Selcuk – vom VfB Lübeck über den 1. FC St. Pauli in die große Fußballwelt?

„Fußball ist unser Leben! sang schon die deutsche Fußballnationalmannschaft 1973. Für Selcuk Rinal aus der 9a trifft dieser Satz wohl auch zu. Bereits sein Vater ist erfolgreicher Trainer des VfB Lübeck, bei dem Selcuk bis zum Sommer auch trainiert hat. Und nun ruft die U16-Regionalliga des 1. FC St. Pauli. Schon seit 2019 hat der Verein Interesse an dem Innenverteidiger. Aber wer ist der Junge in dem Fußballtrikot?

Bereits seit neun Jahren spielt Selcuk im Verein Fußball. Begonnen hat alles bei der Eintracht Groß Grönau, wo er fünf Jahre spielte. Danach folgte bereits der erste Vereinswechsel zum VfB Lübeck. Für den Verein spielt er als Innenverteidiger seit gut vier Jahren. In dieser Position muss man ein kühles Köpfchen bewahren. Selcuk erzählt, dass er als Verteidiger in der Abwehr auch den Spielaufbau maßgeblich mitbestimmt. Wenn der Torwart den Ball wieder zurückgibt, liegt es an ihm, das Spiel nach vorn zum gegnerischen Tor zu bringen. So muss er immer das ganze Spielfeld im Blick haben. Vor zwei Jahren und auch in dieser Saison führte Selcuk das Team als Kapitän an. Das gibt, wie er sagt, einen „zusätzlichen Push“, weil man die Mannschaft anführen und motivieren muss. Aber was begeistert ihn so am Fußball? Für Selcuk ganz klar: das Team! Der Reiz geht von dem Teamsport aus, da man gemeinsam gegen andere antritt. So entsteht der Wettkampfmodus, der diese ganz besondere Faszination auslöst.

Der 9. Klässler des Johanneums trainiert in „Nicht-Corona-Zeiten“ vier Mal in der Woche und ein Mal in der Woche wird ein Spiel gegen einen anderen Verein gespielt. In dieser besonderen Zeit sind die Trainings auf zwei Mal pro Woche reduziert. Durch die drei Einzeltrainings, die Selcuk im Moment zusätzlich wahrnimmt, steht er dennoch insgesamt fünf Mal in der Woche auf dem Platz. Ein typisches Training besteht aus Aufwärmen, verschiedenen Übungen wie Passen, Spielaufbau und Standards, und einem Abschlussfußballspiel mit der Mannschaft.

Seit der U12, als Selcuk grade mal elf Jahre alt war, hat der 1. FC St. Pauli schon ein Auge auf den jungen Fußballer geworfen. Aufmerksam geworden sind die Hamburger bei den vielen Spielen, die Selcuk und seine Mannschaft gegen St. Pauli bestritten haben. Auch wenn es vor zwei Jahren noch zu früh gewesen ist, ließen die Hamburger nicht locker. Scouts kamen zu den Spielen und beurteilten Selcuk nach seinen Stärken und seiner Entwicklung im Spiel.  Nachdem sie über den VfB die Kontaktdaten ausgetauscht hatten, riefen sie im Herbst 2019 nochmal an. Fast ein halbes Jahr hat sich Selcuk überlegt, ob er wirklich den Verein tauschen möchte und im März 2020 ist dann die Entscheidung gefallen: Ja! Er hat den Vertrag beim 1. FC St. Pauli für zwei Jahre unterschrieben.

Ab Sommer kann sich dies aber ändern: Denn nun spielt Selcuk für den 1. FC St. Pauli in der B-Regionalliga. Das heißt vier Mal in der Woche Training in Hamburg. Um 16:00 Uhr wird Selcuk von Zuhause abgeholt und kommt gegen 21:30-22:00 Uhr wieder zurück. Was ändert sich noch? Im Moment sei es noch nicht so viel, meint Selcuk, aber in der nächsten Saison kann er schon für die B-Bundesliga spielen und dann finden die Punktespiele nicht mehr „nur“ norddeutschlandweit statt, sondern deutschlandweit, zum Beispiel in Dresden, wie er stolz berichtet. So wechseln sich die Wochenenden ab: ein Spiel in Hamburg, ein Auswärtsspiel. Was für eine spannende Zeit!

Auf die Frage hin, welche Ziele er für die Zukunft habe, antwortete Selcuk, dass der Kopf im Moment voll mit dem neuen Fußballverein sei. Er will sich ganz und gar darauf konzentrieren.

Und wer weiß? Vielleicht gehört in ein paar Jahren nach Willi Brandt, Jörg Wontorra und Jonas Nay auch ein Fußballer namens Selcuk Rinal zu den bekannten Schüler:innen des Johanneums.

Interview mit Selcuk Rinal, 9a, durchgeführt von Imme Stehr