„Wir lernen, Rassist:innen zu sein.“

So lautet das Statement, welches Dr. Dirk Nabers, Professor für Internationale Politische Soziologie gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion am 18. November in unserer Schulaula zum Thema Rassismus  äußerte. Ebenfalls auf der Bühne brachten Aminata Touré, Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags, Luna Simao, ehemalige Schülerin des Johanneums, Patin für „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage.“ und professionelle Sängerin sowie Setara Nabizada, Schülersprecherin, ihre Gedanken zu diesem wichtigen Thema ein. Geleitet wurde die Diskussion von der schleswig-holsteinischen Landessiegerin des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ Helena Stöter aus der 9d.

Bereits am Morgen beim Vorbeigehen an der Aula konnte man hören, dass an diesem Tag etwas Besonderes am Johanneum geschehen würde. Auch die Stickerstände und Plakate rund um den Schulhof deuteten auf das Problem unserer Gesellschaft hin, um das sich heute alles drehen sollte. So versammelten sich Klassen aus den verschiedenen Jahrgängen 9-Q2 teils in der Aula und teils vor den Bildschirmen des Livestreams, denn dieses Thema betrifft uns alle. Sogar der NDR war Gast bei uns, um mit einem Bericht auf unsere Aktion aufmerksam zu machen.

Luna Simaos Gang auf die Bühne und ihr performter Song „Brownskingirl“ bedeutete den Anfang der Veranstaltung. Nicht nur ihre unglaubliche Stimme sorgte für Gänsehaut-Momente, auch ihre tiefgründigen Texte, in denen sie sich als „braunes Mädchen in einem weißen Land“ beschreibt und davon erzählt, dass Leute sie auf ihr Aussehen reduzieren und aufgrund dessen vorurteilen, ließen den:die ein oder andere:n des Publikums emotional werden.

 

 

Mit lautem Applaus begleitet verließ die Sängerin die Bühne und übergab das Mikrofon wortwörtlich an Emma Petersen aus der Q2, die mit großen Worten in einem Poetry Slam zu den Zuschauern sprach. Mit eindrucksvollen Versen wie „Rassismus ist, wenn der Platz neben dir frei bleibt“ oder „(…) wenn sich das Gedankenkarussel dreht“ brachte auch sie das Thema Rassismus auf den Punkt.

 

Augen zu und durch

 

Rassismus ist, wenn du angesehen wirst

Wobei von „Ansehen“ nicht die Rede sein kann

Der Blick von Anfang an unmissverständlich, du passt hier nicht rein man

Und was sagen all die anderen dazu? – Mh okay nichts

Diese implizite Botschaft allein du hast sie empfangen

Denn dieser Ausdruck ist nichts Neues und das Gefühl im Anschluss auch nicht

 

Rassismus ist, wenn der Platz neben dir freibleibt

Wie immer, obwohl sich in der Bahn schon ein Stehender an den anderen reiht

Ja, wer will schon neben einem Schwarzen sitzen?

Nicht, dass der einem noch das Handy klaut und womöglich damit abhaut,

Denn schwarze Menschen, die klauen schließlich

 

Rassismus ist, wenn sich das Gedankenkarussell dreht

Du statt Freude nur noch Furcht fühlst vor den Menschen, die da stehen

Dich nicht kennen, was sie denken, was sie sagen, was sie sehen

Deine Drehung wird bloß schneller, dort drinnen herrscht Windstärke zehn

Und du bist machtlos, ja wer kann schon das Wetter kontrollieren

Wappnest dich also mit Worten und wartest ab, was dann passiert

 

Rassismus ist, wenn du dir anhören musst, dass ihr alle so schöne Haare habt

Einsortiert, unfreiwillig kategorisiert, in eine Gruppe, die dich reduziert,

Komplett komprimiert auf das eine, was du zwar bist, ja, was dich irgendwie ausmacht

Aber noch lang nicht zeigt, was du alles in dir hast

 

Schublade auf, denn das ist so schön einfach

Schublade zu, weil es das so leicht macht

Aus den Augen, aus dem Sinn, heißt es ja so schön

Schlichtweg nicht mehr hinsehen, weggehen, Ohren zu und umdrehen

Doch das: Das ist die wirkliche Substanz des Problems.

