Mit Sabine nach Frankfurt

Am Samstag, den 8. Februar, startete die Fahrt der F.A.Z.-AG im Rahmen des Projekts Jugend und Wirtschaft: Fünf gespannte Schüler:innen und eine Lehrerin bestiegen den Zug nach Frankfurt am Main. Da war uns noch nicht bewusst, dass wir eine siebte Person mit im Gepäck hatten, die uns die ganze Zeit begleiten würde: Sabine – ein Tiefdruckgebiet und einer der großen Stürme des Jahres.

Die Hinfahrt verlief aber glücklicherweise ereignislos, und die Jugendherberge konnte ohne Probleme bezogen werden. Am Sonntag startete unser Tag mit einem Besuch im Museum Judengasse, wo wir lernten, wann die Frankfurter die in der Stadt lebenden Juden aus der Innenstadt verbannt hatten und wie diese eng zusammengepfercht in schmalen Häusern auf begrenztem Grund zusammenleben mussten. Auch der angrenzende Jüdische Friedhof, der während des Nationalsozialismus geschändet und dessen Grabsteine größtenteils als Baumaterial verwendet wurden, wirkte auf uns beklemmend – insbesondere angesichts der wachsenden Geschichtsvergessenheit in Teilen der deutschen Bevölkerung.

Im Gegensatz dazu stand der strahlende Sonnenschein, der uns trotz der mitgereisten Sabine den restlichen Tag über begleitete, den wir in der Frankfurter Paulskirche, im Museum für Moderne Kunst, das künstlerisch zwar nicht alle zu überzeugen schien, dessen Architektur jedoch jeden von uns beeindruckte, und anschließend im Frankfurter Dom verbrachten.

In der Paulskirche haben wir beispielsweise gelernt, dass die Abgeordneten der Nationalversammlung 1848 keinen Parteien angehörten, sondern sich erst langsam in Gruppen zusammenfanden, die sich dann den Namen der Kneipe gaben, in der sie sich trafen. Was würde das wohl für eine Versammlung Lübecker Schüler:innen bedeuten?

Abends stellten wir außerdem fest, dass man für Stürme eine Namens-Patenschaft übernehmen kann. Hierbei sind Tiefdruckgebiete wie Sabine billiger als Hochdruckgebiete, weil sie kürzer anhalten. Für Sabine hätte man beispielsweise ca. 236 Euro bezahlt.

Dass Sabine ihr Geld wert war, zeigte unser wichtigster Tag: Wir waren doch etwas geschockt, als wir feststellten, dass ein vom Sturm umgewehter Baukran in das Dach des Doms, den wir gerade noch besichtigt hatten, gefallen war. Im Geldmuseum der Bundesbank übte Sabine hingegen eine segensreiche Wirkung auf uns aus: Weil sämtliche Gruppen ihre Anreise aus Wettergründen abgesagt hatten, waren wir ganz allein und konnten uns ungestört der Fehlersuche beim Falschgeld widmen.

Unsere wichtigste Station und der Hauptgrund für die Frankfurt-Reise stand als nächstes auf dem Programm: Der Besuch in der Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wo die Projektbetreuerin Frau Becker mit uns jeden einzelnen Artikel durchgesprochen und Vorschläge zur Verbesserung gemacht hat und uns einen kurzen Einblick in den Tagesablauf in der Redaktion und die Organisation einer Zeitung gewährte. Anschließend wurden wir – jetzt tatsächlich bei dem von Sabine versprochenen Sturm und Regen – zur Druckerei gefahren und konnten uns erklären lassen, in welchen Schritten eine Zeitung gedruckt wird.

Das war besonders beeindruckend, vor allem aufgrund der Schlagzeilen zum Rücktritt Annegret Kramp-Karrenbauers, die wir bereits am Vorabend zu Gesicht bekamen. Auf dem Weg in die Jugendherberge wurden wir ordentlich durchgepustet und hatten nach einem vollen Tag genügend Gesprächsthemen.

Der Dienstag sollte eigentlich unser Abreisetag sein – aber Sabine drohte, uns einen Strich durch die Rechnung zu machen: Ob die Fernzüge fahren würden, war lange Zeit unklar. Wir machten uns schon Gedanken darüber, wie Herr Janneck wohl reagieren würde, wenn wir unsere Reise einfach um eine Woche verlängern würden…

Aber zuerst ging es zur Europäischen Zentralbank, wo wir dank eines ehemaligen Johanneers eine exklusive Führung durch den Tower bekamen, was uns einen Kaffee in luftiger Höhe und mit beeindruckendem Ausblick ermöglichte. Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Paulini für die tollen Eindrücke und die interessanten Informationen! Abgerundet wurde unser Besuch in der EZB mit einem interaktiven Vortrag zur Funktion der Bank und der Besichtigung einer passenden Ausstellung.

Auf der gemeinsamen Rückfahrt konnten wir die letzten Tage noch einmal reflektieren und kamen trotz Sabine pünktlich in Lübeck an.

Herzlichen Dank an die Frankfurter Allgemeine Zeitung – insbesondere an die Projektleiter Herrn Hortschäfer und Frau Becker -, den Bankenverband sowie an den Förderverein, die uns diese Fahrt ermöglicht haben!

Paula Medlin, Lieve Münte, Stina Waller, Q1a