„Sei, wer du bist“
„Wer selbstständig ist, ist ‚selbst‘ und ‚ständig‘“ – so oder so ähnlich hört man es oft, wenn es um das Thema Selbstständigkeit geht. Doch was bedeutet es wirklich, sein eigener Chef zu sein? Diese Frage konnte Merten Hannemann, Inhaber und Geschäftsführer eines kleinen, traditionsreichen Ladens in der Lübecker Innenstadt, in der Berufsorientierung des WiPo-Profils des E-Jahrgangs beantworten.
Der Laden in der Wahmstraße, inhabergeführt, seit über 60 Jahren. Der heutige Besitzer – 27 Jahre alt – hat den Familienbetrieb vor vier Jahren gemeinsam mit seinem Bruder vor der Schließung bewahrt. Neben dem stationären Geschäft führt er inzwischen auch einen Online-Shop sowie eine Agentur für Social Media Content. Seine Geschichte zeigt, wie vielfältig Selbstständigkeit sein kann – und wie viel Leidenschaft, Mut und Ausdauer dazugehören.
Merten wusste nach seiner Ausbildung zum Großhandelskaufmann, dass er etwas Eigenes aufbauen wollte. Auf dem Weg dorthin sammelte er Erfahrungen – durch Praktika in unterschiedlichen Bereichen, die ihm halfen, herauszufinden, was ihm wirklich liegt. Dabei hatten die Praktika nicht immer auch etwas damit zu tun, was er heute beruflich macht. Ein erster Online-Shop auf dem Dachboden seiner Oma lief zwar nicht wie geplant, aber auch diese Erfahrung zeigte ihm, worauf es beim Gründen wirklich ankommt: dranbleiben, lernen und weitermachen.
Als es schließlich hieß, dass der Laden für Rasierartikel und Schneidwerkzeuge in der Innenstadt – der zufällig denselben Namen trägt wie Merten – einen Nachfolger sucht, ergriff er die Chance. Er übernahm das Geschäft, modernisierte es Schritt für Schritt und verpasste ihm ein frisches Image. „Wenn man sein eigenes Geschäft aufbauen will, muss man am Anfang wirklich arbeiten. Du musst bei Null rauskommen“, erzählt er offen.
Besonders spannend für die Schüler:innen wurde es, als es um Themen wie Umsatzstrukturen und Unternehmensformen ging. Was unterscheidet ein e.K. von einer GmbH, und wer haftet im Ernstfall? Wie wichtig ist Social Media für die Kundengewinnung? Und welchen Einfluss hat Reichweite auf den Erfolg eines modernen Einzelhandelsbetriebs?
Zum Abschluss sprach Merten darüber, worauf es ihm als Geschäftsführer in Bewerbungsgesprächen ankommt. Ein gepflegtes Auftreten und ein authentischer erster Eindruck sind ihm wichtig – genauso wie Sympathie, Pünktlichkeit und ein respektvolles Miteinander. „Noten und Zeugnisse brauch’ ich nicht“, sagt er. „Sei, wie du bist, und verstelle dich nicht.“
Ein herzliches Dankeschön an Merten Hannemann für den Besuch am Johanneum und die zahlreichen Einblicke in die Welt der Selbstständigkeit.
Text und Fotos: Lucas Paustian








