Weißt du eigentlich, weshalb du diesen Artikel gerade lesen kannst?

Weil dein Herz Blut durch deinen Körper pumpt. Weil deine Lunge deinen Körper mit Sauerstoff versorgt. Weil deine Niere den Wasser- und Salzhaushalt regelt. Weil deine Leber deinen Körper entgiftet und weil dein Gehirn all die Sinneseindrücke, welche gerade auf dich einprasseln, verarbeitet und speichert.

Doch es gibt auch Menschen, die diesen Artikel nicht lesen können, denn sie sind im Krankenhaus und warten dort auf eine neue Niere, ein neues Herz oder eine neue Lunge. Diese Menschen haben auf Grund einer schweren Erkrankung nur noch eine letzte Chance, um zu überleben: eine Organtransplantation.

Die Religionskurse der Q1 wurden von der Studierenden der medizinischen Fakultät in Lübeck ausführlich über Organspende informiert. Wir lernten, dass 2018  995 Organe in Deutschland gespendet wurden und das, obwohl über 9.500 Menschen auf der Warteliste für eine Transplantation stehen. Damit ist Deutschland eines der Länder in der Eurotransplant Zone, welches am wenigsten Organspender hat. Natürlich könnte man diese erschreckend tiefe Zahl auf die Politik schieben und sagen, dass wir auch die Widerspruchsregelung einführen sollten, aber man könnte das Problem auch bei sich suchen. Die Widerspruchsregelung existiert in Ländern wie Italien oder Spanien und bedeutet, dass jeder Mensch ein Organspender ist, es sei denn, er widerspricht dem. Gerade diese Länder weisen eine sehr hohe Zahl an Organspendern auf, wodurch in ganz Europa Leben gerettet wird.

Wo liegt also das Problem? Die meisten Menschen in Deutschland sind einfach zu wenig informiert oder denken, sie haben noch lange Zeit, um die Entscheidung über eine Organspende zu fällen. Für die meisten mag diese Annahme richtig sein, doch leider passieren Unfälle und leider versterben Menschen plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung. Dann ist es meist zu spät für einen Organspendeausweis, und die Entscheidung über eine Organspende liegt in den Händen einer trauernden Familie. Diese Entscheidung über die Organspende muss innerhalb weniger Stunden getroffen werden, was enormen Druck auf die Angehörigen ausübt. Dauert der Entscheidungsprozess zu lange, sind die Organe eventuell nicht mehr gesund und funktionsfähig für einen anderen Menschen.

Die drei Studierenden haben uns klar gemacht, dass jede/r das Recht auf eine eigene Entscheidung hat und dass es keinen Zwang zur Organspende gibt, dass aber alle Menschen sich darüber Gedanken machen und mit ihren Angehörigen sprechen sollten, um diesen Entscheidungsdruck zu erleichtern.

Eine Organspende kommt nur dann infrage, wenn der Patient an einem Hirntod gestorben ist. Dieser muss von zwei unabhängigen Ärzten bestätigt werden und erst dann wird geguckt, ob es jemanden auf der Warteliste gibt, der die gleiche Blutgruppe hat und ein Kandidat für eine Transplantation wäre. Entscheidet man sich für eine Organspende und ist ein geeigneter Patient gefunden worden, werden die Organe mithilfe einer Datenbank, die die Organisation Eurotransplant betreibt, anonym gespendet. Die Warteliste wird nach Dringlichkeit von einem Algorithmus aufgestellt, wodurch die Chancengleichheit für alle gewährleistet wird.

Ich bin doch viel zu alt. Meine Leber will doch niemand mehr haben. Ich möchte aber nicht, dass meine Familie mich so zerstückelt sieht.

All diese Aussagen sind berechtigt und dürfen gestellt werden. Doch jeder kann Organspender sein. Es ist egal, wie alt man ist, welche Hautfarbe man hat oder welcher Religion man angehört. Das Wichtigste ist, dass ein Leben gerettet wird oder eventuell sogar das vieler! Selbst wenn die Leber nicht mehr intakt ist, könnte ein kleines Kind durch die Spende der Niere überleben. Ärztliche Untersuchungen werden vor jeder Spende durchgeführt und die Entnahme der Organe erfolgt wie bei einer normalen Operation. Der Spender wird natürlich wieder zugenäht und sieht danach genau so aus wie zuvor. Mit dem kleinen Unterschied, dass er vielen Menschen die Möglichkeit auf ein Leben geschenkt hat.

Deshalb mein Appell an euch: Redet mit eurer Familie und euren Freunden über die Optionen einer Organspende und füllt einen Organspendeausweis aus. Dadurch entlastet ihr nicht nur eure Familie, sondern stellt auch sicher, dass nach eurem Tod genau das passiert, was ihr möchtet. Denn oft wissen die Angehörigen nicht einmal, ob der Verstorbene für oder gegen eine Organspende war. Durch diesen Ausweis könnt ihr entscheiden, welche Organe und Gewebeteile ihr spenden möchtet und welche nicht. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass ihr keine Organspende möchtet, doch auch dann ist dieser Ausweis von Nutzen. Einfach das Kästchen mit: „NEIN, ich widerspreche der Entnahme von Organen oder Gewebe“ ankreuzen und schon habt ihr eurer Familie eine große Last abgenommen.

Ich persönlich finde, dass Organspende eine gute Sache ist und diese Veranstaltung hat meine Meinung gestärkt und mein Wissen fundiert. Für den Fall der Fälle, dass ich als Spenderin infrage komme, möchte ich, dass durch meinen Tod so vielen Menschen wie möglich das Leben gerettet wird. Mir bringen meine Organe nichts mehr, doch jemand anderem schenken sie die Chance weiter zu Leben und dann war mein Tod nicht nur ein Ende, sondern auch ein Anfang für eine überglückliche, todkranke Person.

Dana Beusen, Q1e