„Tod und Verderben“ – die Q2b im KZ Neuengamme

„Tod und Verderben“, antwortete ein Schüler der Q2b auf die Frage, was wir mit Konzentrationslagern verbänden. Draußen flimmerte die Luft über den Resten des Konzentrationslagers Neuengamme in Hamburg, das unser Profil mit Frau Peters besucht hat.

Was war das KZ Neuengamme überhaupt? Im Gegensatz zu Vernichtungslagern wie Auschwitz-Birkenau wurde Neuengamme als Arbeitslager zu dem Zweck gebaut, Arbeiten von den Häftlingen verrichten zu lassen. Dass dieses die Tötung der Inhaftierten keinesfalls ausschloss, sondern gerade auch noch mit sich bringen sollte, erklärt unser Museumsführer. Diese Idee, „Vernichtung durch Arbeit“, hatte zur Folge, dass jeder Zweite während seiner Zeit im KZ umkam – von den insgesamt über 100.000 Häftlingen nachweisbar mehr als 42.000 Menschen. Die Todesursachen waren unterschiedlich: die anstrengende Arbeit selbst, die miserablen Lebensbedingungen oder willkürliche Ermordung durch die SS-Wachleute. Darüber hinaus kann man auf dem Gelände noch die Grundmauern des kleinen Hauses sehen, in dem mit Zyklon B insgesamt 448 sowjetische Kriegsgefangene vergast wurden.

Ausländische Häftlinge stellten im KZ Neuengamme die große Überzahl dar – nur etwa 9% waren Deutsche. Während der Führung hatten wir Zeit, uns jeweils alleine und in aller Stille mit den Biographien von Häftlingen aus unterschiedlichen Ländern zu befassen: Polen, Frankreich, die UdSSR, Dänemark – verschiedenste europäische Nationalitäten waren vertreten. Beim Lesen dieser Biographien wurde einem erst richtig bewusst, dass hinter Zahlen von 50.000 Toten Menschen, Individuen, Leben stehen – jeder mit seiner eigenen Geschichte, jeder mit einer möglichen Zukunft, die durch das KZ beendet wurde – reduziert auf eine Nummer und ein Todesdatum auf einem Blatt Papier.

Bei der Führung über das Gelände draußen fühlt man sich schließlich halb in der Gegenwart und halb in der Vergangenheit: halb an einem warmen Sommertag auf einer grünen Wiese zwischen Bäumen, halb auf einem staubigen Exerzierplatz in eisigem Januarwind, wo Häftlinge an einem mobilen Galgen erhängt wurden. Oder an dem Kanal, den Inhaftierte in den sogenannten Todeskommandos aushoben, der heute ein halb zugewachsener, grüner Seitenarm der Dove Elbe ist. Oder in der leerstehenden Halle des alten Klinkerwerkes, wo die Sonne durch Löcher im Dach in das düstere Innere strahlt, in dem andere Häftlinge unter deutlich besseren Bedingungen arbeiteten. All diese alten Gemäuer, irgendwo im Hamburger Hinterland, führen einem noch einmal deutlicher vor Augen, dass man keinesfalls bis nach Auschwitz fahren muss, um die Überreste der Verbrechen des Dritten Reichs zu finden: Sie sind jederzeit in unserer Nähe, wenn wir nur hinschauen.

Dieser Tag hat uns alle sehr berührt und noch einmal die Notwendigkeit klar gemacht, sich dafür einzusetzen, dass derartige Verbrechen sich nicht wiederholen – indem man sich für gegenseitigen Respekt und die Achtung der Menschenrechte einsetzt. Indem man gegen Rassisten und Holocaust-Leugner aufsteht, denn alle Menschen, jedes Menschenleben ist gleich viel wert!

Wir bedanken uns herzlich bei unserer Geschichtslehrerin Frau Peters, dass sie uns diese Eindrücke ermöglicht hat!

Text: Svenja Benkert, Q2b

Fotos: Tobias Pulter, Q2b