Neun Mädchen und eine Stadt

Dass sich die Ea, das Sprachprofil, auch mit weniger als zehn Leuten nicht runterkriegen lässt, ist doch klar. Selbst mit verschobenem Termin standen wir also am 1. Oktober am Tor. Das Ziel? Unseren Kennenlern-Ausflug nachzuholen, der uns durch unglückliche Krankheitsfälle unserer Lehrer zwei Wochen zuvor entgangen war. So machten wir uns, mit warmen Jacken und Karteikarten ausgerüstet, auf den Weg durch die Stadt, die uns eigentlich bekannt, aber doch fremd genug ist, um mehr über sie in englischen Vorträgen unserer Mitschülerinnen erfahren zu können.

An unserer ersten Haltestelle in der Fleischhauer Straße erwartete uns ein relativ neuer Bubbletea-Laden namens „Home Tea Jia“. Hier bekamen wir die Angebote und so einige Vorschläge mitgeteilt; inklusive woraus die sogenannten „Tapioka“ Perlen eigentlich bestehen. Leider war der Laden noch geschlossen, weshalb wir wohl ein anderes Mal dort den Tee kosten müssten.

Der nächste Stopp fand am Niederegger Gebäude neben dem Marktplatz statt, wo uns viel über das „heimliche Wahrzeichen Lübecks“ erzählt wurde. Dass Marzipan seit 1806 hergestellt und somit Niederegger schon 200 Jahre alt ist, hat uns alle ziemlich überrascht.

Direkt neben dem Niederegger Gebäude lauschten wir außerdem einem Vortrag über den Lübecker Marktplatz. Hier plauderten wir über den Weihnachtsmarkt, die Stände und über geschichtliches Vorwissen. Ausgrabungen bestätigen außerdem, dass der Marktplatz sogar zu Zeiten des römischen Reichs verwendet wurde!

Nicht zu vergessen sind die typischen Kirchtürme, die Lübeck ausmachen. Wir näherten uns der Petri-Kirche und erfuhren so Einiges über sie. Wir unterhielten uns außerdem über die Geschichte der Kirchen, welchen Berufen/gesellschaftlichen Schichten sie zugehörten, und welche Auswirkungen es im Zweiten Weltkrieg auf sie gab.

Die nächsten Vorträge führten uns zur Schnittstelle Ober-/Untertrave, wo wir zunächst etwas über die Salzspeicher erfuhren. Unter anderem waren diese, durch ihre Rolle im Salz- und Heringshandel, tatsächlich ein wichtiger Grund für den Reichtum Lübecks. Bekannter sind sie jedoch eher für ihre Rückkehr als Modegeschäft, nachdem sie aufgrund der Eisenbahn als Handelsweg überflüssig wurden.

Danach wurde uns das Wahrzeichen der Königin der Hanse vorgestellt, von dem wir überraschenderweise nicht alle Fakten kannten! Dass auch unser Holstentor durch die Entwicklung des Bahnhofs zur Zeit der Industrialisierung beinahe zerstört wurde, hätten wir nicht gedacht. Da können wir wirklich von Glück reden, dass es damals eine Stimme mehr für das Holstentor gab und diesem damit die Mehrheit verschaffte. Darum steht der Hauptbahnhof heute auch dort, wo er sich befindet – in sicherem Abstand zu unserem Wahrzeichen!

Ein Stück weiter die Untertrave entlang hielten wir erneut, um zwei Vorträgen zu lauschen. Zunächst wurde uns berichtet, dass, ähnlich wie beim Holstentor, auch über den Hafenschuppen C abgestimmt wird, welcher das Thema des ersten Vortrags war. Dieses Votum ist allerdings ziemlich aktuell und kann von euch allen mitbestimmt werden! → (https://www.hafenschuppen.de/startseite.html) Dieser Hafenschuppen repräsentiert unser Stadtbild nämlich ebenso wie das Holstentor oder Niederegger. Denn auch er wurde zur Lagerung von Handelsgut und für die Schifffahrt gebaut und wird heutzutage sogar zur Vorführung von Theaterstücken und ähnlichem genutzt. Wirklich schade, dass einige Menschen ihn abreißen lassen wollen – Was meint ihr?

Die folgende Präsentation machte uns mit dem Mühlenteich vertraut, ein Ort voller Frieden und Harmonie im Stadtzentrum Lübecks. Neben der Möglichkeit zum Entspannen kann man dort auch im naheliegenden Museum für Natur und Umwelt auf Entdeckungstour gehen. Dort gibt es übrigens jedes Jahr eine Ausstellung unter dem Namen „Bei uns piept‘s“, bei der man um Ostern herum echte Küken bewundern kann! Außerdem gibt es eine große Auswahl an Restaurants und Hotels mit atemberaubenden Ausblick.

Den letzten Vortrag, über Willy Brandt, sollten wir dann aus Zeitmangel erst bei Peter Pane hören, während wir auf das Essen an unserem Tisch unter einem Kastanienbaum warteten; was sich als eine nicht ganz ungefährliche Wartezeit herausstellte, da einige der Kastanien auf uns herabfielen. Glücklicherweise konnten wir ihnen jedoch ausweichen und viel Spaß an der Sache finden. Zudem hatte das Essen uns allen sehr gut geschmeckt und nach kurzer Unterbrechung durften wir dem Vortrag weiterhin lauschen.

Dass der ehemalige Bundeskanzler, der 1971 den Friedensnobelpreis erhielt, bei uns zur Schule ging, dürfte jedem bekannt sein, aber es war trotzdem höchst interessant, die wichtigsten Eckpfeiler seines Lebens noch einmal vorgestellt zu bekommen; denn man kann nie genug wissen!

Letztendlich hatten wir sehr viel Spaß zusammen und die Möglichkeit, einander besser kennenzulernen.

Clara Ebel, Felicia Huonker, Lisa Lackmann (alle Ea)