Weltretter

Die Altstadtinsel, auf der sich unsere schöne Schule befindet, scheint in den letzten Tagen wie ausgestorben. Schnell hasten die mit Masken bedeckten Gesichter an uns vorbei. Niemand hält für ein kurzes Pläuschchen an, nicht einmal für kurze Neujahrsgrüße bleibt noch Zeit. Die Läden haben ihre Türen geschlossen, und der Weihnachtsmarkt fehlte uns. Genauso fehlen uns die vielen Menschen, die Lübeck normalerweise in dieser Jahreszeit zu Gast heißt.
Unsere Stadt ist eine andere geworden, das merkten wir, die 6a, in letzter Zeit sehr häufig. Beim Durchstöbern der Zeitung im Deutschunterricht lasen wir Artikel, in denen immer wieder auch das Ende des Kaufhauses Karstadt besungen wurde. Genannt wurde es als nur ein Beispiel für das Innenstadtsterben, das nun auch auf viele andere Städte zukommen soll.
Doch haltet mal an und schiebt diese düsteren Gedanken beiseite! Wären wir die 6a, wenn wir uns damit zufrieden geben würden? Wir sind die Gallier und nicht die Römer. Wir haben uns einen Zaubertrank zusammengebraut. Den trinken wir trotz Maskenpflicht. Denn er besteht nur aus unseren zusammenfließenden Ideen zu der einen Frage: Wie können wir unsere Stadt eigentlich nachhaltig besser machen? Ein bundesweiter Wettbewerb eröffnete uns die Möglichkeit, uns Gedanken dazu zu machen, wie schön wir unsere Innenstadt machen könnten – mit nur ein paar kleinen Handgriffen!
Wie gingen wir vor? Zuerst kam das Zeitungsstudium, wir kratzten alle Artikel zusammen, die die Schließung des Warenhauses, nachhaltige Konzepte für unsere Umwelt und unsere Städte und generell den Umweltschutz behandelten. Dann machten wir auch einen Ausflug in das Herz der Stadt, wir maßen die Gebäude aus, fotografierten alles und machten uns Skizzen. Wir bildeten Gruppen, je nach Idee fanden wir zusammen: Die einen dachten darüber nach, was man mit dem riesigen Betonklotz in der Stadt anfangen könnte, die anderen überlegten, wie man das Straßennetz umgestalten könnte, um den Rad fahrenden Menschen Vorfahrt zu gewähren. Eine Gruppe von uns baute gedanklich unseren Skatepark vor der Schule um und eine andere ersann ein schöneres Heim für unsere obdachlosen Menschen. Wir alle waren und sind jedenfalls der Meinung, die Stadt soll ein Ort bleiben, an dem wir zusammenkommen können. Und der in Zukunft hoffentlich auch die Touristen wieder anzieht.
Für den Wettbewerb haben wir nun Modelle fertiggebastelt, die wir euch auch bald in einem Video vorstellen möchten. Dem Dreh hat die vorzeitige Schulschließung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher hier noch ein paar fotografische Eindrücke unserer Arbeit der letzten Tage im Werkraum unserer Schule.
Inzwischen ist klar, dass Karstadt bleibt. Aber unsere Ideen für die Stadt sind deshalb nicht unwichtiger geworden, sondern können hoffentlich etwas für die Zukunft beitragen.
Ramona Kautzky