Stell dir vor, du wachst morgens auf, ziehst dein schickstes Business-Outfit an (aka dein einziges sauberes Hemd), und plötzlich bist du Geschäftsführer:in eines Großunternehmens. Klingt verrückt? Willkommen bei WIWAG – dem Unternehmensplanspiel, in dem wir Schüler:innen für ein paar Tage die Kontrolle über eine virtuelle Firma übernehmen, fiktive Millionen investieren, um Marktanteile kämpfen und dabei lernen, dass Buchhaltung doch nicht nur was für Mathefreaks ist.
In der Woche vom 7. – 11. Juli hatten einige eurer Mitschüler:innen aus dem E – Jahrgang die Möglichkeit, an dieser Simulation teilzuhaben und dabei Einblicke in das wirtschaftliche Milieu zu gewinnen. Zu Beginn sammelten sich alle Teilnehmer:innen, welche aus unterschiedlichen Schulen in der Lübecker Umgebung kamen, in einem der Konferenzräume der Lübecker Kaufmannschaft. Wir wurden in gemischte Gruppen von 5-6 Personen aufgeteilt, als Gruppe bildeten wir den neuen Vorstand eines seit 10 Jahren bestehenden, fiktiven Produktionsunternehmens. Die 6 Gruppen wurden auf 2 verschiedene, voneinander getrennte Märkte aufgeteilt, wo jeweils 3 Unternehmen ein bestimmtes Produkt herstellen und um Verkaufszahlen und Börsenkurse kämpfen würden. In unserem Fall handelte es sich um Staubsauger und Sicherheitskameras.
Unsere Spielleiter, Egon Biank und Nils Schaefer, führten uns in das Konzept der Unternehmung und das Planspiel ein und betonten innerhalb der Woche häufiger, dass dies „kein Spiel“ sei, auch wenn es vorerst so schien. Wir „spielten“ 5 „Spielrunden“ in 4 Tagen, wobei jede Runde ein Geschäftsjahr darstellte und wir verschiedenste Entscheidungen für unser Unternehmen treffen sollten. Was ist das Konzept/ Image unseres Unternehmens und des Produkts? Welche Verkaufszahlen können wir bei unserem festgelegten Preis erwarten und wie viel Produktionspersonal, Maschinen, Produktionsräume und Lagerhallen benötigen wir dafür? Wie viel Geld investieren wir in Produktentwicklung, Gehaltserhöhungen, Spenden und Marketing? Spätestens, als nach der ersten Spielrunde für einige Unternehmen der Börsenkurs drastisch gesunken und die Verkaufszahlen im Keller waren, hatten wir aufgehört, WIWAG als ein „Spiel“ zu bezeichnen. Doch das Konzept von „Learning by doing” wurde bei diesem Projekt großgeschrieben: Wir erkannten nach und nach die Wichtigkeit von Marketing bei steigenden Verkaufspreisen, wie man sich die Fluktuationsrate des Produktionspersonals zunutze machen kann und wie man das Image eines Unternehmens aufrecht erhält. Auch die Spielleiter, welche während der Spielrunden auch die Rollen von Investoren, Gewerkschaftern und Unternehmensberatern einnahmen, standen uns stets zur Seite, auch wenn einige Hinweise teurer waren als andere… Am Ende der Woche kamen alle Unternehmen beider Märkte zu sehr guten Ergebnissen und hohen Marktanteilen, was uns alle sehr freute und bewies, dass sich die harte Arbeit dieser Woche gelohnt hatte.
Doch wir haben nicht die ganze Woche damit verbracht, mit fiktiven Zahlen herumzuspielen und über kleine Details mit enormen Auswirkungen zu diskutieren. Für uns wurden innerhalb der Woche viele Seminare und Lektionen vorbereitet, welche uns viele Themen rund um die Unternehmenswelt näher gebracht hatten. Von Umweltfaktoren über Preiskalkulation und Rechnungswesen zu Marketing und Arbeitsrecht war alles dabei. Besonders spannend fanden viele das Seminar zur aktuellen Wirtschaftslage und wie gerade internationale Politik den Börsenkurs beeinflusst. Auch der junge Unternehmer Julian Risse kam vorbei, welcher zwei Unternehmen vor dem Alter von 25 Jahren gegründet hatte, um uns die Realität hinter der Unternehmensführung zu schildern und seine Erfahrung mit uns zu teilen. Zusätzlich versuchen die Veranstalter von WIWAG, jedes Mal einen Besuch bei einem Produktionsunternehmen einzubinden. Am Mittwoch durften wir dies bei Brüggen tun, einem Nahrungsmittelproduzenten für Frühstücksflocken und ähnliche Produkte. Mit Schutzkittel und Haarnetzen ausgerüstet durften wir uns in der Produktionsanlage umschauen. Das Highlight der Woche für viele von uns? Einen Müsliriegel direkt vom Fließband essen zu dürfen.
Das Projekt resultierte am Freitag in einer simulierten Hauptversammlung, bei der alle in Businesskleidung erschienen sind und alle Unternehmen nacheinander die Ergebnisse der letzten 5 Geschäftsjahre sowie unsere Ziele, Organisation und Unternehmenspolitik vorstellen mussten. Nicht nur die anderen Unternehmer und die Spielleiter saßen im Publikum, sondern auch einige Lehrkräfte der unterschiedlichen Schulen sowie Aktionäre, Investoren und Gewerkschafter. Diese sollten kritische Fragen stellen und uns dazu bringen, unsere Entscheidungen vor dem Publikum zu verteidigen. Auch einen Werbespot, den jede Gruppe für ihr Produkt drehen sollte, wurde bei der Hauptversammlung gezeigt. Der krönende Abschluss einer erfolgreichen Woche? Ein abschließendes, gemeinsames Essen bei der Schiffergesellschaft.
Meiner Meinung nach ist WIWAG empfehlenswert für alle Schüler:innen, die bereit sind, etwas Neues auszuprobieren. Man muss nicht unbedingt Unmengen an Kenntnissen über Wirtschaft mitbringen, da man viel Hilfe von den Spielleitern und Tutoren erhält und innerhalb der Woche Vieles lernt. Besonders schön war es, die vielen unterschiedlichen Menschen von unterschiedlichen Schulen kennenzulernen und zu lernen, im Team mit neuen Leuten zu arbeiten.
Falls du ebenfalls Interesse bekommen hast, an WIWAG teilzunehmen, finden dieses Jahr noch zwei weitere Simulationen vom 15. bis 19. September und 22. bis 26. September 2025 statt. Schreib einfach bis zum 24. Juli eine Mail an Frau Paraknewitz und sei Teil einer Erfahrung, die du so schnell nicht vergessen wirst.