Vom Anfang bis zum Ende – Teil 2

Ein ganzes Schulleben Johanneum – Joesefin Greve hat sich auf die Suche gemacht: Was ändert sich im Laufe der Jahre? Ein ganz besonderes Interview mit gleichen Fragen in unterschiedlichen Jahrgängen ist daraus entstanden. Heute berichten Tjorben (5a) und Johan (Q2) über ihr Schulleben.

Presse-AG: Wie waren für dich die ersten Schulwochen? Hast du etwas Besonderes oder Lustiges erlebt? Was ist der Unterschied zu der Grundschulzeit?

Tjorben (5a): Es hat mir total viel Spaß gemacht und ich fühle mich gut in meiner neuen Klasse aufgehoben. Der Unterschied ist vor allem, dass ich jetzt 7 Kilometer mit dem Bus fahren muss, vorher bin ich nur 100 m zu Fuß gelaufen, aber Bus-Fahren finde ich eigentlich ganz gut. Außerdem ist besonders, dass so viele Kinder aus meiner Klasse vorher in einer bilingualen Schule waren und ich kaum Englisch hatte. Ich muss jetzt viel lernen und das war vorher nicht so. Die Klassenfotos mit der Maske waren auch lustig. Sehr spannend finde ich auch die Videokonferenzen im Bio Unterricht, das hatte ich in der Grundschule nicht, da ich in der Coronazeit in der Notbetreuung war und nicht zuhause am Computer gearbeitet habe. Ein weiterer Unterschied ist, dass ich vorher alle Kinder aus meinem Dorf kannte, die auch dann in der Schule waren und nun am Johanneum niemanden kenne, das ist aber nicht schlimm für mich. Ich freue mich auch total darüber, dass ich nun selbstständig entscheiden kann, wann ich nach Hause gehe, und ich habe mehr Freiheiten, so kann ich mich auch nachmittags selber verabreden und mit dem Bus alleine zum Segeln fahren.

Presse-AG: Erinnerst du dich noch an deine ersten Schulwochen am Johanneum – wie waren sie? Ist dir etwas besonders in Erinnerung geblieben?

Johan (Q2): Generell muss ich gestehen, dass ich mich an meine ersten Tage am Johanneum nicht vollständig erinnern kann, es ist ja auch schon ein paar Jahre her. Dennoch fallen mir natürlich die typischen Situationen ein. Das Aufrufen der Namen in der Aula, die Zuteilung zu den Klassen und das Zusammentreffen mit den Mitschüler:innen, den Lehrer:innen und dem Klassenraum. Am ersten Tag standen bei uns außerdem kleine Gruppenarbeiten und eine Erkundungstour durch das Gebäude an. Ich kam von einer relativ kleinen Grundschule und das Johanneum mit seinen verschiedenen Gebäuden und unzähligen Räumen wirkte auf mich zunächst wie ein nie enden wollendes Labyrinth aus Türen, Gängen und Treppen. In den Gruppen haben wir einen Kalender mit den Geburtstagen und eine Karte mit den Wohnorten aller Mitschüler angefertigt, Frau Skaide, unsere Klassenlehrerin, rechnete offensichtlich mit einem eher begrenzten Einzugsgebiet, weshalb wir für die Schüler aus Kastorf, Bad Schwartau und Reinfeld extra Kartenabschnitte ergänzen mussten. An die folgenden Tage kann ich mich nicht mehr genau erinnern, jedoch an das Gefühl. Alles war irgendwie neu, ungewohnt und von einer Größe, wie man es in dem Alter einfach nicht gewohnt war. So viele Fächer während der ersten Tage, jedes Mal öffnet sich eine neue Tür und es erscheint wieder ein Raum, den man bis dahin nicht kannte. Der Kunstraum mit seinen bemalten Tischen, der Musikraum 2 mit all den Instrumenten, die Falkenwiese mit ihren vielen, heute ja noch vielzähligeren, Anlagen. Eindrucksvoll war natürlich auch das Treiben während der Pausen. Ich war beeindruckt, so wie als ich das erste Mal zur Rush Hour am Hamburger Hbf stand. Viele Menschen jeden Alters laufen durcheinander mit einer beeindruckenden Routine und man selbst steht dazwischen und kann sich vor lauter neuen Eindrücken gar nicht retten. Auch wenn man es zu dem Zeitpunkt nicht erwartete, wurde man schnell Teil dieser Routine und war auf einmal Sechstklässler und fühlte sich wie “die Großen”.