 

In einer anschließenden Impulsrede der Politikerin Aminata Touré formten sich in unseren Köpfen gesellschafts-, aber auch selbstkritische Fragen, wie „Warum ist es überhaupt wichtig, einzuschreiten?“ oder „Was muss ich in einer Gesellschaft leisten, die rassismuskritischer sein soll?“. Sie sprach außerdem über ihre eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung in der Schule, wo es nicht die Lehrer:innen waren, die für sie einstanden, sondern ihre Mitschüler:innen. So wüssten wir bereits, was das Problem sei, würden jedoch viel zu oft schweigen, statt einzuschreiten. Abschließend deutete Setara Nabizada mit einem bewegenden Vortrag auf die Problematik des Zwiespalts zwischen dem Druck, gewisse Erwartungen zu erfüllen und dennoch nicht dem Bild des „typisch Deutschen“ entsprechen zu können, hin.

Nach der anschließenden Vorstellungsrunde stieg man sofort in das Thema ein, mit einer Frage von Helena Stöter an die Teilnehmer:innen der Diskussionsrunde, inwiefern sie sich mit dem Thema Rassismus verbunden fühlen. Hierbei stachen vor allen Dingen eigene Erfahrungen heraus, die sich sowohl auf die eigene Persönlichkeit, als auch Menschen im eigenen Umfeld, wie zum Beispiel bei Dr. Dirk Nabers, dessen Frau koreanische Wurzeln hat, bezogen. Doch dieser Kampf um diese wesentlichen Menschenrechte erfordert Kraft, die nicht immer vorhanden ist und Motivation benötigt. So ist für Setara der Gedanke einer starken Gemeinschaft, die zusammen auf Konfrontationskurs geht und für Aufklärung sorgt. Genau das ist das Bild, das für Aminata Touré Wirklichkeit geworden ist: ein Plenarsaal voller diverser Persönlichkeiten, die als eine große Gruppe sich das Ziel der Bekämpfung von Rassismus vorgenommen hatten. Ein Anblick, der ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen und für Antrieb sorgen würde. 

Worte. Ein Mittel zum Erschaffen und dennoch zum Zerstören. Sie können alles und nichts sein. Denn: „Sprache lebt, Sprache produziert uns als Personen“ – so Professor Dr. Dirk Nabers. Demnach umso wichtiger, dies als Aspekt der Podiumsdiskussion aufzugreifen. So ist es bei dem Thema Rassismus immer ausschlaggebender geworden, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen und die Macht der Worte nicht zu missbrauchen. „Zuhören, zuhören, zuhören!“, heißt es deshalb von Luna Simao, die betont, dass es für den Anderen mehr sein kann als nur ein Satz. 

Auf die Frage, ob es jemals eine finale politisch korrekte Sprache geben wird, antwortet Dr. Dirk Nabers ohne zu zögern: „Nein.“ Denn dann gäbe es einen Totalitarismus, der nicht mehr den Raum für Diskussionen bieten würde, den Worte brauche. Doch genau diesen nutze das Johanneum an diesem besonderen Tag, um die Sprache, die keinen Menschen ausschließt, zu unterstützen. Deshalb trugen viele Schüler:innen und Lehrer:innen Protest-T-Shirts, die sich gegen das Verbot des Genderns in Klausuren und Klassenarbeiten in Klausuren positionierten, da es das Schöne an Sprache ist, dass sie ein wandelndes Medium und eine Ausdrucksform unserer Generation zugleich ist, so die Sängerin Luna.

Pipi Langstrumpf hat vermutlich jede:r von uns in seiner Kindheit selbst gelesen oder vorgelesen bekommen. Doch ist einem dabei auch aufgefallen, dass ein „N-Wort-König“ eine der tragenden Rollen spielt? Denn es sind solche Medien – auch scheinbar harmlose Kinderliteratur – die zu problematischem Erinnerungsgut beitragen. Denn genau dies ist das Beispiel, das Luna Simao als Antwort auf die Frage gibt, ob solche Formulierungen als Kulturgut zu werten oder zu verändern sind. Aminata Touré macht außerdem darauf aufmerksam, dass das „N-Wort“ nie neutral gemeint war, sondern schon immer eine Fremdbezeichnung gewesen ist. Und genau diese nehmen Menschen unbewusst mit, wenn sie in ihrer Kindheit damit konfrontiert ohne darüber aufgeklärt zu werden. Aber auch wenn die Bedeutung solcher Worte oftmals verletzend ist, nutzen manche BPOC (Black People of Colour), unter anderem im Zuge eines Rap-Textes, eben diese zur Selbstermächtigung, indem sie sich „das Wort zu sich zurückholen“, verdeutlicht Aminata Touré.

