Anders weiter

Anders denken
Anders leben. Das haben viele von uns die letzten 14 Tagen umgesetzt. Auf der Homepage gab es immer wieder Artikel und Denkanstöße, bewusst zu konsumieren, sich alternativ zu ernähren oder anders zu handeln. Wir haben einiges in dieser Zeit gelernt und alltägliches einmal kurz überdacht.
Natürlich ändern wir nicht von jetzt auf gleich unser ganzes Leben und dennoch konnten wir zumindest angefangen, unsere Routinen, die wir auch innerhalb der Pandemie aufgebaut haben, zu überdenken. Wir müssen ständig reflektieren, immer neue Lösungen suchen, hinterfragen und uns positionieren. Nicht nur zu unserem eigenen Leben.
In den aktuellen Zeiten ist unpolitisch sein noch unmöglicher als es ohnehin schon ist. Mit jedem Treffen von mehr als zwei Personen, jedem Auf- und Absetzen der Maske setzen wir auch ein politisches Statement. Ein Statement der Verantwortung und für die Anerkennung der Wissenschaft. Mit jedem Witz in der Pause, jeder Debatte in der Schule sind wir ein Teil der Gesellschaft.
Wir sollten uns dessen bewusst sein, dass wir nicht „einfach so“ durch die Welt gehen. Auch ohne Willen zur Veränderung positionieren wir uns, und zwar für den Status Quo und gegen das Neue.
Jeder von uns ist mehr als nur Ich, Ich, Ich, das eigene Leben, die eigenen Hobbies, die eigenen Noten, die eigenen Freunde. Wir alle sind ein Teil dieser Gesellschaft, ein Teil des politischen Lebens in unserem Land. Wir Schüler*innen sind die, über die geredet wird, wenn es um Lockerungen oder Homeschooling geht und die irgendwann vielleicht einmal mitreden werden. Wir sind diejenigen, die am Abendbrottisch schweigen, weil wir „keine Meinung“ haben oder die ihre Meinung sagen, ob es den Eltern passt oder nicht. Sie als Lehrkräfte sind diejenigen, die in den Bundestagsreden gelobt werden, weil Sie jeden Tag aufs Neue in der Pandemie ihr Bestes geben. Sie sind diejenigen, die in Ihrem Unterricht Werte vermitteln oder die unter dem Mantra der schulischen Neutralität keine Stellung beziehen. Wir alle können anders denken. Denn wenn wir anders denken, kritischer denken, können wir auch anders leben.
Wenn wir kritisch sind, was auf der Verpackung steht, was uns in den Nachrichten erzählt wird; wenn wir kritisch sind, was unsere Eltern uns vorleben; wenn wir kritisch sind – mit uns selbst. Dann wird all das, was wir in den letzten zwei Wochen ausprobiert haben, einfacher. Wandel und Veränderung kann jeden Tag stattfinden, wenn wir uns immer neu erfinden.
Anders leben bedeutet nicht nur: mehr Sport machen, die eigene Ernährung hinterfragen, das Konsumverhalten reduzieren; Anders leben heißt vor allem, zu hinterfragen, zu reflektieren und sich immer wieder neu zu positionieren. Nicht nur in den vergangenen zwei Wochen, sondern jeden einzelnen Tag. Nicht nur jeder für sich selbst sondern als Zahnrad eines Uhrwerks dieser Gesellschaft.
„Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken“ – Rosa Luxemburg

Sophia Marie Pott, Q1d

Nachdem wir zwei Wochen lang viele Dinge anders gemacht haben, könnten wir ja mal anfangen, anders über die Zukunft nachzudenken. Vor allem POSITIV!

Das ist in Zeiten der Pandemie gar nicht so leicht, da man nicht wirklich planen kann, was sein wird. Umso wichtiger ist es, trotzdem den Mut nicht zu verlieren und das Beste aus der Situation zu machen.

Erst mal nicht so weit nach vorne schauen. Osterferien ohne Urlaub? Mini-Auszeiten nehmen, Tagesausflüge in die Nähe, was Ungewöhnliches machen, einfach mal draußen schlafen, irgendetwas genau beobachten, Zeit zum Lesen nutzen, mal richtige Briefe schreiben, sich mit den Geschwistern beschäftigen, kochen oder backen…

Und dann? Bis zu den Sommerferien noch mal richtig Gas geben, möglichst viel lernen, sich besser organisieren, alles pünktlich abgeben, sich neue Herausforderungen suchen, mal anderen helfen.

Sommerferien? Wer weiß, was ist. Hoffentlich kein Corona mehr. Vielleicht mal anders Urlaub machen, naturnah, nicht zu viel Action, nicht zu viele Leute, nicht zu weit weg. Wie wäre es mit einer Radtour, vielleicht sogar mit Zelt. Das ist selbst in Deutschland ein tolles Abenteuer, Dänemark ist noch schöner. Nicht dem Mittelmeer nachtrauern, sondern die Nähe genießen.

Und danach? Für die Abiturient:innen ist es am schwierigsten, Pläne zu machen. Für die anderen geht es weiter wie gehabt, oder vielleicht doch wieder anders? Jedenfalls machen wir das Beste daraus, frei nach dem Spruch: „Was ich ändern kann, das ändere ich; was nicht, das nehme ich ohne Murren hin und lebe bestmöglich damit“.

Martina Böttger

Zwei Wochen lang hat die SV mit engagierten Artikeln die Aktion „Zwei Wochen anders leben“ begleitet. Dafür einen herzlichen Dank an alle Autor:innen und insbesondere an Phillip Gutberlet für die Organisation!