„Down-Syndrom ist keine Krankheit“

Man kann schon behaupten, dass Frau PD Dr. Bärbel Kunze im Johanneum zuhause ist. Seit Jahren betreut die Leiterin des Lübecker Offenen Labors an der Universität zu Lübeck (LoLa) nicht nur unsere Biologiekurse, sondern sie besucht auch regelmäßig die Religionskurse des 12. Jahrgangs, um den Anthropologie-Unterricht durch medizinethische Vorträge zu bereichern.

Im April 2025 war Frau Kunze in der Klasse Q1a, um mit ihrem Vortrag „Pränatale DNA-Diagnostik“ die Schüler:innen in die Gen-Diagnostik einzuführen, insbesondere im vorgeburtlichen Bereich. Je weiter die Technik entwickelt ist, desto schneller können Chromosomenanomalien (v.a. Trisomien und Monosomie) entdeckt werden. Die Methodik macht rasante Fortschritte, so dass mittlerweile bereits durch Bluttests der Mutter (nicht-invasive pränatale Tests, kurz NIPT genannt) Trisomien entdeckt werden können.

Sollen solche NIPTs Kassenleistung werden? Sorgen sie für soziale Gerechtigkeit oder für mehr Abtreibungen? Was ist mit den von Trisomien betroffenen Menschen, wie sehen sie die Entwicklung? Kommt es zu vermehrter Diskriminierung? Wird ein „Designerbaby“ Realität?

Diese und andere ethische Fragen wurden in der Stunde und im weiteren Verlauf der Einheit diskutiert. Durch den Vortrag wurde differenziert aufgezeigt, was bereits möglich und welche Entwicklung zu erwarten ist. Beeindruckt hat uns alle das Statement einer vom Down-Sydrom betroffenen Frau, die von ihrem „coolen Leben“ berichtet und sagt: „Wir wollen nicht abgetrieben werden.“

Und das sagen einige Schüler:innen zum Vortrag:

„‘Perfektionismus in der Kinderplanung’ und ‚Risiken und Rechte bei Vorsorgeuntersuchungen‘  – darum ging es in dem Vortrag. Gesellschaftliche Themen, die aufgrund ihrer geringen Präsenz oft unter den Tisch fallen.

Wird es in Zukunft vielleicht normal sein, durch immer frühere Diagnoseverfahren zu entscheiden, ob ein Kind etwa eine Trisomie haben wird – oder gar welches Geschlecht es bekommt?

Ein spannender Vortrag von Frau Kunze, der durch biologisches Verständnis gesellschaftlich relevante Fragen sichtbar macht und zum Nachdenken anregt.“ (Johanna)

„Meiner Meinung nach sollte eine Präimplantationsdiagnostik für jede werdende Mutter zugänglich sein, damit alle die Möglichkeit haben, über das Leben mit einem behinderten Kind abzuwägen.“ (Mattes)

„Eigentlich sprechen nur Außenstehende über Trisomie 21. Es sei eine Krankheit, Behinderung oder eine starke Einschränkung. Was aber wenn Betroffene das Down-Syndrom gar nicht als Einschränkung wahrnehmen und trotzdem ein glückliches Leben führen? Müssen also immer mehr Tests vor der Geburt durchgeführt werden? Oder ist das gleichzeitig Behinderten-Diskriminierung? Frau Kunze hat uns einen vielseitigen Einblick in die emotionale Thematik gegeben. Sowohl die medizinische als auch die soziale Seite rund um das Thema.“ (Luke)

„Persönlich fand ich den Vortrag informierend und interessant. Es wurden viele neue und bemerkenswerte Dinge vermittelt, speziell über den Umgang der Gesellschaft mit dem Thema Trisomie 21. Im Gedächtnis geblieben sind Zitate wie: ‚Anders ist normal‘, ‚Downsydrom ist keine Krankheit‘ oder, wie Frau Kunze beschrieb, dass es auch trotz dieser Beeinträchtigung ein Recht zu existieren gibt und die Suche nach dem perfekten Baby nicht fair und gerecht ist.“ (Magnus)

Kathrin Maetzel und die Q1a