Die gehen der Sache auf den Grund!

Giglio: eine italienische Insel, zuallererst dafür bekannt, dass die Costa Concordia dort auf Grund gelaufen ist. Wir, die Q1b, interessieren uns auf unserer Kursfahrt am Institut für Marine Biologie auf Giglio eher für alles andere, was noch so im Meer steckt.

Die fast 30-stündige Anreise mit Bus, Fähre und weiterem Bus hinter uns, konnten wir die herausragenden Appartements genießen: kein ohrenbetäubendes Dröhnen aus dem Badezimmer, keine dysfunktionalen Gefrierfächer, keine auseinanderfallenden Steckdosen. Jedenfalls nicht mehr nach dem Appartement-Wechsel.

Viel Zeit werden wir in den Appartements sowieso nicht verbringen: Im Kurs zerbrechen wir uns den Kopf darüber, ob wir gerade eigentlich ein Tier, eine Pflanze oder einen Stein angucken. Wenn die Bestimmung mittels des kiloschweren Bestimmungsbuches geglückt ist, kommt plötzlich die Physik ins Spiel: Warum sehen die Algen in tieferen Wasserschichten rot aus? Die wenigen Physikexperten unter uns konnten in ihrer Begeisterung das vorherrschende Entsetzen („Wir hatten doch Bio gewählt!“) gerade noch kompensieren. Diese und einige weitere Basisfakten zum Mittelmeer wurden uns zunächst vermittelt, bevor wir auf das Meer „losgelassen“ wurden.

Wie im Kurs gelernt, verstecken sich futuristisch anmutende Geschöpfe (siehe Wander-Fadenschnecke) in größter Farbenpracht im Meer bei Giglio. Bei der ersten Schnorchelanprobe waren die einzigen bunten Geschöpfe, denen wir (neben uns selbst) begegnet sind, lila gepunktete Quallen, die, wie wir jetzt wissen, auch nesseln und giftig sind. Aber wir sind ja alle lebendig, wenn auch hungrig, herausgekommen.

Nach unserer Übungskochstunde in der Schulküche (siehe Bericht vom 18.03.2019) waren wir natürlich exzellent darauf vorbereitet, uns selbstständig und überaus ausgeglichen zu ernähren. Um die „gesunde“ Ernährung weiter zu vervollständigen, backte ein kleiner Teil von uns in einer heimlichen Nacht- und Nebelaktion einen Geburtstagkuchen für unsere Klassenkameradin Svenja, die am Montag Geburtstag hatte. Frau Scheibe glänzte hierbei mit ihren kreativen Ideen, wie man einen Russischen Zupfkuchen backt. An dieser Stelle gratuliert die Q1b Svenja nachträglich noch einmal herzlich zu ihrem 17. Geburtstag!

 

Beim Kuchenbacken bereits ein eingespieltes Team, konnten wir für Donnerstag die Prozesse in ähnlicher Heimlichkeit ausführen, um so für unsere Klassenkameradin Alba, die drei Tage später Geburtstag hatte, auch einen Kuchen zu backen. Auch Alba gratulieren wir noch einmal ganz herzlich!

Hellblaues, klares Wasser, sonnendurchflutet, die Lichtstrahlen tanzen nach dem Muster der Wellen. Inmitten der Tiefe unter uns schwimmen verschiedene Fischschwärme unterschiedlichster Arten, es müssen mehrere Tausend sein, die ruhig im Wasser schweben. Zu diesem idyllischen Bild gesellen sich die Schnorchler, die von oben auf die Unterwasserlandschaft blicken und ab und an auch versuchen, selbst abzutauchen.

Bei der Erkundung der Felswände in der Nähe unseres Heimatstrandes sind wir zahlreichen weiteren interessanten Spezies begegnet: z.B. die „Tomate des Meeres“, der Röhrenwurm und die Felsengoldrose. Nachdem wir erfolgreich in keine Seeigel gegriffen hatten, kehrten wir zu den Appartements zurück, bevor wir zur Blümchentour aufbrachen.

Die Blümchentour bestand, wie sich herausstellte, hauptsächlich daraus, zur Badebucht zu wandern und auf dem Weg der Mohn, Weißfilziges Greiskraut sowie eine weiß-violette mysteriöse Blume auf deren Bestimmung ein Eis ausgesetzt ist. Außerdem hat unser Geografenteam erfolgreich zwei von zwei Geocaches nicht gefunden und ist hierbei erfolgreich nicht von einer Klippe gefallen.

