30 Jahre für die Musik

Am 23. Februar fanden anlässlich des 333. Geburtstags von Georg Friedrich Händel zwei Konzerte des Sinfonieorchesters und des Chores in der Aula statt. Darüber hinaus feierte der Musikverein des Johanneums sein 30-jähriges Jubiläum.

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IMG_8131 (2)Der Abend begann um 18 Uhr mit dem Konzert des Sinfonieorchesters. Insgesamt spielte das Orchester sieben Teile der „L´Arlésienne“-Suiten von Georges Bizet. Für viele SchülerInnen war dieses Konzert noch einmal sehr emotional, da es eines der letzten für die jetzigen Abiturienten war. Am Ende des Konzertes überreichten zwei Musikerinnen des Orchesters dem Leiter und Dirigenten Herrn Maetzel ein Tuch mit selbst aufgemalten Händen. Auch wenn es keine 333 Hände(l) waren, ließ die Idee hinter diesem Geschenk das Publikum schmunzeln. Besonders war vor allem, dass viele ehemalige SchülerInnen, LehrerInnen und Freunde des Johanneums zu dem Konzert gekommen waren. So befand sich unter den Gästen zum Beispiel Heinz Arlt, der ehemalige Leiter des Musikzweiges des Johanneums.

IMG_8160Sie alle waren jedoch nicht nur gekommen, um das Konzert zu hören, sondern auch, um das Bestehen des Musikvereins zu feiern. Vor 30 Jahren wurde der Verein gegründet, und um dies zu feiern, fand in der Mensa ein Empfang mit Imbiss statt.

Doch was macht der Musikverein genau?

Der Musikverein ist eine Abteilung des Schulvereins und hat die Aufgabe und das Ziel, einen Beitrag zur Förderung der musikalischen Arbeit an unserer Schule zu leisten. Diese spiegelt sich im Rahmen des Musikunterrichts wie auch in den diverse Chören und Instrumentalensembles wieder.

Die finanziellen Mittel der Abteilung, die sich aus den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Konzertkarteneinnahmen zusammensetzen, fließen beispielsweise in die Instandhaltung, Reparatur oder den Erwerb von Musikinstrumenten, die zu günstigen Bedingungen an die SchülerInnen verliehen werden könne. Weiterhin bezuschusst die Abteilung den Erwerb von Noten ebenso wie regelmäßig stattfindende Chor- und Orchesterfahrten.

Großprojekte der Abteilung Musik, die von zahlreichen Sponsoren unterstützt wurden, waren die Sanierung der Aula, der Neubau der Orgel in der Aula und das große Jubiläumskonzert in der MuK.

Die Mensa wurde schon im Voraus für den Empfang vorbereitet. Die Tische wurden umgestellt, ein gut gefülltes Buffet nahm seinen Platz im äußeren Zentrum des Raumes ein, und am Eingang wurde ein Pinboard mit verschiedenen Informationen über die Errungenschaften des Musikvereines aufgestellt. Darunter waren einige Fotos von Konzerten, Konzertkarten, Zielen des Vereins und eine Liste mit Dingen, die der Verein für die Schule anschaffen wollte. Darunter zum Beispiel Klarinetten, Posaunen, die Orgel und ein E-Piano für Reisen. Außerdem wurde im Voraus IMG_8190 (2)eine Fotosammlung erstellt, die mittels eines Beamers an eine Leinwand projiziert wurde. Die Sammlung bestand aus verschiedenen Bildern, die auf Konzerten und Konzertreisen gemacht wurden. Sie waren ein kleiner Beweis dafür, was der Verein alles in vielen Jahren geleistet hatte.

Im Laufe des Abends wurde eine Rede von Karl Paulini gehalten, der seit der Gründung des Vereins Mitglied und Kassenwart ist. Er verriet in seiner Rede, dass in seinem Kassenbuch für den Verein mittlerweile über 2000 Buchungen vermerkt sind und dass die erste Anschaffung des Vereins einer der Flügel war.

Neben dieser Rede hielt ebenso Heinz Arlt (ehemaliger Leiter des Musikzweiges) eine Rede. Direkt IMG_8244 (2)zu Beginn richtete er das Wort kurz an Herrn Maetzel und gab zu, dass er ein bisschen neidisch war, dass er heute nicht auf der Bühne stehen durfte, um das Orchester zu dirigieren. “Vorbehalte gegen die Musik am Johanneum gab es durchaus“, fuhr Arlt seine Rede weiter fort, “viele Menschen haben nicht verstanden, warum Musik eine extra Förderung braucht.“

Dies zu hören, löste wohl zumindest bei denjenigen, die noch nicht lange Mitglied des Vereins sind, ein seltsames Gefühl aus. Immerhin ist das Johanneum für seinen Musikzweig bekannt und wegzudenken ist die Musik am Johanneum auch nicht mehr. Umso dankbarer können wir wohl alle sein, dass es so viele Menschen gab und gibt, die sich aktiv für die Förderung der Musik eingesetzt haben und dies auch immer noch tun. IMG_7778Besonderes Engagement zeigt momentan vor allem Frau Gutberlet, die den Musikverein mittlerweile leitet und mehr als nur unterstützt. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen verteilt sie nach und zwischen Konzerten Kekse und Getränke an die MusikerInnen und bringt zu jedem Konzert selbst gebackene Kekse mit. Darüber hinaus organisierte sie zum Beispiel auch den Kartenverkauf für das Sinfonieorchesterkonzert, da das Sekretariat in den letzten Tagen aufgrund von Krankheit leider geschlossen bleiben musste und der Kartenverkauf somit leider nicht wie üblich funktionieren konnte. Dies sind nur einige Beispiele für den Einsatz im Musikverein.

