Gelebte Völkerverständigung

Wie erlebt man Deutschland, wenn man zuvor noch nie eine Waschmaschine gesehen hat? Was kann man alles teilen, obwohl man aus unterschiedlichen Kulturen stammt? Der Besuch unserer Gäste aus Tansania war für alle bereichernd. Ein Fazit:
Am Samstagabend wurden die tansanischen Gäste mit einem kleinen Grillfest (kalt, aber zumindest ohne Regen) verabschiedet. Viele der gastgebenden Familien waren dabei und sagten übereinstimmend, dass es eine sehr bereichernde Erfahrung gewesen sei, die jungen Menschen aus einer so anderen Welt im Haus gehabt zu haben. Gegen 21.30 Uhr fuhren die Tansanier mit Frau Ponomarew-John nach Plüschow, wo sie die Nacht verbrachten, um dann am Sonntagmorgen ganz früh zum Flughafen aufzubrechen.
Interessante Details aus dem Rückmeldebogen, den sie am Schluss ausfüllten:
Was ihnen besonders gefiel: wie freundlich sie aufgenommen wurden, dass alles so sauber ist, die Unterrichtsmethoden in der Schule, die netten Gastfamilien, die Ausflüge.
Wie ihnen das Essen schmeckte: alles war sehr lecker (außer Käse, der war bei manchen nicht beliebt), besonders, dass es so viel Fleisch gab (in Tansania bekommen sie höchstens einmal pro Woche ziemlich zähes Fleisch), das Eis schmeckte besonders gut.
Was ihnen am deutschen Lebensstil auffiel: das „Zeitmanagement“, dass der Unterricht pünktlich anfing, obwohl es keine Schulglocke gab, dass der Müll so gut entsorgt wird, dass die Menschen wenig Zeit haben, dass alles so perfekt organisiert ist.
Was beim Familienleben anders war: die Hausarbeit wird geteilt, die Kinder haben mehr Freiheit, die Eltern sind nicht so streng, es gibt viele Maschinen im Haushalt (in Tansania wird alles per Hand gemacht).
Was ist in der Schule anders: kürzere, nicht so anstrengende Schultage ( in Tansania ist Schule von 7.20 bis 16 Uhr und dann warten noch viele Hausaufgaben), moderne Medien, abwechslungsreicher Unterricht, Lehrer-Schüler-Verhältnis lockerer, keine Schuluniform, hier lernen Schüler Methoden und nicht nur den Stoff.
Was sie besonders erstaunt hat: dass man mit 16 schon Bier trinken darf, dass Liebespärchen öffentlich ihre Zuneigung zeigen, dass Schüler und Lehrer gemeinsam lachen, dass die Häuser hell und groß sind, dass die Kinder viele Freiheiten haben (und keine Pflichten im Haushalt, z.B., dass die Mutter von einem 15-Jährigen ihm noch die Wäsche wäscht).
Fazit dieses Besuches: Alle Seiten haben viel voneinander gelernt, ein Stück gelebte Völkerverständigung! Wenn wir die Welt zum Guten verändern wollen, dann ist dies der richtige Weg, junge Menschen zusammenbringen und Verständnis für die jeweils völlig andere Kultur zu entwickeln. Zahlreiche Schüler*innen des Johanneums hoffen nun darauf, dass sie diejenigen sind, die nächstes Jahr nach Tansania reisen dürfen und diese einmalige Erfahrung machen können. Die Lehrerinnen, die das meiste organisiert haben, sind glücklich, dass alles geklappt hat und froh, dass sie nun wieder etwas mehr „Luft“ haben.
Auf jeden Fall hat sich all der Aufwand gelohnt und wir sollten alles daran setzen, dass diese Partnerschaft bestehen bleibt.

Martina Böttger