Wegweisende Dialoge

Für uns Oberstufenschüler*innen rückt der Schulabschluss immer näher und gleichzeitig taucht auch die Frage auf: „Was soll ich nach der Schule machen und welche Möglichkeiten bieten sich mir?“

Ein schon lang bewährtes Programm, um Schüler*innen bei dieser Frage zu unterstützen, ist die „Berufswahl im Dialog“. Hierbei bieten die Lübecker Rotary Clubs in Kooperation mit der Ernestinenschule, der OzD und unserer Schule die Möglichkeit, sich mit Spezialist*innen auf unterschiedlichsten Gebieten zu unterhalten. Insgesamt stellen acht Fachleute ihren Lebenslauf und ihren Beruf den interessierten Schüler*innen vor. Dieses Jahr zählten die Direktorin des Hansemuseums für die Berufsbereiche Geschichte und Politik, einer der Geschäftsführer des Seeschlösschens in Timmendorf für BWL, eine Notarin für Informationen zu Jura und viele weitere spannende Persönlichkeiten dazu.

Die Notarin Dr. Britta Specht aus Lübeck stand in der Ernestinenschule den neugierigen Oberstufenschüler*innen Frage und Antwort. Das Projekt ist so aufgebaut, dass das Fragenstellen und Nachfragen erwünscht ist, denn Ziel ist es, einen Dialog zu gestalten. Deswegen fiel der Bericht über die Vita von Frau Dr. Specht knapp aus. Stattdessen bekamen die Schüler*innen ganz viel Zeit, alles zu erfragen, was sie interessierte. So berichtete die Notarin z.B. über die Bedeutung der Familie bei ihrem Beruf, über die Berufslaufbahn eines Diplomaten und die Herausforderungen des Jura-Studiums. Als den Zuhörer*innen die Fragen ausgingen, drehte sie den Spieß einfach um und fragte die jungen Erwachsenen nach ihren aktuellen Berufsplänen, ging auf mögliche Alternativen ein oder erwähnte, was man unbedingt beachten sollte.

So verging die Zeit wie im Fluge und am Ende verließ keiner den Raum, ohne etwas mitgenommen zu haben.

Tobias Pulter, Q2b

Dr. Alexander Tiffert erzählte von seinem Beruf als Unternehmensberater. Er begleitet selbständige Unternehmen bei ihrer Organisationsentwicklung. Wenn ein Unternehmen umstrukturieren möchte, wie beispielsweise die Arbeitsabläufe der Mitarbeiter*innen zusammenhängen, gibt Herr Tiffert Denkanstöße zur Umstrukturierung oder erarbeitet gemeinsam mit seinen Kunden eine Herangehensweise an die Probleme. Dabei ist es ihm wichtig, keine fertigen Lösungen der Probleme vorzugeben, sondern gemeinsam mit den Kunden an einer Umstrukturierung zu arbeiten. Daher sucht er sich gerne Kunden, die den Willen dazu haben, etwas zu verändern, denn dann, so sagt er, macht es viel mehr Spaß, er selbst ist motivierter und auch das Ziel rückt schneller näher. Bei seinem Beruf geht es dem Unternehmensberater weniger um die Summe des Geldes, die er dabei verdient. Auch wenn er mehrere tausend Euro mit einem Projekt verdienen kann, übt er seinen Beruf aus, weil es ihn glücklich macht, am Ende einen zufriedenen Kunden mit einem funktionierenden Umstrukturierungsweg zu sehen. Doch das schwierigste am Beruf sei oftmals gar nicht das Finden eines Lösungsansatzes, sondern das Finden seiner Kunden. Diese muss Herr Tiffert unter anderem auf Messen ansprechen und von seiner Arbeit überzeugen. Dann heißt es : „Guten Tag, ich habe gehört, Ihr Unternehmen hat sich im letzten Jahr sehr vergrößert und viele neue Mitarbeiter bekommen. Das hört sich nach einem großen Erfolg an. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, Ordnung in diesen Wandel zu bringen.“ Einige Kunden kommen nach einem Jahr auch wieder zu Herrn Tiffert, wenn sich das Unternehmen weiterentwickelt hat.
Bei allen Lösungsansätzen, die der gelernte Wirtschaftsingenieur anwendet, bringt eines besonders Klarheit und Ideen: kleinschrittig zu arbeiten und zu gucken, was der nächste Schritt ist. Nach Herrn Tiffert sollte man auf das schauen, was direkt vor einem liegt und nicht nach dem Motto „Wenn ich mich jetzt so entscheide, dann kann ich später das machen und dann in 10 Jahren könnte das diesen Vorteil für mich bringen“ entscheiden. Das ist auch eine der Devisen, die der Unternehmensberater an uns Schüler*innen weitergab. So zu entscheiden, dass wir mit dem jetzigen Schritt glücklich und zufrieden sind und dann zu schauen, was danach auf einen zukommt, was der nächste Schritt ist. Und diese Schritte sollte man dann später auch so akzeptieren. Es kommt meist vieles anders, als man es geplant hatte. In dem Moment, in dem wir eine Entscheidung treffen, entscheiden wir uns danach, was zu diesem Zeitpunkt das Beste ist. Wir treffen sie unter heutigen Umständen und unter dem Wissen, was wir in dem Moment haben. Wenn wir auf Entscheidungen zurückblicken, hätten wir uns unter den jetzigen Umständen vielleicht anders entschieden, aber das Wissen und die Erlebnisse die dazugekommen sind, hatten wir zum Zeitpunkt der Entscheidung noch nicht. Darum gab Herr Tiffert an uns Schüler weiter, wir sollten uns nicht zu große Sorgen um die weit entfernte Zukunft machen, sondern in kleinen Schritten Entscheidungen treffen, die uns in diesem Moment als beste erscheinen.
Wir danken Herrn Dr Alexander Tiffert ganz herzlich für das offene Gespräch und die vielen Antworten auf unsere Fragen!

Lilly Hardt, Q2d