Wie man die Welt im Arm haben kann und den Kiefer am Bauchnabel

Christoph Hiller, Sänger, Mitglied von der Band Maybebop und am 11. Februar Leiter unserer Chorprobe. Ja, richtig gehört. Der Bass des A-cappella-Gesangsquartetts kam trotz 40 cm Neuschnee ans Johanneum, um unseren Schulchor anzuleiten – zumindest fast. Bei unser allwöchigen Donnerstagsprobe war auch der Weimarer eingewählt und brachte mal so richtig Bewegung in die Bude.

Nachdem alle eingetrudelt waren, begann er mit einer Atemübung, die uns dazu bringen sollte, in kürzerer Zeit effektiver Luft einzuatmen. Klingt nicht wirklich lustig, war es aber. So sollten wir uns etwa vorstellen, unser Kiefer sei „mit einer unsichtbaren Schnur an unserem Bauchnabel befestigt“, sodass wir nach jedem Ausatmen alles entspannten und wie eine Horde Goldfische aussahen. Doch das war genau das, was der Sänger gemeint hatte. So spürte man nach einer kurzen Zeit bereits die Veränderung und die Töne konnten viel länger gehalten werden, als wir jemals gedacht hätten. Während uns Christoph Hiller die teilweise wirklich merkwürdig aussehenden Übungen erklärte, machte er sie parallel vor, sodass er, wenn er vom Gähnen erzählte, eben dies währenddessen tat. So erfuhren wir auch, dass ein Mensch drei „Tore“ besitzt: Der Mund, die Stimmlippen und das Zwerchfell, welche beim Einatmen immer geöffnet sein müssten. Um uns alles noch einmal mehr zu verdeutlichen, nahm der Musiker auch seine Instrumente zur Hilfe. Täuschend echt ahmte er so den metallischen Klang eines E-Basses nach, um einen Kanon deutlich interessanter zu machen. oder veranschaulichte uns an dem Dämpfer einer Trompete, wie wir einen Übergang schaffen konnten. Bevor wir richtig loslegen konnten, zeigte er uns auch, wie der richtige Stand beim Singen funktioniert. So sollten wir uns vorstellen, unsere Füße seien zwei Magnete und der Boden das, was sie anzieht. Auch die Arme sollten wir bei einer Übung mitnehmen. „Als hätte ich jetzt hier so die Welt.“, verdeutlichte uns Christoph Hiller, um um das Öffnen des Brustkorbes zu erläutern.

Nachdem wir nun viel dazu gelernt hatten, ging es an verschiedene Lieder, die vor allem auf Rhythmus und weniger auf Text ausgelegt waren. Die begleitende Klavierstimme war nicht nur die unsere, sondern auch eine mehrstimmige, sodass es sich bald fast wie in einem echten Chor anfühlte. Als wir einmal aus dem Meeting flogen und uns alle wieder einwählen mussten,  nahm er dies mit den Worten „Schön, dass ihr euch wieder eingehackt habt“ unbeschwert entgegen. Zum Abschluss sangen wir sogar einen Kanon, den der Sänger selbst geschrieben hat. Das „Abendlied“ war „keine kitschige Pop-Ballade“, wie es auf dem Notenblatt stand, sondern ein Ohrwurm, der die Probe in das Ende leitete.

Doch danach war das Treffen noch lange nicht vorbei. Christoph Hiller stellte sich unseren Fragen offen gegenüber und ließ sich von uns damit durchlöchern. So erzählte er unter anderem, wie die Maybebop-Mitglieder mit der Corona-Situation umgehen, trotzdem zusammen proben und so neue Projekte angehen. Auch dass sie eine CD – „Kinderkram“ – herausgebracht hatten, an dessen Booklet er selbst mitgewirkt hat, erzählte er. In diesem kann jeder selbst kreativ werden und das Kind in sich erneut hervorkommen lassen.

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, kann sich gerne Tickets für ein Streaming-Konzert am 5.3.2021 über Reservix sichern. Und sobald es Corona zulässt, wird es eine Chorprobe geben, in der es live und in Farbe Besuch von Maybebop am Johanneum gibt. Diesmal hoffentlich ohne 40 cm Neuschnee, dafür mit mindestens genauso viel Pep.

Wir bedanken uns im Namen des gesamten Chores bei Christoph Hiller und freuen uns auf ein Wiedersehen.

Josefin Greve, 9d