Dialog P – wenn sich Schule und Politik treffen

Jackett, Anzug, oder doch nur ein einfaches Hemd. Das trugen Schüler;innen aus den Klassen 10a und 10b, als sie Tische rückten und Stühle aufstellten, um das Studio am Donnerstagmorgen auf die bevorstehende Veranstaltung vorzubereiten.

Aber Dialog P – was ist das eigentlich?

Wie ihr es euch vielleicht schon denken könnt, handelt es sich bei Dialog P um eine Veranstaltung, bei der Schüler:innen auf Politiker:innen treffen und mit ihnen über vorher ausgearbeitete Fragen diskutieren. Die Landtagsabgeordneten, die am Donnerstag bei uns zu Gast waren, waren Sophia Schiebe (SPD), Jasper Balke (GRÜNE), Anette Röttger (CDU) und Christopher Vogt (FDP).

Die Abgeordneten trafen um kurz vor neun ein und stellten sich uns kurz vor. Als Einstieg hat das Moderatorenteam bestehend aus Zoé Hartmann und Mathilda Wenzel aus der 10b ein Kahoot angeleitet und anschließend die Regeln und den Ablauf der bevorstehenden Debatten erläutert. Die Abgeordneten routierten dann nach 10-12 Minuten von Gruppentisch zu Gruppentisch, an denen jeweils eine andere Frage besprochen wurde.

Die Fragen, die an den Gruppentischen diskutiert wurden, waren:

Sollte der öffentliche Nahverkehr in Schleswig-Holstein für Schüler:innen und Student:innen kostenlos sein?

Sollten digitale Lernmittel die analogen in Schulen in Schleswig-Holstein vollständig ersetzen?

Sollte ein Schulfach „Praktische Lebensführung“ an weiterführenden Schulen in Schleswig-Holstein eingeführt werden?

Sollte der gesetzliche Mindestlohn auch für Minderjährige gelten?

Sollte die Legalisierung von Cannabis rückgängig gemacht werden?

Es wurde an allen Tischen fleißig debattiert, manchmal mehr, manchmal weniger hitzig. Aber in jedem Falle war der Austausch angeregt und zielbringend. Abschließend wurde noch über die Fragen abgestimmt und das Ergebnis auf dem Ergebnisplakat, welches bei uns in der Schule aufgehängt wurde, festgehalten.

Auch auf hl-live wurde über „Dialog P“ am Johanneum berichtet, das ist hier nachzulesen.

Außerdem wurden noch Interviews mit zweien der Abgeordneten geführt.

Interview mit Jasper Balke (GRÜNE):

C: Erstmal ein paar allgemeine Fragen: Haben sie schonmal an dem Dialog P Projekt teilgenommen? Oder war das das erste Mal?

J: Ne, ich habe schon häufiger teilgenommen, aber es war sehr spannend. Es bleibt mir auch in Erinnerung, weil sehr viele auch sehr hitzige Diskussionen da waren. Manchmal ist es so ein bisschen ruhiger und der Diskurs ist nicht ganz so da, aber hier war das so und es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

C: Ah ja. Damit haben sie quasi schon direkt die zweite Frage beantwortet, wie ihnen der Austausch mit den Schülern gefallen hat, beziehungsweise wie Sie den wahrgenommen haben?

J: Extrem gut! Und solche Veranstaltungen sind für uns immer total toll, denn es wird ja immer darüber gesprochen, dass die Jugend so unpolitisch ist und die das alles überhaupt gar nicht verstehen.

Doch, tun sie, haben teilweise bessere Argumente als wir. Und ich nehme das immer auch als Anregung mit für die politische Arbeit.

C: Ja, vielen Dank dafür. Ich hab da noch in dem Wahlprogramm recherchiert und da deckt sich jetzt auch was mit den Themen, die drinnen schon diskutiert wurden, aber ich denke, das ist kein Problem.

Das Deutschlandticket soll ja beibehalten werden, es ist nun aber so, dass während das Deutschlandticket gültig ist, die öffentlichen Verkehrsmittel immer stark ausgelastet sind. Wie wollen Sie dem längerfristig entgegenwirken?

J: Wir müssen massiv in die Infrastruktur investieren. Das war ja eine grüne Forderung, die wir schon ewig aufgestellt haben. Zum Glück wurde das jetzt in dieser Woche beschlossen, dass wir sehr sehr viel Geld in die Infrastruktur investieren, weil ein Öffentlicher Personennahverkehr, der funktioniert – der ist einfach auch essentiell für die Wirtschaftskraft eines Landes und deswegen müssen wir inverstieren und wir haben die Gelder mobilisiert und ich hoffe, dass sie auch gut eigesetzt werden.

