Ich wollte schon immer in die Welt der Politik und der internationalen Beziehungen eintauchen. Die Verantwortung, aber auch die Ehre, die damit verbunden ist, haben mich schon früh fasziniert. Mit der Teilnahme an Model United Nations of Lübeck (MUNOL) wurde dieser Wunsch endlich Realität.
MUNOL ist eine realitätsnahe Simulation der Vereinten Nationen. Man schlüpft in die Rolle eines Delegierten, vertritt ein bestimmtes Land in verschiedenen Ausschüssen und debattiert über globale Herausforderungen, ganz auf Englisch. Ziel ist es, diplomatische Lösungen für komplexe Probleme zu finden, genau wie bei echten UN-Konferenzen.
Dieses Jahr war ich zum allerersten Mal dabei, in der Woche von 19. bis 23. Mai. Ich durfte Nigeria im Vierten Ausschuss der Generalversammlung vertreten, dem Committee für Spezialpolitische Fragen und Entkolonialisierung. Schon am Montag ging es los; bei der Registrierung erhielt ich mein Badge und ein Armband. Später traf ich mich mit meinem gesamten Komitee im Restaurant. Wir haben einander kennengelernt, unsere Länder vorgestellt und sofort neue Freundschaften geschlossen. Es war beeindruckend, wie international MUNOL ist. Delegierte aus Schweden, Polen, Italien, Rumänien und vielen anderen Ländern waren dabei. Es hat einfach Spaß gemacht, so viele offene Menschen kennenzulernen.
Am Dienstag begannen die Opening Ceremonies. Ich bekam einen Eindruck von der Größe des Projekts. Alle Delegierten, Chairs und Ambassadors waren versammelt. Anschließend startete die eigentliche Arbeit in der Thomas-Mann-Schule, die für die nächsten Tage unser Zuhause wurde. Wir begannen mit dem Schreiben erster Resolutionen und bildeten Allianzen, um gemeinsame politische Positionen zu entwickeln. Am Abend folgte direkt die erste Social, eine Party im Strandsalon mit Musik und Tanz. Es war magisch zu sehen, wie schnell aus Fremden eine Gemeinschaft werden kann.
Der Mittwoch war besonders intensiv; hitzige Debatten, Meinungsverschiedenheiten, diplomatische Manöver. Von 9:00 bis 18:00 Uhr diskutierten wir ohne Pause, jeder wollte sein Land bestmöglich vertreten. Danach waren die meisten einfach nur erschöpft.
Am Donnerstag waren unsere Resolutionen fertig, und es ging in die Handwerkskammer zur Generalversammlung. Hier trafen sich alle vier Committees, um gemeinsam über die Vorschläge zu debattieren. Über 100 Teilnehmende waren dabei. Besonders spannend war es, die USA und Russland live diskutieren zu sehen (es war eher streiten). Nach einem langen Tag endete der Abend mit einer letzten offiziellen Feier, obwohl viele zu müde zum Tanzen waren, war es trotzdem ein schöner Abschluss.
Freitag war dann leider schon der letzte Tag. Noch einmal kamen wir alle im Kolosseum zusammen, um die letzten Resolutionen zu besprechen. Ich hielt sogar eine Rede, um einen Änderungsvorschlag einzubringen, und obwohl ich dachte, ich wäre unglaublich nervös, lief alles erstaunlich gut. Die Rückmeldungen, die ich bekommen habe, waren sehr positiv, besonders als jemand, der zum ersten Mal dabei war. In der Closing Ceremony wurden Urkunden verliehen, und auch wenn ich keine bekommen habe, erhielt ich ein persönliches „Shoutout“, was mich sehr gefreut hat. Es war eine Ehre für mich, gerade als Neuling.
Beim Abschied habe ich nochmal alle meine neu gewonnenen Freundinnen und Freunde umarmt – und ja, ein paar Tränen sind auch geflossen. Diese Woche war mit Abstand eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens. Ich habe nicht nur unglaublich viel über Politik und Diplomatie gelernt, sondern auch mein Englisch verbessert, Selbstbewusstsein gewonnen und vor allem; echte Freundschaften geschlossen.
Wenn du jemals die Möglichkeit bekommst, bei einem Model United Nations mitzumachen, verpass sie nicht. Es ist eine Erfahrung, die dich persönlich und schulisch weiterbringt. Du lernst Menschen aus aller Welt kennen und wächst über dich hinaus.
Ich danke Frau Paraknewitz und Frau Benkert von Herzen für die Unterstützung und die Chance, an diesem besonderen Projekt teilzunehmen. Und falls ihr Fragen habt oder nächstes Jahr selbst dabei sein wollt, sprecht mich oder Frau Paraknewitz gern an!
Denisa Ticu, Q1a