Fliegende Retter

Im zweiten Teil der sagenhaften Erkundungen erklärt die 6c, was es mit dem Vogelbild am Sextanertrakt auf sich hat, warum zum Johanneum eine ehemalige Feuerwache gehört, woher die großen Steine am Kanalufer stammen und weshalb vor dem Holstentor steinerne Löwen liegen.

Es war noch, bevor das Johanneum zu einem Kloster wurde, da lebten dort viele alte und weise Zwerge. Für die Zwerge war das Gebäude riesig, es kam ihnen vor, als wäre es eine kleine Stadt. Sie nannten sie damals Muennahoj. Jeder hatte so seine Aufgaben, die einen putzten und kümmerten sich um das Essen, es waren meist die Frauen, die Männer jagten Käfer und Schnecken, die schlausten unterrichteten die Kinder. Aber die stillsten und ruhigsten, die bewachten das heilige Kreuz, es war zweimal so groß wie der größte Zwerg, rot und das Allerwichtigste überhaupt. Sobald das Kreuz beschädigt oder fort war, würde es das Johanneum nicht mehr geben. Nun war es aber so, dass die Zwerge nicht sehr beliebt waren, weil sie schlau waren und man sie immer übersah. Es gab auf der anderen Seite des Landes noch die Riesen, sie hassten die Zwerge über alles und die Zwerge fürchteten sich mächtig vor ihnen. Irgendwas muss die Riesen dazu gebracht haben, dass sie richtig wütend wurden. Wahrscheinlich waren es die Vögel der Zwerge. Sie waren so ähnlich wie Adler, aber doch auch wieder ganz anders. Sie hielten immer zu ihren Besitzern. Die Vögel hatten sich wohl wieder einen Spaß erlaubt und den Riesen ihr Mittagessen gestohlen. Da beschlossen die Riesen, es den Zwergen heimzuzahlen, sie hatten es satt, immer geärgert zu werden. Sie machten sich auf den Weg, für sie bedeutete der Weg nur einen Tag. Die Vögel aber, mal wieder im Ausflug, bemerkten die Riesen und wunderten sich, warum diese nicht bei sich zuhause waren. Da sie von den Zwergen das Sprechen beigebracht bekommen hatten, verstanden sie, worüber die Riesen sprachen: „Und dann machen wir sie fertig“, sagte einer, „Ja genau, wir klauen ihnen einfach das Kreuz und weg sind sie, hahaha“. Die Vögel rasten so schnell sie konnten nach Hause und berichteten. Bei den Zwergen war auf einmal wildes Treiben, die Lehrer brachten starken Männern das Kämpfen bei, Mutige wurden zu den Wächtern des Kreuzes gestellt und die Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht. Als die Riesen angestapft kamen, war alles vorbereitet und durchgesprochen. Doch als die Riesen vor ihnen standen, wusste keiner mehr, was er tun sollte. Ein Riese beugte sich vor zu den Wächtern, welche erschrocken zur Seite wichen. Er hatte das Kreuz schon berührt, da schossen mehrere harte Dinger auf ihn zu und er taumelte zurück. Es waren die Vögel, sie prallten von den Riesen ab und gegen die Mauer des Johanneums. Alle Riesen waren verdutzt und wussten einen Augenblick lang nicht, wo sie waren. Das nutzte die Zwergenarmee aus, jeder suchte sich einen Riesen und schoss ihn mit einem Steinschleuder ab, dass diese tot umfielen. Nach einer Weile verschwanden die toten Riesen in der Erde und alles sah so aus wie immer, dachten die Zwerge. Doch es war nicht alles wie immer. Die Zwerge merkten es am Abend. Sonst hörten sie abends immer ein Lied von den Vögeln, doch an dem Tag nicht. Einer der Zwerge konnte so nicht schlafen und ging nach den Vögeln suchen. Das einzige, was er mit Entsetzen fand, waren zwei Vögel aus Mosaik an den Mauern. Es waren ihre schönsten gewesen, die anderen waren entweder fortgeflogen und hatten sich gerettet, oder sie waren auch ins Erdreich abgestiegen. Die Vögel hatten das Johanneum für immer gerettet.

Marle Mahlerwein

Die Steine der Svear

Im Jahr 1032, als die Svear, ein Stamm der Wikinger, neue Gebiete eroberten, trafen sie auf die Stadt Lübeck. Sie plünderten die Leute aus und nahmen Menschen, welche sie als Sklaven verkaufen wollten, mit. Doch die Lübecker kämpften wacker für ihre Stadt und verteidigten sich mit allen Mitteln. Als die Svear sich schon fast ergaben und den Rückzug ankündigten, bebte die Erde und auf einmal schoss eine riesige Flutwelle, die sich aus allen Flüssen und Seen rund um Lübeck empor hob, über die Stadt. Ganz Lübeck stand unter Wasser. Keine Menschenseele überlebte diese Welle. Keine bis auf die Svear.

