Black Poetry Slam

Im Zuge des Black History Months wurde ich von unserer Antidiskriminierungs-AG angefragt, einen lyrischen Text über die Thematik zu schreiben. Da ich selbst als weiße Person mich nicht in der Position gesehen habe, ohne intensives Auseinandersetzen damit über Rassismus zu schreiben, habe ich mit einer Freundin mit Migrationshintergrund gesprochen. Der Poetry Slam, der dabei entstanden ist, ist nun hier zu hören und zu lesen.

Selbst die Kleinsten unter uns,

vier Kerzen auf der Torte,

haben vielleicht keine Worte,

doch lassen Taten folgen.

Alles, was fremd ist und nicht die gleiche Hautfarbe trägt,

Sprache spricht,

gehört prinzipiell nicht

mit in die Sandkiste, die Kita, in diese Gesellschaft.

 

Doch wo soll das hinführen,

wenn die Großen in Kinderbüchern die Kleinen belehren,

dass alles, was einen arabischen Vornamen trägt, in eine eigene Schublade gehört

und ganz gewiss in der deutschen stört?

Und wenn die Großen in Schulen die Großen in die Ecke drängen,

die Menschenwürde an den Nagel hängen,

nur weil nicht alle im deutschen Sprachgewirr den Weg finden,

nur um zu sehen, wie sie sich winden,

dann weiß ich einfach nicht mehr, wieso Respekt im Duden großgeschrieben wird.

 

Und nein, verdammt, wir sind hier nicht „auf dem Bazar“,

nur weil jemand Persisches seine Note nicht gerechtfertigt findet,

die doch auch nur deshalb entstanden war,

weil die Faulheit, den vielleicht etwas holprigeren aber dennoch ebenso wertvollen Text wirklich gewissenhaft zu lesen, in Rassismus mündet.

 

Doch nicht nur in der Schule werden Steine in den Weg gelegt,

nein, denn warum wird die Bewerbung vom Tisch gefegt,

wenn nicht, um Vielfalt in der Arbeitswelt zu meiden

oder doch eher, um sich an hilflosen Blicken zu weiden,

die zu Menschen gehören, die den Fehler bei sich suchen,

sich selbst verfluchen,

obwohl das Problem nicht bei ihnen, sondern den Anderen liegt.

Die Anderen, die sich die besseren Jobs krallen,

auch wenn sie nur besser gefallen,

weil … ja, warum eigentlich?

Weil ihr Gesicht

nicht dem eines Ausländers entspricht?

 

Ich will nicht mehr mit ansehen,

wie Wildfremde sich das Recht nehmen,

andere Menschen zu beleidigen

oder überhaupt in irgendeiner Weise zu kommentieren,

denn, und das hoffe ich, wird bald keiner mehr applaudieren,

wenn sich im Supermarkt jemand über eine Person empört,

die ihn in seinem Weltbild stört.

 

Denn es kann doch nicht sein, dass Menschen, die es in ihrer Heimat liebten, vor Menschen zu reden

und nun entgegen

ihrer eigenen Gewohnheit,

die Freiheit,

zu sprechen,

lieber brechen,

lieber schweigen,

um nicht zu zeigen,

dass der Akzent da ist.

Menschen, die nun lieber schreien und weglaufen wollen vor diesen Augen,

die keinen Fehler erlauben,

kein falsches Wort, was sich aus dem zusammengepressten Mund stiehlt,

der bisher doch sonst auch nicht immer alles zurückhielt.

 

Aber wie soll sich etwas ändern, wenn Menschen in ihren Kapseln bleiben,

Hassnachrichten schreiben,

nur weil sie ihre festen Denkweisen nicht ändern wollen,

weil es so viel einfacher ist, gegen andere zu grollen

statt gegen sich selbst.

Anscheinend sieht sich niemand mehr in der Verantwortung, den Mund aufzumachen,

wenn Menschen Rassismus in Witze verpacken und andere lachen.

Doch das ist falsch, jeder sollte darüber reden,

überlegen,

inwiefern eigene oder fremde Handlungen kritisch zu betrachten sind

oder aber, warum das Blut durch die Finger rinnt,

wenn ein Herz gebrochen wird,

denn das wird es, wenn jemand zum ungefähr fünfzigsten Mal eine rassistische Bemerkung hört.

 

Schule ohne Rassismus, das heißt auch Schule mit Courage, mit Toleranz, mit Offenheit,

damit nicht irgendwann wirklich jemand schreit,

wegläuft vor diesen Augen der anderen Kinder in der Sandkiste,

in der doch noch viel mehr Platz sein müsste.

Und ja, da ist Platz für alle und damit meine ich auch diejenigen, die nicht diese Sprache sprechen.

Ich will nicht, dass weitere Herzen brechen.

Text: Josefin Greve, Q1c

Foto: pixabay