Sie liebe Abiturient:innen Ihrer Schule als „Ehemalige“ verbunden bleiben wollen… auf der homepage des Johanneums kann man gleich Mitglied des Schulvereins werden 😉
Der SEB und der Schulverein entlassen Sie aber heute nicht, ohne auch noch einige herzliche, persönliche Worte an Sie zu richten.
Auch das mache ich heute zum letzten Mal nach zahlreichen Auftritten hier und diesmal zum 3. Mal als stolze emotionale Mutter einer Abiturientin.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich 15 Jahre lang Kinder an dieser Schule hatte? Das sind ganz schön viele Brotdosen, die da über die Jahre zusammengekommen sind. Die haben sich mit der Zeit, mit den Trends und mit Ihrer Entwicklung während Ihrer schulischen Laufbahn auch ziemlich weiter entwickelt… vom simplen Butterbrot über Sandwiches hin zu food prep und Bowls. Ihren Eltern ging es mit Sicherheit genauso … wen versorgen wir denn nun mit Essen, was ja bekanntlich Leib und Seele zusammen hält? Bitte nutzen Sie doch diesen Moment und schenken Sie Ihren Eltern einen kurzen Applaus für die jahrelange kulinarische Leib und Seelen Versorgung!
Ich möchte an so einem schönen Tag nicht über die diversen Krisen auf der Welt oder die Gefahren für Demokratien sprechen. Sie haben eine exzellente Schulbildung erhalten und sind in der Lage, sich auf die richtige Seite zum Schutze der Demokratie zustellen und intelligent genug, um vlt sogar Lösungen für Krisen zu „er-finden“.
Auch möchte ich nicht über Ihre Generation Z (Gen Z) sprechen. Immer schon haben ältere Generationen die jüngeren misstrauisch beäugt… völlig zu Unrecht…
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, heute möchte ich ganz kurz über Perfektion sprechen, denn die wird überschätzt.
Was vielen unter uns Eltern die letzten Jahre aufgefallen ist, ist der Wunsch vieler Schulabgänger:innen die absolut perfekten Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Am besten perfekte Entscheidungen, die über möglichst viele Jahre hinaus die Weichen richtig stellen sollen. Das führt zu langen Entscheidungsprozessen, Selbstfindungsreisen und /oder -praktika, um am Ende immer noch zu zweifeln, ob die Entscheidung richtig war.
Glauben Sie uns „alten, erfahrenen Hasen“… man kann gar keine perfekte Entscheidung treffen!
Um es mal mit einem Zitat von John Lennon aus dem Lied „beautiful boy“ zu erklären:
„Leben ist das, was dir passiert, während du eifrig dabei bist andere Pläne zu machen.“
Wichtig ist doch, dass man überhaupt Entscheidungen trifft! Ob diese dann in 6 Monaten, 2 Jahren oder 10 Jahren richtig waren… wer weiß das schon? Dann muss man eben wieder neu entscheiden. Das ist uns Eltern doch auch nicht anders gegangen und passiert uns auch ständig weiterhin.
Haben Sie keine Sorge, mal einen Fehler zu machen… man wird im Leben immer wieder neu entscheiden und seinen Weg nochmal nachjustieren. Abwägen ist gut, Pro und Contra zu diskutieren ist sinnvoll, seine Optionen zu kennen sicher hilfreich, aber verabschieden Sie sich von dem Anspruch, eine 100 % ig perfekte Entscheidung zu treffen… oft ist 85% besser als gar nicht zu entscheiden
Starten Sie also bitte voller Mut in den neuen Abschnitt Ihres Lebens und treffen Sie Entscheidungen! Treffen Sie Entscheidungen, die sich gut anfühlen, die Sie dem näher bringen, für das Sie brennen, für das Sie sich wirklich interessieren, für das, was Sie glücklich macht.
Ich wünsche Ihnen allen dabei alles Gute und wünsche Ihnen jetzt noch einen wunderbaren Tag!
Julia Reim