Ebenso gilt der Dank für die Föderung der Musik am Johanneum allen Mitgliedern und Unterstützern des Vereines. Jeder einzelne von ihnen ist ein wichtiger Teil dieser Gemeinschaft, und es ist wohl kaum möglich auszudrücken, wie dankbar wir jedem einzelnen von ihnen sind. Egal ob durch Geldspenden, den Verkauf von Konzertkarten an der Abendkasse, das Verpflegen von MusikerInnen während der Konzerte oder ähnliches. Jede Unterstützung zählt und jeder Beitrag bringt die Musik weiter voran.

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Wie viel die Musik vielen von uns wirklich bedeutet, ist wohl kaum vorstellbar. Jedoch kann man eine Vorstellung davon anhand einiger Antworten, die Herr Maetzel uns gab, durchaus erahnen.

Was bedeutet Musik für Sie?

“Alles. Was wäre ich ohne Musik? Was wären wir überhaupt ohne Musik? Darüber habe ich letztens nachgedacht. Vor 40 Jahren hatte ich meine erste Geigenstunde. Zwar hatte ich auch davor schon Klavier gespielt, aber Orchestermusik gibt einem noch so viel mehr. Mit anderen Musik machen, ist das Größte. Es ist zudem ein wahnsinniges Privileg, Musik machen zu dürfen. Es gibt Menschen, die haben dieses Privileg gar nicht. Manche Kinder müssen schon früh arbeiten und haben gar keine Zeit, Musikunterricht zu nehmen. Und Musikstunden sind außerdem teuer.“

Obwohl Herr Maetzel neben Musik auch noch Physik und Mathe unterrichtet, erzählt er uns, dass Musik ihm deutlich mehr bedeutet als diese anderen Fächer und dass Musik einem so viel mehr geben kann, als Mathe oder Physik es jemals könnten. „Wegen Mathe oder Physik zu weinen, ist verschenkt. Aber wegen der Musik zu weinen, ist in Ordnung“, meint er. Obgleich er schon seit einigen Jahren unterrichtet und viele Stücke wohl schon mehrere Dutzend Male gehört hat, berührt ihn die Musik, die SchülerInnen während des Unterrichtes spielen auch jetzt noch.

„Es fällt mir schwer im Musikunterricht (emotional) „nüchtern“ zu bleiben. Ich habe mit meiner Klasse ein Schubert-Konzert gespielt und musste Tränen unterdrücken.“

Zum Abschluss des Abends fand um 23 Uhr noch ein etwas kürzeres Konzert des Chores statt. Um Händel zu gedenken, wurden drei seiner Stücke zusammen mit einem Kammerorchester gespielt. IMG_8302 (2)

Eines der Stücke war sein berühmtes „Halleluja“, bei dem jeder der Lust hatte mitsingen durfte. Dies war jedoch nicht das einzig besondere an dieser Version des „Halleluja“. Vor über 300 Jahren erklang das „Halleluja“ schon einmal in Lübeck. Der damalige Dirigent empfand das Stück jedoch als noch nicht ganz vollendet. Deshalb komponierte er eine dritte Trompetenstimme, die das Stück abrunden sollte. Diese „Lübecker Version“ des „Halleluja“ erklang nun auch in den Hallen des Johanneums und vermutlich wird es vorerst die einzige Chance gewesen sein, diese Version zu hören.

IMG_8356Schließlich möchte ich mich noch einmal persönlich als Schülerin des Johanneums bei allen Mitgliedern des Musikvereines bedanken. Nun singe ich schon seit beinahe acht Jahren im Chor und mir wurde erst jetzt so richtig bewusst, wie viel Arbeit und Engagement hinter all den Konzerten und Probefahrten steckt. Natürlich habe ich mich immer gefreut, wenn wir zwischen zwei Konzerten Kekse und Saft bekommen haben. Dass diese jedoch auch von jemandem bezahlt werden mussten und die Helfer, die diese an uns ausgeteilt haben, teilweise extra deswegen zu allen Konzerten gekommen sind, war mir nie richtig klar. Dabei sollte man so etwas eigentlich nicht als selbstverständlich ansehen und viel öfter mal Danke sagen. Ebenso muss ich erwähnen, wie dankbar ich dafür bin, dass der Musikverein eines meiner schönsten Erlebnisse mitfinanziert hat. Die Reise in die USA. Ohne diese Unterstützung hätten einige von uns vielleicht gar nicht mitfahren können, weil nunmal nicht jeder genug Geld für so eine Reise aufbringen kann. Das wäre jedoch sehr schade gewesen, weil ich so viele Mitschüler, mit denen ich vorher nie wirklich ein Wort gewechselt hatte, vielleicht gar nicht näher hätte kennen lernen können. Damit wären auch einige Freundschaften, die bei dieser Fahrt entstanden sind, niemals zustande gekommen. Außerdem spielt Musik eine wahnsinnig wichtige Rolle in meinem Leben, und ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, diese Freude auch in der Schule mit anderen zu teilen. Egal ob damals im Musikunterricht oder mittlerweile im Oberstufenchor. Und ich würde gerne mit einem Zitat von Heinz Arlt schließen, das meiner Meinung nach wirklich wahr ist und das vermutlich auch erklärt, warum Musik mehr als nur einzelne Töne und Klänge sind.

„Musik ist eine Sprache die jeder versteht und die keine Übersetzung braucht.“

Text: Kara-Luna Nielsen, Q2d

Fotos: Lilly Hardt, Ed