Es war der nordische Gott des Meeres namens Aegir, welcher dieses Treiben auslöste. Er beschützte seine Untertanen. Die Svear, die ganz überraschend gewannen, ernannten Aegir zu ihrem Schutzgott. Die Wikinger suchten sich einen Ort, an dem ein alter, großer Baum stand und glaubten, dass in diesem Baum der Gott Aegir lebte. Um diese Stelle besser zu erkennen, setzten die Svear riesige Steine, welche die Welle angespült hatte, vor den Baum, damit jedes Wikingerschiff, das dort vorbei fuhr, die Steine erkannte und dem Meeresgott etwas opfern konnte. Diese Steine kann man heute noch  am Kanal bestaunen.

Greta Alscher

Die Feuerwache
 
Einst lebten in Lübeck viele Händler, Kaufleute und Bedienstete. Heute ist das immer noch so.
Damals, es gibt keine wirkliche Erinnerung an diese Zeit, brannte das St. Johannis-Kloster fast vollständig ab. Nur der Speisesaal, das Refektorium, blieb gut erhalten. Sehr viele Leute waren zutiefst schockiert über dieses schlimme Ereignis.Viele Jahre später fassten die Mönche einen Entschluss.
,,Wir brauchen einen Schutz!“, rief ein Mönch. ,,Wir brauchen etwas, dass so etwas nie wieder passiert!“, stimmte ihm ein anderer zu.,,Ja,sie haben beide recht!“, sagte nun ein Dritter. Es war der Mönch Johannes. ,,Lasset uns einen Schutz errichten“, befahl er den Mönchen. Sie fingen an zu arbeiten. Tag für Tag. Woche für Woche. Und so entstand die Feuerwache, die heute auf unserem Schulhof steht!

Maximilian Barette

Die steinernen Löwen

Im Jahre 1465 zur Zeit des Königs Alboros des 3., der über ganz Lübeck herrschte, gab es zwei Löwen. Diese beiden Löwen waren die stärksten und unberechenbarsten Tiere weit und breit. Sie töteten das Vieh und alles, was ihnen in den Weg kam. So kam es, dass der König jedem, der die beiden Löwen tötete, seine schöne Tochter Ahmanilia zur Frau versprach. 

 Als Gutfield, der die schöne Tochter schon lange begehrte, das hörte, machte er sich sogleich auf den Weg zum königlichen Palast, der so groß war, dass er die halbe Altstadtinsel einnahm. So kam er vor den König und erklärte sich bereit die Löwen zu töten. 

Der König sprach: „Nun, da du dich bereit erklärst, mein Königreich von diesen Löwen zu befreien, möchte ich dir noch einen Rat geben. Sobald du die Löwen siehst, spiele einen Ton auf der Flöte, die ich dir sogleich geben werde, dies wird die Löwen einschlafen lassen, sodass du sie töten kannst ohne Mühe.“ Er wünschte ihm noch viel Glück und ließ ihn gehen. Was Gutfried aber nicht wusste, war, dass der König gar nicht vorhatte, seine Tochter zu verheiraten, er wollte bloß, dass jeder, der seine Tochter begehrte durch die Löwen starb. Somit war die Flöte nur ein ganz normales Musikinstrument. 

Gutfield aber, der von der ganzen Sache nichts ahnte, begab sich sogleich auf den Weg, um die Löwen zu töten. Vor dem Schloss bemerkte er, dass er gar nicht wusste, wo die Löwen waren. Also fragte er eine der beiden Schlosswachen, die ihm sagte, dass er die Löwen vor dem Holstentor treffen würde. Als er fast am Holstentor angelangt war, sah er die beiden Löwen schlafend neben der Treppe liegen. „Gut“, dachte er, „so muss ich gar nicht des Königs Geschenk benutzen“. Doch als er sich einem der beiden Löwen näherte, erwachte dieser und wollte ihn anspringen und ihn töten. Gutfried holte die Flöte heraus und spielte, doch nichts geschah. Er spielte noch ein Mal, doch wieder  geschah nichts. Er merkte, dass der König ihn hereingelegt hatte. Das machte ihn so rasend wild, dass er den Löwen so böse anfunkelte, dass dieser sich fromm wie ein Lämmchen hinlegte. Der andere Löwe, der ein Problem mit dem Gehör hatte, schlief immer noch. Dann ließ Gutfried ein so getösendes Gebrüll hören, dass die beiden sich augenblicklich in Stein verwandelten. Als Gutfried sah, was er getan hatte, wurde es ihm so bang, dass er die Beine in die Hand nahm, in den Wald lief und nie mehr zurückkam

Und das ist wirklich so geschehen, denn die Löwen blieben bis heute so stehen.

Mara Szilaghi