In Bezug auf die Grundschule war irgendwie alles anders und obwohl die Lehrer versuchten, einem den Übergang so angenehm wie möglich zu machen, war es irgendwie doch auch ein Sprung ins kalte Wasser. Die Aufregung gehört auch einfach dazu. Belohnt wurde man dafür über die Zeit mit einem Gefühl von Selbstständigkeit und dem Gefühl, ein Schritt weit erwachsen geworden zu sein.

Presse-AG: Was erwartest du von deinem ersten Schuljahr am Johanneum? Gibt es schon ein Ereignis, auf das du dich besonders freust?

Tjorben: Ich glaube, dass ich mehr lernen muss und dann mehr Herausforderungen habe, wie zum Beispiel die Noten. Außerdem möchte ich neue Freunde kennenlernen. Ich freue mich besonders darauf, dass die Koch-AG bald beginnt.

Presse-AG: Wie ist es für dich, das letzte Jahr am Johanneum zu verbringen? Hast du schon eine Idee, was du nach diesem Schuljahr machen möchtest?

Johan: Es ist ein komisches Gefühl. Klar, man kommt jedes Jahr in eine höhere Jahrgangsstufe und spätestens wenn man in die Oberstufe kommt und das erste Mal an einer Informationsveranstaltung zum Abitur teilnimmt, wird einem klar, dass es so langsam ernst wird. Dennoch ist das Gefühl, jetzt zu “den Großen” zu gehören und (planmäßig) bald mit der Schule fertig zu sein irgendwie surreal. Das worauf man immer hingearbeitet hat, ist mehr oder weniger da und unter die Vorfreude und die spannende Erwartung mischt sich etwas Wehmütigkeit.

Zur Frage, was ich nach der Schule machen möchte, was nebenbei bemerkt die häufigste Frage ist, welche ein angehender Abiturient sich anhören muss und die damit die Phrase “man bist du groß geworden” ablöst. Wie man vielleicht bereits merkt, gehöre ich nicht zu den Jugendlichen, die keinen festen Plan haben, was sie genau nach der Schule machen wollen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich studieren möchte, weiß jedoch noch nicht genau was. Aufgrund von G8 bin ich gerade 18, wenn ich mein Abitur mache und die Schule verlasse und danach möchte ich einerseits versuchen zu reisen und andererseits Eindrücke in verschiedene Berufsgruppen und Arbeitsfelder zu sammeln, um dann eine Idee zu entwickeln, was ich studieren möchte.

Presse-AG: Gibt es Ereignisse, von denen du schon gehört hast und die spannend klingen?

Tjorben: Ja, ich finde all die AG ́s cool, da ich auf meiner alten Schule nicht so eine große Auswahl hatte. Es gab nur eine Volkstanz- und eine Schach-AG, die ich eine längere Zeit mitgemacht habe, mir dann aber langweilig wurde. Jetzt auf dem Johanneum möchte ich neben der Koch AG auch an der Presse AG teilnehmen. Letztes Jahr gab es noch die Lego Roboter AG, diese wird zurzeit leider nicht angeboten.

Presse-AG: Welche Ereignisse gibt es, die dir immer besonders gefallen (haben)? Warum?