Nach Abschluss anstrengender Wanderungen, unter anderem auch zum höchsten Gipfel Giglios und dem Castello, blieb noch das abwechslungsreiche Abendprogramm. Der nach Westen gewandte Strand, der von den Appartements nur ein paar Schritte entfernt ist, bot einen exzellenten Aussichtspunkt auf den Sonnenuntergang, wenn die Sonne den Himmel in verschiedenen Rot- und Goldtönen bemalte. Untermalt mit Musik haben wir die maximale Kapazität der etwa 5 Quadratmeter großen Decke auf zwölf Personen bestimmt und beim Abschlussgrillen festgestellt, dass Kohle, wenn zu viel Bratensaft darauf tropft, erlischt (wir sind eben keine Physiker).

Aber wenn die Sonne untergegangen ist, ist der Tag für den Meeresbiologen ja noch längst nicht zu Ende: Nach Anbruch der Dunkelheit machten wir uns im Neoprenanzug ein weiteres Mal auf den Weg zum Hafen, um die Unterwasserwelt auch bei Nacht kennenlernen zu können. Ausgerüstet mit Taschenlampen stiegen wir in die schwarzen Fluten, die jedoch unter Wasser im Lampenschein bald ihre volle Farbenpracht offenbarten: in den blauen Lichtkegeln schwammen Schwärme von winzigen Fischen rund herum um uns und auf den grün bewachsenen Felsen streckten Anemonen ihre Tentakeln in das Wasser neben dem manch einem getarnten Drachenkopf und einigen kleinen Oktopussen, die sich unter Steinen versteckt hatten. Als Highlight schalteten wir in einiger Entfernung vom Ufer die Lampen aus, um das sogenannte Meeresleuchten zu beobachten: in völliger Dunkelheit erschienen unter Wasser grün leuchtende, leicht knisternde Lichter um die Hände, wenn man sie bewegt. Das Meeresleuchten ist auf leuchtende Kleinstlebewesen, die auf den Bewegungsreiz reagieren, zurückzuführen.

Während wir hierbei und an den vorherigen Tagen die Vielfalt des Mittelmeers stets den Blick aus der Vogelperspektive des Schnorchelns beibehalten hatten, bot sich uns später auch noch einmal die Möglichkeit, hinunter in die blauen Tiefen abzutauchen. Bei dem für den größten Teil ersten Tauchgang konnten wir neben manchem technischen Detail auch einige Heilbutte? und Sandtaucher aus einer Armlänge Entfernung beobachten. Zusätzlich konnte man die unvergleichliche Atmosphäre tief im Meer genießen: mit klarem Wasser in allen Richtungen und so viel Luft zum Atmen wie nötig, konnte man in aller Seelenruhe inmitten des ruhigen Wassers schweben, das wir die ganze Zeit untersucht haben.

Aber das Mittelmeer ist ja so viel mehr als „nur“ Salzwasser: An jedem Ort findet man verschiedenste Organismen, die an genau diese Bedingungen angepasst sind und perfekt dafür gebaut sind. Dass jegliche Störungen in dem Gleichgewicht zwischen den Arten dramatische Auswirkungen auf das ganze Biotop haben können, haben wir am letzten Kurstag besprochen, als wir zum ersten Mal auf den Einfluss des Menschen eingegangen sind: denn durch Überfischung, Klimawandel oder Plastikmüll stören wir einzelne Elemente im Ökosystem mit ungeahnten Konsequenzen. Auch wenn man vielleicht vorher schon einmal vom Great Pacific Garbage Patch oder dem bis zu 90% unverwerteten, einfach zurück ins Meer geschmissenem Beifang gehört hatte, berührt es noch einmal deutlich stärker, wenn man die Schönheit unseres Meeres hautnah erleben konnte: wenn man sich wie wir über jeden Fisch und jede bunte Schnecke gefreut hat; wenn man jedes Mal wieder gestaunt hat, wie viele verschiedene Arten auch hier im Mittelmeer leben und wie dieses unglaubliche System funktioniert. Wir kommen eindeutig mit einer neuen Dringlichkeit zurück, unsere Meere zu schützen und alles dafür zu tun, was in unserer Macht liegt: sei es durch das Vermeiden von übermäßig viel Plastikmüll, dem Kauf von Fischprodukten mit vertretbaren Fangmethoden oder das Unterstützen von Initiativen zum Schutz der Meere.

Unsere Kursfahrt war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg: fachlich, für unser Vorabithema Mittelmeer; persönlich, durch die unvergesslichen Erfahrungen beim Schnorcheln und Tauchen; und für uns als Gruppe, weil wir noch einmal viel enger zusammengewachsen sind. Für alles danken wir unserer Profillehrerin Frau Scheibe und unserem Begleitlehrer Herrn Hillringhaus ganz herzlich, es war eine tolle Erfahrung!

Text: Alba Paulsen, Johanna Sorg und Svenja Benkert, Q1b

Fotos: Lucas Hillringhaus