Unter anderem wurden bei der Podiumsdiskussion persönliche Erfahrungen mit Rassismus ausgetauscht, denn dieser ist sehr vielfältig. Im Großen und Ganzen kann man ihn in drei verschiedene Arten einteilen. So gibt es Diskriminierung in Form von Worten, Gewalt, aber auch indirekt. Luna Simao beschreibt vor allem Letzteres aus ihrem Alltag. Dazu gehören Gesichtsausdrücke, in Komplimenten verpackte rassistische Aussagen und die Klassifizierung und Vorurteilen über sie aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe. Wenn sie die Kraft dazu hat, beginnt sie Diskussionen, in denen sie vor allem Zuhören und ein Ernstnehmen des Gegenübers fordert. Doch sie gibt auch zu, dass sie manchmal selbst gezwungenermaßen die Anmerkungen „toleriert“. Setara betont allerdings, dass es sich für sie immer lohnt, den Gegenpart anzusprechen, damit deutlich wird, dass die rassistisch behandelten Personen nicht die Opferrolle einnehmen. Aber auch das Bemerken von Fremdenfeindlichkeit gegenüber geliebten Mitmenschen löst Gefühle wie Wut und Angst aus, wie es bei Professor Dr. Dirk Nabers im Alltag immer wieder der Fall ist. 

Nach einer längeren Aussprache über die Problematik im Allgemeinen, richtete sich die Podiumsdiskussion nun auf den Raum, den das Johanneum selbst für Rassismus bieten kann und den es zu verändern gilt. Vielerlei Ereignisse bekam Luna Simao selbst an unserer Schule mit. So berichtet sie von Menschen mit Migrationshintergrund, die während ihrer Schullaufbahn immer weniger wurden und größtenteils abgingen oder abgehen mussten. Ihr Appell richtet sich daher nicht nur an die anderen Gäste der Podiumsdiskussion, sondern vor allem an das Publikum, Schüler:innen, Lehrer:innen, Eltern. Schule solle keinen Platz für Rassismus bieten, sondern im Gegenteil dagegen ankämpfen. Setara unterstützt diese Aussage, allerdings merkt sie ebenso an, dass sie einen deutlichen Fortschritt erkennen kann. So führt sie nicht nur die Antidiskriminierungs-AG auf, sondern deutet ebenfalls auf eine Aktion wie diese Diskussionsrunde hin. Aminata Touré betont in diesem Zuge erneut, dass die Bekämpfung von Rassismus eine Aufgabe dieser Gemeinschaft, für jede:n Einzelne:n und die Schule als Gesamtheit, ist. Dagegen anzugehen, ist eine Pflicht für alle gemeinsam, denn laut Herrn Dr. Nabers würden wir alle lernen, Rassist:innen zu sein. Der Professor analysiert unter anderem Verhaltensweisen der Gesellschaft und sieht den Ursprung von Diskriminierung darin, dass uns ein solches Denken bereits in die Wiege gelegt wird. Luna Simao findet deshalb, dass es nur Hand in Hand möglich ist, dagegen anzugehen, wie es unter anderem durch Tage wie diese der Fall sein kann, an denen auf das Thema aufmerksam gemacht wird. 

Hierbei stellt sich allerdings die Frage, ob eben solche politischen Statements etwas kosten dürfen. Professor Dr. Dirk Nabers hat hierzu eine klare Meinung. In unserer Gesellschaft seien Symbole sehr wichtig und müssten fortgesetzt werden. Vor allem durch Vorbilder wie Aminata Touré oder Luna Simao könnte in dem Denken der Menschen etwas verändert werden. 