Johan: Auf die Frage fällt mir ziemlich viel ein. Zwar sind die Veranstaltungen, wie das Schulfest oder die ganzen musikalischen Events innerhalb und außerhalb der Schule, immer wieder schön, jedoch dürfte nirgends soviel Euphorie ausbrechen, wie bei den sportlichen Veranstaltungen, dem Senats- und dem Spiel- und Staffeltag. Der Moment, wenn man das erste Mal den Sportplatz Buniamshof betritt, nachdem man vorher als ganze Schule mit Fahnen und Musik unserer Band dorthin gegangen ist und dann zwischen zig Schulen seine anfeuert, ist schon cool. Besonders für die jüngeren Schüler:innen, die mit ihrer Schminke und den Plakaten und Bannern das Event ausmachen, ist es oft das Highlight des Jahres. Beim Spiel- und Staffeltag ist es ähnlich. Mit noch größerem Ehrgeiz und wahrscheinlich eher klassen- anstatt jahrgangsübergreifendem Teamgeist treten die Klassen der einzelnen Jahrgänge gegeneinander an. Es würde mir sehr für die Schüler:innen leidtun, würden diese Veranstaltungen wegen Corona ausfallen.

Presse-AG: Hast du einen Lieblingsort am Johanneum? Warum ist er das? Wie hast du ihn entdeckt?

Tjorben: Mein Lieblingsort ist der Ruheraum, weil ich sehr gerne Donald Duck Bücher lese und es sehr viele davon dort gibt. Ich habe ihn entdeckt, als wir in der ersten Woche eine Rundtour gemacht haben und ich wusste direkt, dass es mein Lieblingsort sein wird.

Johan: Gerne würde ich jetzt behaupten können, einen geheimen Kellerraum oder ein besonderes Geheimversteck gefunden zu haben, jedoch kann ich das leider nicht. Ein Raum, welchen ich jedoch als besonders empfand, war der Dachboden hinter den Kunsträumen. Einmal sollten wir dort Objekte aus dem Kunstunterricht zum Trocknen aufstellen und als wir den Raum betraten, fühlte ich mich ein wenig wie Harry Potter im Raum der Wünsche. In diesem dunklen, großen Dachstuhl stand alles voll mit Dingen aus dem Kunstunterricht, Materialen und abgedeckten Möbeln. Jedoch war ich dort nur einmal und wahrscheinlich hat meine Fantasie dort den Großteil der Arbeit übernommen. Etwas einfacher wäre die Wahl eines Computerraums als Lieblingsraum. Besonders während des Informatikunterrichts bei Herrn Feller haben wir dort viel Zeit verbracht und auch in den anderen Fächern bedeutete das Arbeiten in diesen Räumen für mich eine willkommene Abwechslung zum normalen Unterricht.

Presse-AG: Was an dem Mundschutz findest du gut oder schlecht?

Tjorben: Das Gute an den Masken ist, das wir uns gut vor Ansteckungen schützen, wenn wir keinen Abstand halten können. Das Schlechte daran ist, dass es unter dem Mundschutz immer so warm ist und meine Brille so schnell beschlägt, aber ich bin froh, dass ich im Unterricht jetzt keine Maske mehr tragen muss und wieder richtig gucken kann.

Presse-AG: Wie wäre es für dich, wenn deine Schulzeit am Johanneum mit solchen Vorschriften beginnen würde?

Johan: Natürlich würden wir alle die Masken lieber ganz weglassen und zum Schulalltag, wie er vor Corona war, zurückkehren, jedoch sehe ich das Tragen der Masken zumindest in den Gängen und auf dem Schulhof und die Trennung der Kohorten als wichtig und unumstößlich an. Ohne diese Regeln würde ein einziger entdeckter Fall von Corona am Johanneum wahrscheinlich erneute Quarantäne für uns alle bedeuten. Auch wenn es schwer ist, sich diese Verantwortung für die Mitschüler und auch deren Familien und Bekannte immer wieder bewusst zu machen, ist das Einhalten der Vorschriften sehr wichtig. Die neuen Fünftklässler:innen beneide ich nicht um ihre ersten Wochen am Johanneum mit deutlichen Einschränkungen und hoffe, dass sie sich die Zeit durch Corona nicht vermiesen lassen und sich trotzdem gut einfinden. Für sie sowie für den Abijahrgang und alle anderen Jahrgänge bringt diese Zeit gewisse Probleme mit sich, mit denen wir versuchen müssen, bestmöglich umzugehen und das Beste draus zu machen.

Interview durchgeführt von Josefin Greve, 9d

interviewte Schülerinnen: Johan Rüdebusch, Q2d, Tjorben Höhn, 5a