Es liegt an uns…

… die Welt zu verändern. Das mag hochgegriffen klingen und vielleicht unmöglich, doch das ist es nicht. Denn es ist machbar, wenn wir nicht wegsehen und etwas gegen die alltäglichen Probleme tun, wie zum Beispiel Rassismus.

So wie die Antirassismus-AG unserer Schule, die sich seit einem knappen Monat donnerstagabends trifft, inzwischen wieder über Zoom, um Projekte zu überlegen, mit denen unsere Schule sich mit dem großen Thema Rassismus befassen sollte. Die Idee dazu kam sowohl von Schüler- als auch Lehrerseite, denn nicht nur unsere SV war der Meinung, es müsste auch an unserer Schule eine solche AG geben.

Auch wenn es nach einer so kurzen Zeit bereits 24 Mitglieder gibt, wünscht sich die AG möglichst viele weitere Schüler:innen, die sich beteiligen: „Je mehr Schüler:innen wir aus verschiedenen Jahrgängen erreichen, desto besser“. Ihre Projekte sollen unsere Schule zu einem Schulleben führen, in dem es keinen Rassismus mehr gibt und unsere von der Gesellschaft geprägte und verinnerlichte Denkweise ändern. „Wir stellen mehrere Anträge auf der Schulkonferenz und wollen mit vielen Lehrer:innen ins Gespräch kommen. Wir überlegen, ob es so etwas wie eine antirassistische-Fortbildung für Lehrer:innen geben und wie man das umsetzen kann“, so Maja Nolte, Q2.  Außerdem arbeiten die Schüler:innen der AG mit dem Haus der Kulturen zusammen und planen eine Kunstaktion im März, wenn die „Antirassistischen Wochen“ anfangen. Zusätzlich wollen sie Referent:innen einladen und Vorträge, Lesungen und Workshops in der Aula organisieren, wobei sich die Umsetzung durch Corona als schwierig gestaltet.

Gerade hat die AG mit Unterstützung des Schulvereins Plakate bestellt, die die Schule bunter machen sollen, denn die Antirassismus-AG legt ihren Fokus auf das Schulleben. „Klar, wo es Rassismus in der Gesellschaft gibt, da wird dieser auch in den gesellschaftlichen Institutionen, wie der Schule, reproduziert, deswegen muss man an zwei Stellen ansetzen. Zum einen muss man versuchen, wie man Symptome eines rassistischen Systems mildern kann, aber gleichzeitig wäre es gut, wenn es in der Gesellschaft keinen Rassismus mehr geben würde“, findet die AG. Doch da sie nur einen begrenzten Einfluss hat, liegt der Fokus auf der Schule, denn gerade dort gibt es die Möglichkeit, Schüler:innen etwas mit auf den Weg zu geben, und zwar eine Einstellung von einem freundlichen Umgang miteinander. Und trotzdem muss das erst einmal gelernt werden: Was für eine Rolle spielt jede Person in rassistischen Strukturen? Um das herauszufinden, sei Reflexion der Ansatz. „Dafür gibt es die Möglichkeiten noch nicht, aber das ist etwas, womit man sich sowohl auf einer akademischen als auch auf einer persönlichen Ebene auseinandersetzen muss.“

Doch Rassismus zu erkennen, ist nicht leicht zu erklären, denn es ist ein Thema mit verschiedenen Einstufungen. Es gibt den extremen Rassismus, unbewussten Rassismus und bereits ein Vorurteil gehört dazu. Ebenfalls Entscheidungen, die man zum Beispiel aufgrund des Aussehens trifft, kurz gesagt: „Othering“ – die Aussage, andere Menschen sind nicht wie wir. Am wichtigsten aber: Was kann man dagegen tun? Oder viel mehr: Was kann ich dagegen tun? „Gerade, wenn man als weiße Person in einer Gesellschaft aufwächst und privilegiert ist, da es ein System ist, welches einen selbst an eine höhere Position stellt als eine andere, geht es vor allem darum, das zu hinterfragen. Diese Denkmuster, die man einfach verinnerlicht hat, dadurch, dass man in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, die die Weißen als Norm darstellt und „People of Colour“ als Menschen, die davon abweichen.“ Da könnten alle Menschen, die Rassismus verinnerlicht haben erst einmal bei sich anfangen. Bisher werde man bei unserer Schule speziell im Schulalltag nicht oft mit Diversität konfrontiert und lerne nicht, damit umzugehen. Somit sei es schwierig, Schüler:innen nach der Schule in den Alltag zu entlassen, wenn sie sich nie mit dem Thema genauer beschäftigt haben. Dadurch sei das Risiko viel größer, später anfälliger zu sein, im Kontakt mit anderen Menschen mit Vorurteilen zu reagieren, wenn man an ein solches Aufeinandertreffen nicht gewöhnt ist und daher ein negatives Reflexverhalten zeigt.

Das Fatale: Viele denken, sie sind nicht in der Lage, etwas zu bewirken, doch meistens liegt das Problem darin, dass zu oft weggesehen oder -gehört wird und man damit sein Einverständnis gegenüber dem rassistischen System ausdrücke. Insofern liegt es an jeder und jedem selbst, immer einzuschreiten, wenn es rassistische Situationen gibt, denn nur so kann man das Problem am Kern anpacken. Zwar ist diese Faustregel nicht auf alle Fälle zu übertragen, doch grundsätzlich kann man sagen, dass Einschreiten immer wichtig und gut ist. Möglicherweise hat die betroffene Person in der Situation nicht die Kraft sich damit auseinanderzusetzen. Denn die Verantwortung darf nicht bei dem Betroffenen selbst gesucht werden, insbesondere die Weißen sollten sich zuständig fühlen, da sie nicht zu den „People of Colour“ gehören und darauf aufmerksamen machen müssen. In den Situationen ist schließlich der Mensch, der betroffen ist, in der Opferrolle und zu verlangen, dass er etwas dagegen macht, sei einfach unfair. Doch es hilft bereits, über das Thema aufzuklären und zu informieren, wie es zum Beispiel die Antirassismus-AG macht. Um darauf hinzuwirken, dass es irgendwann keinen Rassismus mehr gibt, ist es wichtig, sich darüber zu informieren, denn oft denkt man, man wisse alles über das Thema, doch das sei in der Regel nicht so. Außerdem müsse man sich frei davon machen, dass man zu hundert Prozent immer antirassistisch handelt oder denkt, dazu sind wir zu lange mit diesen Stereotypen und Vorurteilen aufgewachsen.

Es ist wichtig, sich zu bilden und Bücher zu lesen, Podcasts und Hörbücher zu hören, wie zum Beispiel „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“, von Alice Hasters, sowie „Exit Rassism“ von Tupoka Ogette oder die Podcasts „Kanackische Welle“ und von Alice Hasters und ihrer Freundin „Feuer und Brot“ mit Folgen über das Thema. Auch auf YouTube gibt es Dokus, bei denen man jedoch vorsichtig sein müsse, da sie Rassismus teilweise herunter spielen würden. Auch könne man auf einer anderen Ebene schauen: der Politik. Aminata Touré sei ein tolles Beispiel für die antirassistische Arbeit und sehr inspirierend.

Falls ihr euch ebenfalls für das Thema interessiert und einsetzen wollt, um unsere Schule zu einer Schule ohne Rassismus zu machen, dann meldet euch über die E-Mailadresse, denn jeder von uns kann etwas verändern!

Josefin Greve, 9d