Auf Social Media hingegen ist dies viel zu häufig noch nicht der Fall. Helena Stöter konfrontiert in Bezug zu diesem Thema die Gäste mit einem Filter bei Instagram, der dafür sorgte, dass die Haut dunkel gefärbt wird. Luna Simao sieht hierbei vor allem die Gefahr der Anonymität, die dafür sorgen würde, dass Menschen sich dahinter verstecken würden und Rassismus in einer anderen Art und Weise angekurbelt würde. Ein weiteres Problem seien aus Aminata Tourés Sicht ebenfalls Algorithmen, die sich zu einem großen Teil ebenfalls als diskriminierend zeigen würden. In Social Media sieht sie zwei Seiten der Medaille. Auf der einen Seite biete sie die Möglichkeit für Vernetzungen und gegenseitige Unterstützung von Menschen, die mit Rassismus konfrontiert würden, auf der anderen Seite ist sie der Meinung, dass viele Personen selbst mit der Verwendung ihres wahren Namens ungehemmter geworden seien, rassistische Äußerungen im Internet zu teilen. Doch ist Cancel Culture hierbei Öl ins Feuer oder hilfreich? Setara bezieht sich hierbei vor allem auf die Menschen, die hinter den Nachrichten stecken und kritisiert, dass durch ein Löschen der Nachrichten dennoch keine Konsequenzen für die Verfasser:innen entstehen. Aminata Touré unterscheidet hierbei zwischen zwei Ebenen. Sie sieht es als das Recht des Nutzers, bei dem eigenen Account zu entscheiden, ob Nachrichten gelöscht werden, oder nicht. allerdings sei es ebenfalls die Verantwortung der Plattform selbst, die einen besseren rechtlichen Rahmen bieten müsste, denn das Internet sei kein rechtsfreier Raum. Luna Simao nimmt vor allem Bezug auf die Verfasser:innen. So würde ein Löschen ihrer Nachrichten dazu führen, dass sich diese in der Opferrolle fühlen würden und in ihrem Denken unterstützt würden. 

Im direkten Gespräch gibt es oft die Erfahrung, dass man Menschen auf rassistische Aussagen oder Handlungen aufmerksam macht und infolgedessen nur noch gegen eine Wand redet. Um dieses Szenario, was wir vermutlich alle kennen und nachempfinden können, zu vermeiden, müsse bereits in Kindergärten und Schulen mit Präventionsarbeit begonnen werden, erklärt Aminata Touré. Die meisten Erwachsenen seien viel schwieriger zu erreichen und in ihrem Denken zu ändern. Daher müssten Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft miteinander handeln und gegen „rassistisches Gedankengut“ angehen, das viel zu oft noch als eine Meinung angesehen wird. Luna Simao ist daher der Ansicht, dass es wichtig sei, anzuerkennen, dass Rassismus eine jahrhunderte alte Struktur sei, die sich etabliert habe und die immer wieder reproduziert werde. Man müsse sich daher selbst darüber bewusst werden. Auch Professor Dr. Dirk Nabers erklärt, dass sich Kategorien erst auflösen, wenn sie hinterfragt werden. So sei eine Einteilung in zwei Pole die falsche Herangehensweise. 

Dennoch denken wir viel zu oft noch in Schubladen, weshalb Helena Stöter ebenfalls hierauf einging. Nach Aminata Touré sei es vermutlich normal, erst einmal solche Gedankengänge zu haben, es mache jedoch den Unterschied, wie man anschließend handeln würde. Helfen würden hierbei natürlich auch Bücher über das Thema. An dieser Stelle erinnerte sich die Politikerin an ihrer Abschlussarbeit, bei der sie fast keine deutschen Bücher zu der Thematik fand und lediglich aus us-amerikanischer Literatur ihr Wissen zog. Heutzutage habe sich dies grundlegend geändert. Auch Luna Simao lobt diese Entwicklung und deutet erneut darauf hin, wie wichtig daher Veranstaltungen wie diese Podiumsdiskussion seien.

