‘‘Wie kann ein Mann ein Ding lieben, das, ihm zum Trotze, auch denken will?‘‘

Dieses Zitat stammt aus dem Theaterstück ‘‘Emilia Galotti‘‘ von Gotthold Ephraim Lessing, das wir, zwei Deutschkurse aus dem E-Jahrgang, uns am letzten Schultag vor den Ferien im Thalia Theater in Hamburg gemeinsam angesehen haben.

Zuvor haben wir das Werk eigenständig gelesen und uns ausführlich im Unterricht mit seinem Inhalt beschäftigt: Gesprächsverläufe analysieren, Figurenkonstellationen darstellen oder selbst Theaterspielen – unsere Aufgaben waren vielfältig und verfolgten die Absicht, uns mit der Handlung, den Figuren sowie ihren Beziehungen untereinander vertraut zu machen.

Am Morgen vor unserem Theaterbesuch sprachen wir schließlich ausgiebig über unsere Hoffnungen und Erwartungen an die Inszenierung des Thalia Theaters. Einige bevorzugten eine eher klassische Darstellung, während andere eine moderne Aufführung befürworteten.

Klarheit konnte folglich nur der Besuch des Theaterstücks bringen, der beinahe missglückt wäre, da unser Zug ausgefallen war. Glücklicherweise erreichten wir das Theater noch rechtzeitig, um pünktlich um 20:00 Uhr der Inszenierung von Anne Lenk folgen zu können.

Das Drama begeisterte mit seiner zeitlosen Relevanz und der Aktualität seiner Themen. Das funktionale und schmucklose Bühnenbild gab dem Stück in Verbindung mit seinen kurzen und prägnanten Texten eine Schärfe, die das Publikum zum Nachdenken anregte. Anne Lenk ist es gelungen, ein Werk aus dem 18. Jahrhundert in die heutige Zeit zu transportieren und dabei der originär zurückhaltenden und stillen Emilia die Rolle einer starken und selbstbewussten Frau zuzuschreiben, die sich aus patriarchalen Strukturen löst.

Ein Theaterbesuch überträgt die Theorie des Stückes in die praktische Wirklichkeit und ermöglicht dem Publikum Zugang zu dem Werk, wodurch eine realitätsnahe Auseinandersetzung mit dem Drama ermöglicht wird.
Wir sind sehr dankbar, dass uns dieser Besuch ermöglicht wurde. Nochmals vielen Dank an den Schulverein.

Greta Alscher, Ea

Fotos: Henrieke Neubert