C: Super, dann wäre das jetzt meine letze Frage: Und zwar Sie sind ja für die Digitalisierung auch an Schulen ect. Allerdings ist KI extrem klimaschädlich, da eine Suche bei Chat GPT beispielsweise 6x mehr Emissionen als eine Googlesuche erzeugt. Wie lässt sich das mit den Wertvorstellungen und klimapolitischen Grundsätzen ihrer Partei vereinbaren?

J: Sehr gute Frage. Die Digitalisierung ist aktuell tatsächlich sehr klimaschädigend, einfach weil die Server so ausgelastet sind, wie sie es sind. Ich glaube, wir brauchen deutlich mehr dezentrale Serverstrukturen, das heißt auch in Deutschland brauchen wir Server, auf die zugegriffen wird. Es gibt ja auch so Zahlen wie eine Minute Netflix ist irgendwie klimaschädlicher als 100km Auto fahren. Das ist ja total krass, das heißt, wir müssen das ausbauen und man schafft es, Server klimaneutral zu betreiben. Und wenn das gelingt, dann steht der Digitalisierung nichts mehr im Weg.

C: Super! Dann danke ich ihnen erstmal für das Interview!

J: Dankeschön.

Interview mit Sophia Schiebe (SPD):

C: Dann auch erstmal wieder allgemeine Fragen: Und zwar, ob sie schon einmal an dem Projekt Dialog P teilgenommen haben?

S: Ja, schon an mehreren Schulen. Ist für mich immer eines der Highlights, weil man dann direkt mit Schülern und Schülerinnen in Kontakt kommt.

C: Wie haben sie den Austausch mit den Schüler/innen wahrgenommen?

S: Oh, sehr divers. Es gab einige Positionen, mit denen ich einfach nicht gerechnet habe und das finde ich, ist ja einfach auch das Spannende für uns. Unter uns Politikern und Politerinnen diskutieren wir ja viel und Dialog P ermöglicht es ja aber, direkt die Meinungen der Schüler und Schülerinnen mit einzubeziehen und da habe ich heute auch auf jeden Fall wieder was mitgenommen.

C: Das freut mich. Dann habe ich auch in Ihrem Wahlprogramm gelesen und zwar: Sie sind auch für die Digitalisierung an Schulen und insbesondere, dass Computer und Tablets eingeführt werden und dass es besseres Internet gibt. Haben Sie ein konkretes Konzept, wie der Gebrauch von KI-generierten Inhalten überwacht werden kann? Also wie man die Schüler davon abhalten kann, beispielsweise Chat GPT zu missbrauchen?

S: Also, es muss natürlich für alles Regeln geben. Wann darf es eingesetzt werden? Das haben wir ja in anderen Sphären. Wann darf ein Buch verwendet werden – und wann nicht. Ich glaube, man muss sich dem einfach widmen und da ist das Bildungsministerium in der Aufgabe, genau diese Richtlinien zu bearbeiten. Ich finde aber, dass es proaktiv genutzt werden muss. Also ich bin nicht der Auffasung, dass man KI in der Schule aussondern sollte, sondern wirklich in den Unterricht integrieren sollte. Und dann Chancen und Gefahren auch vielleicht an Beispielen erörtern sollte. Damit ich das dann für mein weiteres Leben auch weiß.

C: Vielen Dank. Und dann die letzte Frage: Straßenbahnen in Lübeck werden von manchen Schüler:innen und generell Gesellschaftsmitgliedern als unnötig anesehen. Wir haben ja schon Busse. Wieso glauben Sie – der Vorschlag kam, glaube ich, sogar von den JUSOS  -, dass Lübeck wieder eine Straßenbahn braucht?

S: Weil es den Verkehr einfach ein Stück weit entzerrt. Wir wissen ja, dass es schon auch gewisse Straßen gibt, wo es einfach gar nicht mehr möglich ist, dass weitere Busse fahren, weil deren Taktung schon so eng ist. Das ermöglicht natürlich eine Straßenbahn in ganz anderer Weise. Außerdem können wir natürlich auch ganz anders mit Personal haushalten und wenn wir wirklich die Klimaneutralität erreichen wollen, dann ist es von uns auch natürlich die Aufgabe, alles Mögliche und vor allem auch gute Chancen zu ergreifen, dies auf den Weg zu bringen. Und da kann eine Straßenbahn einen Beitrag dazu leisten. Das ist in Lübeck nicht so ganz einfach. Wir wissen, die Altstadt hat eine besondere Herausforderung und vielleicht auch eine besondere Aufgabe, mit der sie verbunden ist. Das müssen wir natürlich berücksichtigen. Heißt aber natürlich nicht, dass wir in so einer historischen Stadt nicht auch zukunftsgewandt Projekte angehen.

C: Okay vielen Dank, das waren meine Fragen an Sie.

S: Ja, dankeschön.

Cantara Oetling, 10a

Fotos: Cantara Oetling und Katja Benkert