Kuwakaribisha in Morogoro!

Morogoro2016-2Wie leben und lernen eigentlich Schüler in einer ganz anderen Kultur? Können wir als Deutsche den Alltag in unserer Partnerschule verstehen? Um das herauszufinden, haben wir uns mit sechs Schülerinnen und Schülern und zwei Lehrerinnen auf den Weg nach Afrika gemacht.

Am 20. August war es endlich soweit, wir flogen nach Tansania zu unserer Partnerschule, der Lutheran Junior Seminary School, in Morogoro, Tansania. Das Land liegt an der Ostküste Afrikas, und Morogoro, ungefähr so groß wie Lübeck, ist eine Stadt im Inneren des Landes.

Die Entscheidung, an dem Austausch teilzunehmen, fiel mir nicht schwer. Ich wollte eine andere Kultur kennenlernen und das so nah wie möglich. Zudem hielt ich es für eine interessante Erfahrung, mal „alleine unter Schwarzen“ zu sein und natürlich wollte ich auch die Jugendlichen, die auf unsere Partnerschule auf der anderen Seite der Erde gehen, kennenlernen.

Nach einem neunstündigen Flug kamen wir endlich in Dar Es Sallaam an. Schon am Flughafen merkten wir, dass es in Tansania komplett anders ist:  Der Flughafen wirkte wie ein U-Bahn-Station.

Nachdem wir die erste Nacht in einer Pension nahe des Flughafens verbracht hatten, fuhren wir am nächsten Morgen in die Schule. Die ersten vier Nächte waren wir in der Sprachschule des Campus untergebracht. Alle, denen wir bis dahin begegneten, empfingen uns total freundlich, sodass man sich sofort willkommen und gut aufgehoben fühlte. Auch das Wiedersehen mit den Schülern, die wir von deren letztem Besuch in Lübeck schon kannten, war unglaublich herzlich. Diese Freundlichkeit war für uns einfach unfassbar.

Das Programm, welches die Lutheran Junior Seminary für uns ausgearbeitet hatte, war vielfältig und abwechslungsreich. So hatten wir ein paar Stunden Swahili-Unterricht (die Amtssprache), besuchten einen Nationalpark, eine Sisalfarm und einen Massai Kuhmarkt. Massais sind ein Normadenvolk, die auch heute noch sehr traditionell leben. Zudem lernten wir eine Batic painting Technik und einige Schritte des traditionellen tansanischen Tanzes. Oft besuchten wir aber auch den Unterricht in der Partnerschule, wo wir immer mit offenen Armen begrüßt wurden. Gemeinsam mit den tansanischen Schülern pflanzten wir Bäume auf dem Schulgelände.

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Da die Schule ein Internat ist, verlassen die Schüler den Campus nur in den Ferien.

Der Tag startet für sie um halb sieben mit einem Anwesensheitcheck auf einem großen Platz. Danach ist ein Gottesdienst, der nur von Schülern organisiert wird. Um 7:20 Uhr beginnt dann der Unterricht und dauert bis 16.00 Uhr, natürlich mit einigen Pausen. Schulkleidung wird in Tansania immer getragen: Für jeden Anlass, sogar für die Zeit nach der Schule gibt es eine bestimmte vorgeschriebene Kombination aus Kleidungsstücken. Am meisten überraschte mich, dass in jeder Klasse bis zu 60 Schüler waren. Der Lehrer kannte kaum einen Namen, was aber auch nicht unbedingt wichtig war, da es im tansanischen Schulsystem keine mündlichen Noten gibt.

Außerdem besteht der Unterricht nur aus Frontalunterricht. Nur manchmal wird vom Lehrer etwas gefragt: Wenn man alleine antwortet, steht man auf; teilweise antworten aber auch alle gemeinsam (das ist auch schon im Kindergarten so). Zudem werden alle Fächer in Englisch unterrichtet. Das trug dazu bei, dass es für uns kein Problem war, uns mit den tansanischen Schülern zu unterhalten. Wir fanden es beeindruckend, wie fleißig sie im Vergleich zu uns Deutschen sind und wie viel sie lernen (in Prüfungsphasen sogar schon ab sechs Uhr morgens).

An einem Tag besuchten wir noch eine andere Schule. Die Strecke von circa 130km legten wir innerhalb von vier Stunden mit einem Reisebus zurück. Zuerst fuhren wie auf mehr oder weniger normalen Straßen. Doch irgendwann war die Straße dann zu Ende, und es ging „off-road“ weiter. In der Schule angekommen merkten wir sofort, dass die Schüler hier anders lebten. Das Gelände war sehr klein, und es gab auch deutlich weniger Schüler. Sie sprachen längst nicht so gut Englisch, was die Kommuniktion sehr schwer bis nahezu unmöglich machte. Trotz der Strapazen war es eine sehr gute Erfahrung, und wir alle wussten unsere Partnerschule sehr zu schätzen.

Während unserer restlichen Zeit in der Partnerschule wohnten wir in unterschiedlichen Gastfamilien. In diesen erlebten wir die alltägliche Lebensweise, sodass wir es am Ende unserer Zeit in Tansania fertigbringen konnten, ohne Licht und ohne fließend Wasser morgens die Zähne zu putzen oder mit einem Eimer Wasser und einem Yoghurt-Becher zu duschen.

Während unseres Aufenthaltes redeten wir mit vielen Menschen, und ich glaube, jeder von uns hat etwas an seinen Englischfähigkeiten arbeiten können. Aber nicht nur das, es entstanden auch sehr gute Freundschaften, und man merkt zwar vereinzelt Unterschiede in der Art des Denkens, aber im Allgemeinen gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen uns.

Abschließend kann ich sagen, dass ich es kein bisschen bereue, am Austausch teilgenommen zu haben. Es war eine sehr schöne und spannende Zeit, in der wir viel gelernt haben und aus der wir einiges mitnehmen können. Dazu gehört beispielsweise, dass man entspannter wird, zum Beispiel es mit der Pünktlichkeit nicht zu streng zu sehen, aber vor allem auch, dass Unterschiede keine Hindernisse sind.

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Zu der Gruppe gehörten Ruth Runge, Folke Krötz, Janes Behr, Johannes Weil, Lizzy Draudt und Malin Sommer. Mit von der Partie waren Frau Bauer und Frau John.

Geschrieben von: Lizzy Draudt und Malin Sommer, Q1d.
Fotos von: Ruth Runge, Q1a

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