Willy-Brandt-Rede 2024: ”War and Peace in Europe”

Foto: © Olaf Malzahn

Jedes Jahr lädt die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung zur Feier von Willy Brandts Geburtstag eine herausgehobene Persönlichkeit ein, die Willy-Brandt-Rede zu halten, und jedes Jahr sorgt die Johanneum-Big-Band für die musikalische Untermalung. Doch in 2024 waren einige Dinge außergewöhnlich: Der Festredner, der ehemalige schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven, hielt die Rede in der Aula des Johanneums, und zwar auf Englisch – und das Geschichtsprofil von Herrn Klinger durfte schon am Vormittag im Willy-Brandt-Haus eine politische Diskussion mit Herrn Löfven führen.

Um 10:00 Uhr trafen sich die 19 Schülerinnen und Schüler des Johanneums vor dem Willy-Brandt-Haus, noch etwas unsicher, wie man ein Gespräch mit einem hochrangigen Politiker führen soll und ob die Verständigung auf Englisch überhaupt problemlos funktionieren würde. Aber diese Bedenken stellten sich schnell als ungerechtfertigt heraus.

“Already during my time as Prime Minister of Sweden, meeting young people and getting to know their ideas was very important to me”, so begann Stefan Löfven das Gespräch – und damit war das Eis sofort gebrochen und eine lebhafte Diskussion entwickelte sich. Die Fragen reichten von persönlichen Herausforderungen und Errungenschaften über den Rechtsruck in Europa und Herausforderungen für die Demokratie bis zur internationalen Politik und dem Umgang mit Trump und Putin.

In besonderer Erinnerung bleibt Stefan Löfvens Antwort auf die Frage, was sein Rat an junge Leute sei und wie er die Hoffnung behalte, dass die Dinge sich zum Besseren entwickeln könnten: “It’s human beings that make politics, and people can learn and be active and keep up democracy – we must never give up hope!“

Hier findet sich der Bericht des NDR zu dieser ganz besonderen Politik-Stunde:

Lübeck: Schwedischer Politiker hält Willy-Brandt-Rede | NDR.de – Fernsehen – Sendungen A-Z – Schleswig-Holstein Magazin

Im Zentrum der Willy-Brandt-Rede am Abend stand dann die Bedeutung der internationalen Kooperation in einer von vielfachen Krisen gekennzeichneten Welt. Stefan Löfven griff zurück auf Willy Brandts Konzept der Weltinnenpolitik, in der die Innen- und Außenpolitik der Staaten eng miteinander verknüpft sind, und zeigte, warum Isolationismus ungeeignet ist, um Probleme wie die Klimakrise oder die Geringschätzung der Demokratie zu lösen. Eine ehrliche Zusammenarbeit müsse das Wohl aller Menschen zum Ziel haben, hierbei seien Kriege, Populismus und Lügen die größten Hindernisse auf dem Weg zu einer solidarischen, friedlichen Weltgemeinschaft.

Auch an dieser Stelle zeigte Stefan Löfven sich überzeugt, dass Fortschritt möglich ist, und forderte das Publikum auf, die Hoffnung zu bewahren, denn – wie Willy Brandt gesagt hat –, „Zur Summe meines Lebens gehört im Übrigen, dass es Ausweglosigkeit nicht gibt.“

Das Publikum applaudierte, die Johanneum-Big-Band spielte noch eine Zugabe und die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung lud zum Empfang in die Mensa des Johanneums – es war ein rundum gelungener Tag und wir freuen uns schon auf die Willy-Brandt-Rede 2025!

Hier lassen sich die Rede und die musikalische Umrahmung anschauen.

Text: Katja Benkert

Fotos: Anne Küpperbusch, (c) Olaf Malzahn/BWBS