Eine Rassismus-freie Gesellschaft – sicherlich eine vielversprechende Hoffnung für uns alle – ist ein Ziel, welches viele Aktivist:innen, Politiker:innen, aber auch Menschen, die es tagtäglich selbst miterleben, gemeinsam anstreben. Doch ist es eine realistische Aussicht, für die man nur ein wenig mehr Beteiligung von allen braucht, um sie zu erreichen? „Müssen wir diese Frage hier und jetzt beantworten, um motiviert zu sein? – Natürlich nicht.“ lautet Luna Simaos Antwort auf die Frage, ob es jemals eine Rassismus-freie Welt geben wird. Statt jetzt aktiv mitzumachen, ist schlichtes Warten auf eine bessere Zukunft also genauso ineffektiv, wie das sofortige Aufgeben des Kampfes gegen Rassismus. Dieser Gedankenansatz, nicht warten, sondern machen, wird auch weiterhin in der Podiumsdiskussion stark vertreten. Um das Problem jedoch an den Ursachen statt den Symptomen zu bekämpfen, muss man Rassismus in einzelne Aspekte einteilen können, zu welchen auch der Aspekt der ständigen Klassifizierung in unserer Gesellschaft, erfolgt durch Fremdenfeindlichkeit, dazu gehört. Und das Erklären dieses Verhaltens als etwas Natürliches und etwas, was wir Menschen schon seit Jahrtausenden angeblich zu unserem Schutz nutzen, ist, schon rein wissenschaftlich gesehen, gänzlich falsch. Nämlich besitzen wir Menschen kein kollektives psychologisches Bewusstsein, was Rassismus angeht, wie Dr. Pr. Dirk Nabers es deutlich zu verstehen gibt. 

Einen Übergang von den allgemeinen und moralischen Fragen dieser Diskussion bot die einleitende Frage von Moderatorin Helena Stöter über die eigene Erfahrung der vier Persönlichkeiten auf der Bühne mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. „Warum denkt diese Person, dass sie das Recht dazu hat?“ fragte Setara Nabizada, als sie sich an ihren ersten Zusammenstoß mit hasserfüllten und rassistischen Kommentaren erinnerte. Sie berichtet außerdem, dass es ihr an nötiger Vorbereitung für eine so respektlose Behandlung gefehlt hatte, da sie schließlich nur neun Jahre alt war, als sie das erste mal eine Erfahrung mit Rassismus gemacht hatte. Aber Rassismus kann nicht nur zur einer großen Enttäuschung, sondern auch zu einer so starken Motivation führen, wie man sie am Beispiel von Aminata Touré erkennen kann. Für sie war ihre Erfahrung mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ein endgültiges Zeichen dafür, dass sie persönlich den Kampf gegen Rassismus antreten wollte, indem sie sich politisch dafür engagierte. 

Aber schließlich waren es doch mehrheitlich schmerzvolle Erinnerungen, die bei dieser letzten, eher persönlichen, Frage der Diskussion aufkamen. Nach einer bewegenden Zeit in einer regen Unterhaltung miteinander, durften die vier Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion sich abschließend, auf Helena Stöters Anforderung, in ihrer Schlussrede zu dem Thema äußern. Was wollten sie unserer Schule und unseren Schüler:innen auf den Weg zum Thema Rassismus mitgeben? 

„Es kann ganz einfach sein, und es beginnt damit, dass wir einander zuhören“, bestätigt Aminata Touré, denn antirassistisch zu leben und zu handeln, ist nicht kompliziert, wenn jede:r einzeln:e etwas durch sein Handeln verändert. Setara Nabizadas Statement überzeugte zum Schluss nochmal von der Wichtigkeit des Fortschritts im Kampf gegen Rassismus: „Wir sind weitergekommen, jedoch sind wir noch lange nicht am Ziel.“

Die Zuschauer sowie die Teilnehmer:innen der Diskussion hatten zum Schluss erneut die einzigartige Möglichkeit, Luna Simao mit ihrem Hit-Song „Sein Wie Sie“ live oder per Livestream auf der Bühne zu hören.

Die verzaubernden Klänge des sanften Rhythm and Blues, die unsere Aula nun zuletzt erfüllten, ließen jedoch nicht die Aufmerksamkeit des Publikums die Lyrics überhören. Vor allem der Vers „Du musst nicht sein wie sie, um jemand zu sein.“ fasste die vorhin stattfindende Debatte so gut wie möglich zusammen: Wir dürfen Rassismus nicht einfach ignorieren, wie es andere tun, aber wir müssen aufstehen und für uns und unsere Mitmenschen kämpfen. Wir müssen uns nicht von der Gleichheit und Meinung anderer unterdrücken lassen, um jemand zu sein. 

Josefin Greve (Ec) und Daria Serdiuk (Ed), für die Presse-AG