Einmal Abgeordneter sein – Zwölf Johanneer bei der SIMEP in Berlin

2018-05_SIMEP18_180303-15-32-45Ein ungewohnter Anblick in der Eingangshalle des Berliner Abgeordnetenhauses: Knapp 200 Jugendliche laufen aufgeregt umher und warten darauf, dass etwas passiert. Dann endlich: Einlass in den Plenarsaal. Als alle ihre Plätze eingenommen haben, begrüßt uns die Präsidentin zur 19. Simulation Europäisches Parlament.

Zwölf Schüler der Oberstufe des Johanneums reisten vom 1. bis zum 4. März nach Berlin, um zwei Tage lang die Aufgaben von Abgeordneten des Europäischen Parlaments im Rahmen der SIMEP zu simulieren. Organisiert wurde das bundesweite Planspiel von der Jungen Europäischen Bewegung Berlin e.V., die mit der Simulation das Ziel verfolgt, den jungen Menschen die Europäische Union näher zu bringen und zu erklären.

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Der erste Tag begann bereits großartig mit einer Rede Katarina Barleys, der jetzigen Justizministerin, die einen Vortrag über die Zukunft der EU 27 hielt. Es folgte die Einteilung in die Ländergruppen. Den Jugendlichen wurden bereits vorher Mitgliedsländer und Fraktionen zugewiesen, deren Abgeordnete sie in den nächsten zwei Tagen darstellen sollten. Nach einer kurzen Erklärung der Funktionsweise der EU wurden dort die Positionen der einzelnen Länder erarbeitet und hinterher im Plenum vorgestellt. Auf der strikten Tagesordnung folgte nun das erste Treffen in den Fraktionen, welche in Arbeitsgruppen über die Berichte zu den Themen „Zukunft EU 27“ und „Innere Sicherheit der EU“ Änderungsanträge diskutierten. Anschließend wurden diese innerhalb der ganzen Fraktion besprochen und ihnen weitestgehend zugestimmt. Endlich – es war 19:00 Uhr – durften die jungen Abgeordneten nach einem anstrengenden Tag nach Hause.

2018-05_SIMEP18_180303-11-41-00-800x8007:45 – Einlass in das Abgeordnetenhaus. Leider nicht ganz ausgeschlafen trafen die Jugendlichen ein und versammelten sich direkt in den Ausschüssen, in denen nun die verschiedenen Fraktionen über ihre gestellten Anträge angeregt diskutierten und abstimmten. Langsam fühlten wir uns wie echte Abgeordnete!

Im letzten Schritt, vor dem endgültigen Abstimmen über die Gesetze, kamen noch einmal die Fraktionen zusammen und berieten über zusätzliche Veränderungswünsche der in den Ausschüssen beschlossenen Änderungsanträge. Darauf folgten kurze, informelle Verhandlungen mit je zwei Abgeordneten jeder Fraktion, in denen noch Mehrheiten für jeden Änderungswunsch gesucht wurden. Doch so schnell wie diese begannen, waren sie auch wieder zu Ende und alle hofften, die anderen Fraktionen ein wenig von ihren Ideen überzeugt zu haben.

Nach einer nötigen und verdienten Mittagspause kamen alle Abgeordneten im Plenum zusammen, um die Plenumsdebatte über die Gesetze zu führen. Jedoch gab es vorher noch einen Vortrag von Anton Hofreiter, dem Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion Bündnis 90/die Grünen. Das Planspiel wurde mit Reden der Fraktionsvorsitzenden fortgeführt; so auch von unserem Mitschüler Lucas Rohmeyer (Q2f), der in einer Doppelspitze zum Fraktionsvorsitzenden der S&D Fraktion gewählt wurde.

Nun ging es endlich los: Fünf Stunden waren für die Plenumsdebatte angesetzt. Die Diskussionen waren sehr ernst und angeregt, jedoch konnte man auch ab und zu Gelächter vernehmen, wenn die extremen Flügel des Parlaments mit unsinnigen Argumenten versuchten, ihre Positionen zu stützen. Um 19:00 Uhr war es dann geschafft, nach einigen Erfolgen und Niederlagen einzelner Fraktionen wurden die Gesetze vom Parlament verabschiedet. Mit dem Singen der Europahymne „Freude schöner Götterfunken“ wurde die SIMEP beendet.

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Ich kann wahrscheinlich im Namen aller sagen, dass die SIMEP eine tolle Erfahrung war und nur jedem, der sich für Politik interessiert, empfehlen, bei diesem Planspiel teilzunehmen. Ich habe durch das Sprechen vor so vielen Leuten eindeutig mehr Selbstbewusstsein gewonnen, aber auch thematisch sehr viel mitgenommen. Mir persönlich ist dadurch noch deutlicher geworden, dass ich später im politischen Bereich tätig sein will.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal alle daran erinnern, dass die Europäische Union eine wertvolle Errungenschaft ist, die wir schützen und stärken sollten. Besonders meine Generation darf nicht vergessen, dass die Rechte, die wir durch die Mitgliedschaft gewonnen haben, wie zum Beispiel der freie Personenverkehr, nicht selbstverständlich sind.

In diesem Sinne: „Proeuropäer*innen aller Länder vereinigt euch!“ (Katarina Barley)

Text und Fotos: Marisa Grasshoff (Q2f)