Siegesworte

Debattieren. Mindestens aus dem Deutschunterricht in der achten Klasse kennt ihr bestimmt diese besondere Form der Diskussion. Die Michael-Haukohl-Stiftung hat dafür ein Extra-Förderungsprogramm eingerichtet, bei dem wir, Lisa und ich, Sophia, aus der Q1 mitgemacht haben. Im Anschluss an mehrere mit vielfältigen Workshops gefüllte Wochenenden fand am letzten Samstag nun das virtuelle Finale dieses Wettbewerbs statt.
Im März begann das ganze komplett digital – jeden Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr. Nachdem wir am ersten Tag des Workshops noch im uns bekannten Stil von “Jugend debattiert” geübt haben, wurde uns der “British Parlamentary Style” erklärt. Dabei gibt es eine festgelegte Reihenfolge der Reden und bestimmte Kriterien. So stellt die Premierminister:in den Antrag der Regierung vor und erläutert das Problem, wohingegen die Oppositionsführung ihrerseits mit Argumenten untermauert, warum es gar kein Problem gibt. In sieben Minuten muss jede:r Redner:in von insgesamt vier Teams ihren Standpunkt schlüssig und eloquent darlegen. Erlaubt sind dabei provokante Zwischenfragen der Gegner:innen, um den anderen aus dem Konzept zu bringen. Am Schluss müssen die vorgebrachten Argumente möglichst zugespitzt und auf den Punkt gebracht sein. Die Umstellung vom einen auf den anderen Debattenstil war gar nicht so einfach, vor allem in der Zeit auch noch die Fragen zu beantworten und sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen…
Das haben wir anhand von Debattenfragen wie “Sollten in Klausuren technische Hilfsmittel mit Internetzugang erlaubt werden?” oder “Sollte die 1. Klasse bei der Bahn abgeschafft werden?” geübt und interessante Perspektiven neu gewonnen. Da die Positionen immer zugelost wurden, mussten wir uns auch oft in Rollen hineindenken, die wir sonst nicht vertreten – eine zwar bekannte Kompetenz, die beim Debattieren erlernt wird, aber dennoch ist es gut, daran erinnert zu werden, dass es immer auch eine andere Perspektive gibt!
Wir haben aber natürlich nicht nur trainiert, sondern uns auch neue Kenntnisse angeeignet: Wie stellt man eigentlich Metaphern auf? Wie funktioniert eine gute Teamlinie? Das sind Fragen, die wir im Laufe des Wettbewerbs beantwortet haben. Aber auch das Finden neuer Argumenten haben wir mit Clustern und der “SExIER-Methode” erlernt. All diese Skills haben wir alle vermutlich schon einmal im Unterricht angeschnitten, in der Vorbereitung des Wettbewerbs hatten wir jedoch die Zeit, intensiver darauf einzugehen und das auch direkt in die Praxis umzusetzen.
Am letzten Übungswochenende haben wir dann noch debattiert, debattiert, debattiert – bis es uns die Metaphern aus den Ohren herauskamen und wir gut vorbereitet für das Finale waren. Die Teams wurden ausgelost, wir haben das Thema bekommen und dann ging es ab in die einwöchige Vorbereitung zuhause und mit der:m Teampartner:in. Der Finaldebattenantrag hieß “Dieses Haus sagt die Olympischen Spiele 2021 ersatzlos ab.” Wir waren beide Teil der eröffnenden Fraktionen, Lisa als Oppositionsführerin und ich, Sophia, in der eröffnenden Regierung.
Die Debatte war lebendig, da wir natürlich alle aufgeregt waren, aber trotzdem wurden viele verschiedene Argumente angeführt und wir haben uns nicht im Kreis gedreht – auch dank der guten Vorbereitung. Am Ende konnten Greta Radke vom Katharineum und ich den Wettbewerb für uns entscheiden, aber wir nehmen alle viele spannende Erkenntnisse und Erinnerungen aus dieser Zeit mit, die, wenn auch online, unglaublich lehrreich und oft auch witzig war!
Was wir euch daher raten können: Trainiert eure Rhetorik, wo immer ihr könnt – ihr werdet es immer gut gebrauchen können. Ob in der Schule, der Uni oder bei Diskussionen mit der Familie oder im Freundeskreis. Um es mit Wittgensteins Worten zu sagen: “Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt” – also lasst uns die Grenzen möglichst weit ausdehnen!
Sophia Marie Pott, Q1d, Lisa Muth, Q1a