Quantenakademie 2022
Die letzten zwei Ferienwochen begannen gerade, als ich noch einmal an einer intensiven und ereignisreichen Akademiezeit, nämlich der „Deutschen JuniorAkademie“ teilnehmen durfte.
Diese richtet sich, anders als die „JuniorAkademie“ , bundesweit an alle interessierten Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II.
Die „Deutsche JuniorAkademie“ bot neben Akademieangeboten in Präsenz über den gesamten Sommer verteilt dieses Jahr auch eine „Digitale QuantenAkademie“ mit vier verschiedenen Kursen rund um das Thema „Quanten“ an, wofür ich mich entschieden hatte.
Neben der „Quanteninformationstheorie“, für die ich mich beworben hatte, gab es noch die Kurse „Quantenoptik und ihre Anwendungen“, „Kant würfelt nicht, Gott schon“, in welchem ein philosophischer Blick auf die Quantentheorie geworfen wurde, und „Post-Quanten-Kryptographie“, in denen die insgesamt rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der in Kurseinheiten arbeiteten und sich am Abend in kursübergreifenden Aktivitäten zusammenfinden und vernetzen konnten.
Ein gewöhnlicher Akademietag begann um neun Uhr morgens mit einem Plenum, bei dem Wichtiges angekündigt und die kursübergreifenden Aktivitäten geplant wurden.
Gleich danach ging es weiter in zwei dreistündige Kursschienen und einer Mittagspause dazwischen.
Am Abend nach einer kurzen Pause für das Abendessen starteten die kursübergreifenden Aktivitäten, die meist viel länger bis in die Nacht Anklang fanden als bis zum offiziellen Schluss um 22:00 Uhr, wodurch sich im Laufe der Woche immer mehr Müdigkeit einschlich, die es aber definitiv auch wert war.
Dadurch, dass alle Teilnehmenden kreativ am kursübergreifenden Programm mitwirken konnten, entstanden ein Kompositionsteam, ein Programmiertreff, ein Designkurs, Debattenrunden, Schachtourniere und andere Wettbewerbe, aber auch einfach nur Angebote zum Austausch über bestimmte Themen.
Sehr beliebt waren auch Spiele und Unterhaltung wie „Gartic Phone“, was natürlich in der digitalen Form der Akademie naheliegend war.
Natürlich wichen die Möglichkeiten der digitalen Form ein wenig von denen einer Akademie in Präsenz ab (beispielsweise konnte es kein Nähatelier oder keinen Sport geben), aber zu meiner Überraschung muss ich sagen, dass die gegebenen Möglichkeiten wirklich gut ausgenutzt wurden und von dem Akademieteam wirklich viel möglich gemacht wurde, sodass die Erfahrungen denen einer Akademie in Präsenz ebenbürtig waren.
Ein minimaler Nebeneffekt der Digitalität war aber wohl, dass man dazu neigte, eckige Augen zu bekommen nach im Durchschnitt über 10 Stunden digitalem Teamwork am Tag.
Aber auch dagegen hatte sich das Akademieteam etwas für den Sonntag überlegt, der die Halbzeit unserer Akademie darstellte. Dort mussten wir nämlich in Teams bestehend aus Teilnehmern aller Kurse eine „Quanten-Rallye“ absolvieren, bei der nicht nur knifflige Rätsel gelöst, sondern auch asynchron Orte und Gegenstände in der Natur gefunden werden mussten für kreative und lustige Aufgaben, sodass man auch mal wieder an die frische Luft kam und sich bewegen musste.
Am Abend gab es im Rahmen des „Zukunftsabends“ die Möglichkeit, die Kursleiter und Kursleiterinnen über ihre Laufbahn auszufragen und alles über Stipendien und das Studium zu erfahren, um Eindrücke über Möglichkeiten zu erhalten und vielleicht sogar schon ein Stück Klarheit zu bekommen bei der Planung der eigenen Zukunft.
Für meinen Kurs der „Quanteninformationstheorie“ mussten wir im Vorhinein ein ausführliches Skript bearbeiten, das uns die mathematischen Grundlagen vermittelte, wie zum Beispiel Vektoren, algebraische Körper, komplexe Zahlen oder die Polardarstellung dieser, und das so mithilfe von Aufgaben in die Thematik einführte.
Mit dieser soliden Grundlage gewappnet starteten wir an den ersten beiden Tagen direkt durch in einem Vorlesungsformat, das uns weitere essenzielle mathematische Werkzeuge vermittelte in der Vektorrechnung sowie linearen Abbildungen, Transformationen zwischen Koordinatensystemen und schlussendlich Quantenschaltungen und -gattern.
In Gruppenarbeit machten wir uns zwischendurch an Aufgaben und ein wenig später an Projekte zur Bloch-Kugel oder der Zeitentwicklung.
Die zwei Kursleiter standen uns immer zur Seite und durch die Digitalität konnten viel schneller Räume gewechselt oder Notizen und Rechnungen für alle sichtbar gemacht werden.
In den letzten Tagen wandten wir uns noch dem Deutsch-Josza- und dem Shor-Algorithmus zu, um diese nachzuvollziehen und nachzurechnen.
Ein Highlight war der Live-Stream zu IBM, bei dem man uns Interessantes zu deren aktuellen Quantencomputern und Quantenschaltungen näherbringen konnten und auf deren Webseite jeder selbst Quantenschaltungen zusammenbauen und laufen lassen konnte.
Am Mittwochabend hatten wir ein vielfältiges Programm im Rahmen des bunten Abends, der gleichzeitig auch als Abschiedsprogramm galt. Leider musste so wie alles auch die Akademiezeit ein Ende nehmen, die sich im Nachhinein als viel zu kurz angefühlt hat für all die interessanten Themen und die Kontakte zu den anderen TeilnehmerInnen.
Aber natürlich haben wir alle Kontakte ausgetauscht und noch Abschlussnachrichten für die Menschen hinterlassen, die wir kennengelernt hatten, genauso wie auch damals bei der JuniorAkademie in Präsenz in St. Peter Ording.
Im Allgemeinen war die Akademie eine unglaublich bereichernde Zeit, die durch die Digitalität in keiner Weise eingeschränkt wurde. Ich konnte nicht nur viel neues Wissen, sondern auch neue Freunde mitnehmen und Menschen kennenlernen, die ein ebenso großes Interesse besitzen und von der gleichen Motivation getragen werden wie ich.
Ich kann nur jeder und jedem empfehlen, diese Erfahrungen auch zu machen und offen zu sein für neue Themen und neue Bekanntschaften, denn letztendlich stellt es sich immer heraus, dass dies zu bereichernden Erfahrungen und Bekanntschaften führt, aus denen man etwas mitnehmen kann und sollte.
Lissy Reim, Q1a