Wenn die Waage wichtiger wird als deine Freundin

Stell dir vor, du würdest jedes fünfte Kind aus deiner Schulklasse nach vorne an die Tafel schicken – bestimmt eine ganze Menge. Etwa so viele Kinder und Jugendliche in Deutschland zeigen Symptome einer Essstörung, hochgerechnet sind das 1,4 Millionen Menschen zwischen elf und siebzehn Jahren. Erschreckend, oder? Vor allem, da man von den meisten Fällen nicht einmal etwas mitbekommt!

Am 13. Januar kamen zwei Schauspielerinnen ans Johanneum und brachten uns das Stück „Püppchen“ mit. Geschickt hatte sie die AOK, eine Krankenversicherung, um uns Schüler:innen zu zeigen, woher solche Essstörungen kommen und was man dagegen tun kann. In dem Stück ging es um zwei Freundinnen, die beide eine Essstörung hatten, es aber niemandem erzählten, obwohl man es ihnen irgendwann ansah. Sie wurden dünner und machten beim Sport schneller mal schlapp. Die Hauptperson litt an Bulimie, bei der man erst unkontrolliert isst, um es dann gewollt wieder durch Übergeben aus dem Körper zu scheuchen. Die Krankheit hatte sich bei ihr so entwickelt, da ihre Eltern sich nie für sie interessierten, sich aber in ihr Leben einmischten. Ihre Freundin hingegen wollte für einen bestimmten Jungen hübsch aussehen und suchte sich als Vorbilder Promis, die teilweise selbst an Essstörungen erkrankt waren. Sie wurde magersüchtig, wollte dies aber nicht einsehen. Das Theaterstück endete damit, dass sie sich bei ihrem Vertrauenslehrer Hilfe holte. Was mit ihrer Freundin passierte, weiß man nicht. „Es soll zum Nachdenken anregen und kein falsches Bild vermitteln“, erzählte uns Anna, die Darstellerin der Hauptperson, in der anschließenden Besprechungsrunde, „so kommt es am realistischsten rüber.“ Sie regte uns mit einem kleinen Spiel an, an uns selbst zu glauben, denn es kann auch  ein Auslöser für Esstörungen sein, wenn man immer an sich zweifelt. Wir sollten sagen, was wir an uns selbst mögen und uns verbeugen, und alle anderen haben geklatscht.

Und auch du da draußen kannst dir jetzt einmal selbst auf die Schulter klopfen!

Josefin Greve, 8d