Praktikum am anderen Ende Deutschlands

FWTM*, Green City*

14.01.2019

Montag, 7:56 Uhr

irgendwo in Freiburg

Ich stehe frierend und müde an der Haltestelle und versuche durch extra laute Musik in den Ohren wach zu werden. Die Straßenbahn fährt ein und ist so voll, dass ich zuerst Angst habe, nicht mit einsteigen zu können. Am Ende passt es doch irgendwie und ich finde mich eng gequetscht zwischen vielen muffeligen Montags-Mitstreitern, ebenfalls mit Kopfhörern, hochgezogenen Schultern und miesepetrigem Gesichtsausdruck, wieder. Schließlich heißt es: „Endhaltestelle ‚Messe’. Bitte alle aussteigen. Dieser Zug endet hier.“ Und das sollte also der Anfang meines Praktikums sein.

Ich blicke mich um; nicht gerade einladend dieses triste Industriegebiet mit den vielen großen, hohen und kantigen Gebäuden, die sich scharf vor dem grauen Himmel und den im Nebel verborgenen Bergen abzeichnen. Inmitten dieser Wirtschaftswüste sticht das helle, moderne, freistehende Zuhause der ‚FWTM’, der Freiburg Wirtschaft, Tourist und Messe GmbH, meinem Arbeitsplatz für die nächsten zwei Wochen, heraus.

FWTM*, Green City*

Die FWTM ist eine Tochtergesellschaft der Stadt, sie betreut unter anderem die Touristen Information, das Messegelände und das Konzerthaus Freiburg. Deswegen gibt es für die FWTM als Veranstalter vieler Auftritte, Konzerte und Messen zurückgelegte Mitarbeitertickets, die sogenannten „Technikerkarten“. Auf diese Karten kann man sich als Angestellter bewerben, daraufhin werden Listen erstellt: Wann genau hat sich der Mitarbeiter beworben? Wie viele Karten wurden ihm bereits zugeschrieben? Und auch wenn der erste Tag gleich total anstrengend war: Ich lerne viele Mitarbeiter kennen, verlaufe mich in dem offen gesagt komplett verwirrend konstruierten Gebäude und mache erste Bekanntschaft mit den von der Firma meistgenutzten Computersystemen. So war es dennoch richtig gut, denn ich durfte im Sekretariat Tourismus bereits Urlaubszeiten eintragen, Emails schreiben und mich unter Aufsicht um die begehrten „Technikerkarten“ kümmern. Da unterschwellig ein gewisses Hauen und Stechen um besagte Karten besteht, ist die genaue und korrekte Organisation dieser Ranglisten umso wichtiger.

Am darauffolgenden Tag geht es direkt in die nächste Abteilung: die Hausverwaltung. Hier begegnet mir die Postkarte, welche ich am Montag zwischendurch geschrieben habe. Die Firma hat ein hauseigenes Postsystem, welches interne und externe Versendungen abwickelt. Hier wird die Post ausgetragen, eingesammelt, sortiert, gewogen, kategorisiert und teilweise an einen Fahrradboten übergeben, welcher durch die Stadt zu auswärts stationierten Mitarbeitern radelt.

FWTM*, Green City*

Insgesamt fallen mir die Fortschrittlichkeit und Modernität des gesamten Unternehmens sehr positiv auf. Es befinden sich sogar Solarzellen auf dem Dach, die mehr Energie erzeugen als die Firma überhaupt verbrauchen kann. Des Weiteren gibt es plastikfreie Tragetüten, Tische, die man zum Stehen hochfahren kann, Elektroräder für Stadtbesorgungen, ein energiesparendes Heizungs- und Kühlsystem sowie automatisierte Jalousien, die das Haus vor zu heißer und blendender Sonneneinstrahlung schützen.

Allerdings gefällt es mir besser, wenn die Jalousien oben bleiben, denn das Unternehmen liegt im zweiten und dritten Stock und es gibt viel zu sehen. Auf der einen Seite die Berge, Wiesen und Wälder. Es befinden sich aber auch das Messegelände und ein kleiner Güterumschlagplatz in Sichtweite. Weiter entfernt wird ein Stadion gebaut, davor befindet sich ein privater Flugplatz, auf dem bei klarem Himmel im Minutentakt kleine Maschinen starten und landen.

Aber nicht, dass ich viel Zeit zum Rausgucken gehabt hätte… Dadurch, dass ich jeden Tag in einer anderen Abteilung verbracht habe, gab es immer viel zu tun.

In den zwei Wochen habe ich auf dem berühmten Münstermarkt Stände vermessen, das Historische Kaufhaus besichtigt, in der Buchhaltung Rechnungen eingetragen, ausgetragen und abgelegt.                                                                                                                              In der Abteilung für Marketing durfte ich sogar mit einer Auszubildenden zusammen Vorschläge für ein umgestaltetes Plakat erstellen.

Zu Beginn der zweiten Woche habe ich einen Tag auf der Internationalen Kulturbörse Freiburg verbracht, Stimmzettel für die Freiburger Leiter (einer jährlichen Auszeichnung für Künstler) verteilt, Besucher sowie die Künsterlounge betreut und insgesamt viele Auftritte, Perfomances, Konzerte, Schauspiel, Gesang und Artistik erlebt.

Am Ende eine ereignisreichen Praktikums in Freiburg stehe ich wieder frierend im Morgendunst am Bahnhof. Ich nehme einen frühen Zug, da ich nur wenige Stunden Aufenthalt in Lübeck habe, bevor es mit dem Chor auf ins nächste Reiseabenteuer nach Griechenland geht…

 

Jette Backer Q1a