Von Lübeck in die türkische Nationalmannschaft

„Morgen geht es für mich nach Antalya“, antwortet Selcuk Rinal aus der Q1 mit einem verschmitzten Lachen auf unsere Frage, wie seine nahe Zukunft als frisches Mitglied der türkischen U-17-Nationalmannschaft aussieht. Zwischen dem 15. und 20. März war der 17-Jährige nun schon in einem Trainingslager in der Türkei und von dort aus geht es weiter zu der EM-Qualifikation nach Slowenien. Doch wie ist er von St. Pauli dorthin gekommen?

Schon als kleines Kind war der Fußball bei ihm immer im Gepäck, erzählt uns Selcuk. Geprägt durch seinen Vater als ehemaligen Profi in dieser Sportart begann auch für ihn mit fünf Jahren das Spielen im Verein und somit die ersten Schritte auf seinem bisherigen Weg. Unterstützung erhält er hierbei nicht nur von seiner Familie, die ihm den Rücken stärkt, Kraft schenkt und Motivation gibt, sondern auch durch seinen Berater. Mit ihm führt Selcuk Gespräche und erhält hierbei nicht zuletzt auch mentale Unterstützung. „Und dann auch klar, meine Freunde“, ergänzt er. Trotz seiner engen Zeitspannen hält er den Kontakt und bekommt Verständnis zurückgespiegelt: „Sie unterstützen mich ebenfalls und kommen oftmals zu meinen Spielen.“ 

Dennoch ist es keine leichte Aufgabe, das Fußballspielen mit der Schule und seiner Freizeit unter einen Hut zu bekommen. Der 17-Jährige ist der Ansicht, dass dies möglich ist, wenn man sich ein Ziel in den Kopf setzt und dieses mit klarer Disziplin und einem strukturierten Tagesablauf verfolgt. Seit mehr als zwei Jahren spielt er nun in der Innenverteidigung beim FC St. Pauli. Zuletzt hatte ihn der türkische Verband bei seinen regulären Spielen gesichtet und seine Leistungen für sehr gut befunden. Kurze Zeit später folgte dann eine Einladung zu den Länderspielen der Nationalmannschaft. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl, ziemlich emotional und Gänsehaut pur“, fasst uns Selcuk seine erste Reaktion auf die Nachricht zusammen. 

Fußball-technisch hat er sich auf die ersten Spiele nicht besonders anders vorbereitet. Nach einer Woche Vereins-Training flog er nach Italien zu weiteren Trainingseinheiten. Der mentale Aspekt war für ihn hierbei die größere Umstellung, schließlich musste der Fokus bewahrt werden und die Nervosität durfte nicht Überhand nehmen. 

Von der Mannschaft wurde er sehr herzlich aufgenommen. „Man hat sich direkt so gefühlt, als würde man dort schon länger dort spielen“, berichtet er. Die Zeit in Italien hat er sehr genossen, aber natürlich war es für ihn auch schön, nach den ersten Spielen wieder zu Hause zu sein und von seinem Umfeld mit offenen Armen empfangen zu werden, auch wenn es nun schon wieder weitergeht. 

Sein aktuelles Training ändert sich unter normalen Umständen trotz seiner Aufnahme in die Nationalmannschaft nicht. Viermal die Woche übt er mit St. Pauli und in drei bis vier Einzel-Einheiten alleine. 

Auf die Frage, ob er Tipps für Mitschüler:innen habe, die ähnliche Ziele verfolgen, antwortet er bestimmt: „Ich denke, das Wichtigste ist der Glaube an sich selber und die Eigenmotivation, die man jeden Tag aufbringen muss. Und dann darf man nicht die Freude verlieren. Ohne Spaß klappt da, glaube ich, gar nichts.“

In dieser Woche ist Selcuk wieder zu Spielen in der Türkei. Als nächstes großes Ziel steht für ihn aber erst einmal sein Abiturzeugnis auf dem Programm, damit er anschließend seinen wahren Traum verwirklichen kann: Fußballprofi zu sein.

Josefin Greve, Ec, und Junia Fürter, 9d, für die Presse-AG