Der magische Finalkoffer

wurde von einem Kurier direkt ins Johanneum gebracht. Einmal geöffnet, starteten darin eine Kamera, professionelle Beleuchtung und ein Bildschirm, auf dem schon das Team des Vorlesewettbewerbs live aus Berlin wartete.

So begann der große Auftritt von Jaron Kollmeier, der ganz ohne Publikum seinen Beitrag für das Bundesfinale des Vorlesewettbewerbs las. Genau 24 Stunden vorher wurde ihm ein unbekanntes Buch zugeschickt, aus dem er dann selbständig eine Stelle auswählen musste, um möglichst genau drei Minuten lang vorzulesen.

Gar nicht so leicht, wenn man ersteinmal das Buch kennenlernen muss! Doch Jaron orientierte sich schnell in „Adresse unbekannt“ von Susin Nielsen. In dem Buch geht es um einen 12-jährigen Jungen, der mit seiner Mutter in einem VW-Bus wohnt, weil sie ihren Job verloren hat und die beiden kein Geld mehr für die Miete und manchmal nicht einmal für Lebensmittel haben. Vor seinen Freunden hält der Protagonist Felix diese Situation wochenlang geheim. Jaron wählte eine Passage, in der er sich ihnen schließlich doch offenbart.

Wie schon bei seinen vorigen Leseauftritten gelang es Jaron meisterhaft, ein ernstes Thema so darzustellen, dass es nicht bedrückend, sondern lebendig und authentisch wirkt. Für seine besondere Kunst, unterschiedlichen Personen verschiedene Stimmlagen zu leihen, hatte er auch hier eine Textstelle mit großen Dialoganteilen gewählt.

Für mich als einzige Zuhörerin im Raum war es ein eindrückliches Erlebnis, mit Jaron in die Geschichte einzutauchen, und auch von der Regie aus Berlin gab es tolle Rückmeldungen.

Alle Wettbewerbsbeiträge und die spannende Entscheidung, wer den Bundessieg erringt, gibt es am 25. November im Livestream auf rbb und im Kika. Nähere Informationen findet Ihr hier:

https://www.vorlesewettbewerb.de/aktuelles/finale-2020

Auch wenn Jaron – statt nach Berlin zu fahren – nur vor einer Kamera lesen konnte, wünsche ich ihm natürlich, dass der magische Finalkoffer ihm Glück gebracht hat und bin gespannt auf den Wettbewerb, bei dem zum ersten Mal seit vielen Jahren das Johanneum nun deutschlandweit vertreten ist!

Inken Christiansen