„Selig sind die Toten“

Als die Namen der Verstorbenen innerhalb der St. Jacobi Gemeinde dieses Jahres vorgelesen werden, ist es in dem großen, von Kerzenlicht durchflutenden Kirchenschiff andächtig still. Den Toten im Raum der Stille noch eine letzte Ehre erweisen, der Gestorbenen des vergangenen Jahres gedenken, bevor der Weihnachtstrubel wieder losgeht, Menschen auf der Suche nach Geschenken durch die Stadt hetzen und das Jahr langsam zu Ende geht. „Selig sind die Toten“. So heißt schließlich die Kantate von Georg Friedrich Telemann, die zum Vorabend des Totensonntags die Jacobi-Kirche in melancholische Stimmung hüllte und die kommende Weihnachtszeit mit barocken Klängen einläutete.

Während in der Altstadt noch die letzten Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt liefen, sang der Oberstufenchor, zusammen mit dem Eltern-Lehrer:innen-Freund:innen-Chor unter der Leitung von Eva-Maria Salomon die Kantate „Selig sind die Toten“ Telemanns anlässlich des jährlich stattfindenden gemeinsamen Musik-Gottesdienstes in der St. Jakobi-Kirche. Romy Pohl (Sopran), Karl Hänsel (Tenor) und Simeon Nachtsheim (Bass) traten als Solist:innen auf und wurden von dem Kammerorchester des Johanneums, das von einigen Aushilfen bereichtert wurde, unterstützt.

Vormittags wurde das erste Mal mit allen zusammen geprobt und nach einer Essensstärkung, die vom Musikverein organisiert und von Q2-Schüler:innen gebacken und geschmiert worden ist, Dankeschön!!, ging es anschließend in der Kirche weiter. Trotz des erfüllenden Klangteppichs ließ die kalte Kirche einige ihre Handschuhe anziehen.

Die Tradition, dass das Johanneum diesen Gottesdienst, der von Lutz und Kathrin Jedeck geleitet wird, musikalisch gestaltet, besteht schon seit 2005. Meist kamen hier Bachkantaten zum Einsatz.

Bach und Händel. Das sind die beiden deutschen Komponisten, die häufig zuerst mit der Barockzeit in Verbindung gebracht werden: Doch oft wird Telemann, der zwar zu seinen Lebzeiten quasi als Multitalent bezeichnet wurde, heute vergessen. Der Komponist verpasste jedoch seinen Stücken mit nicht zu komplizierten Melodien, aber trotzdem einfallsreichen Details, einen kurzweiligen und spannenden Charakter.

1722 – also vor genau 300 Jahren – komponierte Georg Philipp Telemann die Kantate „Selig sind die Toten“ für die Beerdigung des hochgeschätzten Bürgermeisters der Hansestadt Hamburg. Er hatte nur eine Woche Zeit diese Kantate niederzuschreiben, aber er schaffte es, seiner Aufgabe gerecht zu werden und die Kernaussagen des Totensonntags bzw. der christlichen Auferstehungshoffnung zusammenzufassen. Und dazu auch, seine eigenes Umfeld, seine Familie und Freunde, vor dem Jahresende noch einmal wertzuschätzen! Deshalb war der diesjährige Gottesdienst ein ganz besonderer – vielen Dank vor allem an Frau Salomon und Herrn Maetzel für die Organisation!

Nach einem ersten Teil der Predigt war es dann für alle Mitwirkende an der Zeit mit Telemanns Musik die Kirche mit erfüllenden Klängen zu erleuchten, kalte Hände warm werden zu lassen und gemeinsam einen anfliegenden Hauch von Weihnachtsstimmung zu verbreiten.

Naomi Reitemeier, Ee

Fotos: Jonas Tochtermann für die Foto-AG, Martin Salomon

Film: Inken Christiansen