Drunter und Drüber

Ich blinzle und meine Augen versuchen angestrengt, einen scharfen Punkt zu erkennen, doch es ist alles verschwommen und ein wenig nach oben versetzt. Ich blicke an mir herunter und statt zwei, kann ich vier Beine erkennen, weshalb ich nach hinten taumele und mich schwer wieder fangen kann. Fangen soll ich auch den Stift, der mir von einem Mitschüler zugeworfen wird, doch ich greife ins Leere, meine Hände patschen aneinander, der Stift fällt auf den Boden und meine Klassenkameraden lachen. Ich setze die Brille wieder ab, zwinkere ein paar Mal mit den Augen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Das wäre 1,0 Promille. So würde ich meine Umgebung wohl wahrnehmen, wenn ich zu viel Alkohol getrunken hätte. Mit der Brille, die das alles nur immitiert und inmitten meiner Klasse ist es lustig, sich so zu fühlen und zu verhalten, doch am letzen Donnerstag haben wir uns mit vier Zehntklässlerinnen über den „Ernstfall“ unterhalten. Über Drogen und Alkohol, was sie mit uns machen, was für Erfahrungen wir und die älteren Schülerinnen gehabt hatten und wo man sich bei einer Sucht melden kann.

Wir hatten uns in einen großen Kreis gesetzt und redeten einfach. Die vier Mädchen hatten sich vorher über dieses Thema informiert, um ihr Wissen an uns weiterzugeben. Nicht wie langweiliger Unterricht oder ein steifer Vortrag, sondern auf uns angepasst und auf uns eingehend. Jeder konnte etwas sagen, sich mit einbringen, von seinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen sprechen oder einfach nur zuhören. Sie schrieben uns am Ende einige Telefonnummern auf, bei denen man sich melden konnte, wenn man mit jemandem sprechen muss oder einfach nicht weiter weiß.

Uns gaben sie mit auf den Weg, Alkohol nur auszuprobieren, wenn wir es wirklich wollten, wir uns in der Gruppe aber nicht unter Druck fühlen sollten. Härtere Drogen sollten wir aber auf jeden Fall meiden, vor allem solche, die einen hohen Suchtfaktor haben. Und dass wir immer wissen sollten, was unser Körper verträgt und inwiefern uns Drogen schaden.

Ich denke, ich spreche im Namen der Klasse, wenn ich sage, dass es eine tolle Doppelstunde war, in der wir viel gelernt haben und in der es mal richtig locker zuging. Es ist in unserem Alter sehr wichtig, über so etwas zu sprechen, damit wir nicht unnötig auf Alkohol und Drogen zurückgreifen, wenn es in unserem Leben mal drunter und drüber geht.

Josefin Greve, 8d