Sag niemals nie!

Seoul, Segeln, Schülerfreund – drei Stichworte von vielen, die Herrn Hagen kennzeichnen. Seit den Sommerferien gehört er zur Crew des Johanneums. Die Presse-AG hat ihn interviewt:

An welcher Schule haben Sie vorher unterrichtet?

An der Deutschen Schule Seoul in Süd-Korea, davor war ich allerdings am Katharineum hier in Lübeck.

Warum haben Sie sich für Lübeck und für das Johanneum entschieden?

Ich wurde dem Johanneum sozusagen zugeteilt, habe es mir also nicht ausgesucht. Aber mir gefällt es wirklich sehr gut hier.
Noch ist ja alles ganz neu, aber ich bin froh hier gelandet zu sein. Die Schülerschaft ist nett und bunt, das Kollegium freundlich und hilfsbereit und der Kaffee im Lehrerzimmer besser als in den bisherigen – was will man mehr? Den großen Schulhof und den angrenzenden Park finde ich grandios.

Warum sind Sie Lehrer geworden?

Das war eigentlich nicht von Anfang an so geplant. Mein Vater war auch Lehrer, und ihm hat es in der Schule eigentlich immer sehr gut gefallen. Dennoch wäre es mir anfangs nie in den Sinn gekommen, auch diesen Weg einzuschlagen. Tja, soviel zum Thema ’sag niemals nie‘!

Welche Fächer unterrichten Sie?

Englisch und Erdkunde und eigentlich auch Deutsch als Zweitsprache.

Was gefällt Ihnen an diesen Fächern am meisten?

Englisch braucht man ja nun wirklich ab und zu mal, und zu wissen, warum ein Wind weht, das kann als Segler auch nicht wirklich schaden. Außerdem reise ich wirklich gerne und da kann man meine beiden Fächer toll kombinieren.

War es komisch mit den Coronaregeln direkt am ersten Tag?

Da ich ja zu Beginn der Pandemie in Korea war, wo alles noch viel organisierter vonstatten geht als in Deutschland und wo allen Leuten die Gesichtsmasken durchaus nicht ungewohnt sind und bereits vor Corona zum Alltag gehörten, fand ich es dann hier eigentlich ziemlich unspektakulär. Aber ich habe ja
immer noch so viele neue Namen zu lernen, und hinter einer Maske sehen viele von euch wirklich sehr ähnlich aus. Und jetzt ohne Maske im Unterricht fange ich, was die Namen angeht, wieder fast bei null an.

Welche Jahrgänge unterrichten Sie hauptsächlich?

Ich habe von der 5 bis zur 12 alles dabei. Und gerade diese Abwechslung finde ich spannend.

Was ist Ihr pädagogisches Motto?

Diese Frage bekommt man als neuer Kollege ja eigentlich immer in so einer Situation wie dieser gestellt. Bis jetzt habe ich mir immer irgendeinen Quatsch ausgedacht. Das spare ich mir diesmal, hier also meine ehrliche Antwort, die ich so noch nie gegeben habe: Ich habe keines und habe auch noch nie eines gebraucht.

Was machen Sie gerne außerhalb der Schule?

Ich baue und bastele viel an Haus, Garten und auch an meinem alten BMW Motorrad herum. Da leckt ständg irgendwo Öl und ab und an fällt die Elektrik aus. Es wird also nie langweilig. Sehr gern gehe ich auch laufen an der Wakenitz und hin und wieder gehe ich Segeln, habe aber zur Zeit kein Boot, sondern nur ein altes Aluminiumkanu.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Griechisch, egal was. Da schmeckt wirklich alles toll. Außerdem liebe ich gebratene Heringe aus der Ostsee.

Haben Sie Kinder?

Ja, habe ich, insgesamt sind es vermutlich 4.

Haben Sie Haustiere?

Leider nicht, obwohl meine Kinder mir schon seit Jahren in den Ohren liegen. Aber meine Frau ist strikt dagegen. Und außerdem ist unser kleines Haus mit sechs Personen eigentlich schon jetzt viel zu winzig.

Wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben?

Auch diese Frage kommt mir irgendwie bekannt vor. Also, versuchen wir es: jungdynamisch, über die Maßen verständnisvoll, gutaussehend! Vermutlich alles drei mehr oder minder weit von der Wahrheit entfernt, aber egal.

Was ist das Wichtigste, was andere Leute über Sie wissen sollten?

Hunde, die bellen, beißen nicht.

Gibt es einen Ort, wo sie unbedingt mal hinreisen wollen?

Ich war noch nie in Australien. Da waren wir bis vor Kurzem ja eigentlich relativ nah dran, aber eben immer noch so weit, dass wir es nicht bis dahin geschafft haben. Daher steht das noch auf meiner Liste, wobei ich vermute, dass das in diesem Leben wohl nichts mehr wird.

Wir haben ja schon gehört, dass sie vor dem Johanneum in Asien unterrichtet haben. Können sie ein bisschen darüber erzählen?

Ein weites Feld. Die Schule war klein und familiär, die Schülerschaft so nett wie eigentlich an jeder Schule, nur lernt man jeden Einzelnen natürlich viel besser kennen bei so kleinen Klassen. Das vermisse ich hier schon irgendwie. Die Konferenzen und Arbeitstreffen sind eigentlich an jeder Schule gleich: ziemlich langweilig, aber leider notwendig. Als Ausgleich bin ich mit Freunden und Bekannten viel Rennrad gefahren. Das ist total populär in und um Seoul. Viele, eher jüngere Leute, fahren da zu jeder Tag- und Nachtzeit durch die Gegend und die betreiben den Sport z.T. auch auf echt hohem sportlichem Niveau. Mithalten konnte ich da bei Vielen nicht ansatzweise – Spaß gebracht hat es trotzdem. Jeden Sonntag bin ich außerdem zusamnmen mit einem Kollegen (wir hatten gemeinsam einen halbjährigen Kurs besucht, um die komplizierte Technik zu erlernen) auf einen traditionellen koreanischen Bogenschießstand in einen Park gegangen. Das war dann das totale Kontrastprogramm – alles ältere würdige Herren, vereinzelt auch mal eine Frau, fast keiner sprach Englisch und mein Koreanisch ist leider weniger als bruchstückhaft. Aber das spielte alles keine Rolle. Wir wurden jedes mal freudig begrüßt und Reden war eh nicht erwünscht, da schlecht für die Konzentration. Und die braucht man wirklich, denn die Scheiben, auf die man schießt, sind 145 m entfernt. Das ist wirklich verdammt weit weg, und um die Pfeile, die sich dem Ziel nähern, auch noch zu erkennen, musste ich mir extra eine neue Brille machen lassen. Geholfen hat es natürlich alles nichts, jeder Greis – egal wie alt – war leider durch jahrzehntelanges Trainig viel viel besser als wir.

Wir freuen uns, dass Herr Hagen neu an Bord ist und wünschen ihm, dass er immer frischen Wind hat und gut durch das Johanneum segelt!

Annika Fehring und Milena Högemann, 8b