Gesprochene Bilder

Worte sind nicht einfach nur Werkzeuge. Es sind Phiolen, die Poeten und Poetinnen mit Gefühlen füllen und erst dadurch den Text zu etwas Besonderem machen. Genauso war es auch am Abend des 6. März, an dem der Poetry Slam des Johanneums stattfand. 

Während der Tag sich schon langsam verabschiedete und die Menschen der Nacht überließ, trafen unsere fünf Poet:innen im Studio ein. Die Nervosität stiegt allmählich an, als auch die ersten Zuschauer eintrafen, und langsam füllten sich die schwarzen Stühle mit gespannten Gesichtern. 

Kurz nach 18:30 Uhr ertönte auch schon spannungsgeladene Musik und die Moderatoren Ferdinand Thiele und Lloyd Bosselmann aus dem Q2-Jahrgang traten hinter der Bühne hervor. Mit Witz und Charme unterhielten sie das Publikum und erklärten die Regeln des Poetry-Slams. Denn das Besondere hierbei war, dass das Publikum selbst zur Jury wurde. Mit Punktekarten war es somit möglich, Werte von Null bis Zehn zu verteilen, die zuvor mit benachbarten Zuschauern diskutiert wurden. 

Nun fehlte nur noch die Reihenfolge der Vortragenden, doch bevor diese festgelegt werden konnte, fehlte natürlich erstmal die Losfee. Diese durfte dann die verschiedenen Namen aus einem schwarzen Zylinder ziehen, sodass die Abfolge der Texte ganz dem Schicksal überlassen wurde. 

Alle Texte waren vielfältig und mitfühlend, denn jede:r der Poet:innen hatte eine ganz eigene Bindung zu seinen Worten aufgebaut. 

Lone Mißfeldt schrieb darüber, endlich echt zu sein und sich nicht hinter Masken und Fassaden zu verstecken. Und gerade jetzt in unserer heutigen Gesellschaft, in der diese immer weiter in ihrer Anonymität versinkt, ist es doch umso wichtiger, den Menschen mit all seiner Leidenschaft kennenzulernen und die Versteckspiele in die Vergangenheit zu schicken. 

Auch Deborah Agbonifo zog das Publikum mit ihrem bewegenden Thema über Kriege und Leid auf der Welt in den Bann. Denn ein jeder weiß, dass die Welt nicht friedlich ist, doch selten interessieren sich die Menschen wirklich für die Details eines solchen Konflikts. Stattdessen werden Kriege als einfacher Fakt hingenommen. 

Mit einem zu Beginn humorvollen Text, welcher sich jedoch mit der Zeit zu einer wirklichen Kritik am Kapitalismus entwickelte und mit Wortspielen die Zuhörer verstummen ließ, hantierte Raimo Nagel. Für ein Augenmerkt sorgte der junge Dichter vor allem mit seiner Leinwand, welche ihn beinahe verdeckte. Doch wenn ein Notizbuch für solch starke Worte zu klein wird, muss eben etwas größeres her. 

Mit einem aufgeladenen Text sorgte auch Mara Szilaghi für staunende Gesichter, denn dieser war zwar ein erschreckendes und dennoch wahres Abbild unserer Realität. Gerade in den letzten Monaten haben wir erlebt, wie stark der Rechtsruck in unserem Land zugenommen hat, was Mara zum Anlass genommen hat, ein fast provozierendes Bildnis solcher Menschen aufzumalen.

Auch ein Text zu den sozialen Medien durfte natürlich nicht fehlen. Dieses Themas hat sich Sophie-Linh Effenberger angenommen. Denn sind wir mal ehrlich, die Welt außerhalb der Bildschirmpixel ist so viel aufregender und vielfältiger.

Alle Vortragenden konnten das Publikum für sich begeistern und sorgten für einen angnehmen und witzigen Abend. Schlussendlich setzten sich Raimo Nagel und Mara Szilaghi in der zweiten Runde durch und freuen sich schon, das Johanneum beim Stadtwettbewerb zu vertreten. 

Ein großer Dank geht auch nochmal an den Q2-Jahrgang, welcher die Gäste fleißig mit selbstgebackenen Leckereien und Getränken versorgte, und natürlich ganz besonders an Frau Lattwein für die gesamte Organisation!

Sophie-Linh Effenberger, Q2b, für die Presse-AG

Fotos: Anja Lattwein