Warum der Weltfrauentag wichtig ist

Nordöstliches Afrika/Jemen/Irak/Indonesien/Malaysia/etc.
Mit einer Glasscherbe werden die inneren und/oder die äußeren Schamlippen aufgeschnitten und, beispielsweise durch eine Naht, zusammengefügt, sodass die Vaginalöffnung verengt wird. Das Mädchen auf dem unsterilen Tisch schreit, der Eingriff wird ohne Betäubung vorgenommen, das Personal ist ungeschult. Nur eine kleine Öffnung für den Ausfluss von Urin und Menstruationsblut bleibt. Erst an der Hochzeitsnacht wird dieser Verschluss durch Penetration geöffnet werden, falls diese nicht ausreicht, auch gerne mit einem scharfen Gegenstand.
Der äußerlich sichtbare Teil der Klitoris oder Klitorisvorhaut wird teilweise oder vollständig entfernt. Wahlweise werden hier auch die inneren und äußeren Schamlippen beschnitten.
Bei den beschriebenen Verfahren handelt es sich um weibliche Genitalverstümmelung – die „vollständige Amputation beziehungsweise Beschädigung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane ohne medizinische Indikation“, oft mit rituellen Hintergrund oder pseudowissenschaftlichen Gründen der „Hygiene“.
Was sich nach einer finsteren Dystopie anhört, ist noch heute bittere Realität für drei Millionen Mädchen ab dem Säuglingsalter, meistens aber unter 15 Jahren. Dabei führt es nicht nur zu starkem Schmerz und psychischen Schäden, sondern nicht selten auch zum Tod.

Afghanistan. Die Taliban führen das sogenannte „Tugendgesetz“ ein. Frauen müssen ab jetzt ihren gesamten Körper verschleiern; verboten werden das Sprechen und Singen in der Öffentlichkeit, sogar das laute Beten in ihrem eigenen Zuhause. Dieses dürfen sie ausschließlich in Begleitung eines männlichen Verwandten verlassen. Auch auf dem Weg zum Arzt muss dieser dabei sein; ist das nicht der Fall oder der behandelnde Arzt männlich, so ist der Weg zur medizinischen Versorgung versperrt. Verstöße gegen diese Regeln werden beispielsweise durch Prügelstrafen vergolten, Inspektoren der Taliban dürfen dies auch sofort am Tatort noch, und zwar ohne Untersuchung oder Gerichtsverfahren.
Entführungen, Kinderehen, Zwangsverheiratungen und Vergewaltigungen bleiben meist unverfolgt.

Katar. Die Heirat erfordert für die Frau eine Erlaubnis eines männlichen Vormunds. Zu ihren ehelichen Pflichten gehört von da an, ihren Mann vor dem Aufnehmen einer Arbeit, dem Verreisen oder nur Verlassen des Hauses um Erlaubnis zu bitten und ihm Geschlechtsverkehr zu gewähren, solange kein „legitimer“ Grund vorliegt, dies nicht zu tun. Bei Zuwiderhandlung darf die Frau als „ungehorsam“ betrachtet werden.
Entscheidungen über die eigenen Kinder, beispielsweise über deren Dokumente, Bildung oder Reisen, darf lediglich ein männlicher Verwandter treffen, denn eine Frau kann in keinem Fall als primärer Vormund auftreten. Im Fall einer Scheidung oder dem Tod des Vaters übernimmt notfalls eher der Staat diese Rolle.

Ihr fragt euch, warum ich euch diese schrecklichen Fakten an den Kopf werfe? Mir ist bewusst, dass es momentan eigentlich genug schlechte Nachrichten gibt und ihr weder Schuld an diesen Umständen tragt, noch allein etwas an ihnen ändern könnt. Jedoch dürfen wir, egal wie schwer es manchmal scheint, nicht wegschauen, wenn Mädchen und Frauen grundlegende Menschenrechte verweigert werden. Die internationale Frauenrechtslage ist ein Thema, welches mir nicht selten die Tränen oder auch mal Galle hochkommen lässt und bereits nach kurzer Recherche deutlich macht, warum Feminismus immer noch unverzichtbar ist. Die Diskriminierung von Frauen ist kein Thema der Vergangenheit und darf auch nicht als solches behandelt werden.

Wenn wir etwas in der Welt verändern wollen, müssen wir Missstände erst einmal erkennen, uns über sie informieren und andere aufklären. Deshalb nutze ich den diesjährigen Weltfrauentag, um euch wenigstens einen kleinen Einblick in die aktuelle Situation und Rechtslage der Frauen weltweit zu geben und bitte euch inständig, weiterhin hinzusehen, euch zu informieren, laut zu werden.

Helena Stöter, Q2, für die Anti-Diskriminierungs-AG