Mund-Nasen-Schutz – nun ist damit Schluss?

„Ich finde das super! Endlich wieder ein bisschen Normalität.“ Naja, ich weiß ja nicht. Vielleicht fühle ich mich jetzt in der Klasse unsicher, aber wenn niemand sie mehr trägt, will ich auch nicht die einzige sein, die das anders macht.“ Und, wisst ihr schon, worum es geht? Klar, um Corona und das Maskentragen.

Seit dem Frühling 2020 sieht man am Johanneum fast durchgehend nur noch Schüler:innen und Lehrer:innen mit einem Mund-Nasen-Schutz. Aber ab heute ist es anders: In der Klasse kann man nach so langer Zeit mal wieder die Maske in die Tasche packen. Und außerdem sieht man wirklich wieder die Gesichter der Mitschüler:innen. Am Anfang der Corona-Pandemie gab es noch viele bunte und selbstgenähte, inzwischen aber fast nur noch blaue OP- und FFP2- Masken. Die Frage, wie lange wir diese nervigen Dinger denn noch tragen müssen, ist, je länger es dauert, immer präsenter geworden. Und nun ist tatsächlich ein Ende in Sicht! Aber ist das sinnvoll?

„Ja!“, sagen die einen, „Nein!“, die anderen. Wir haben beide Meinungen untersucht und stellen euch nun zentrale Argumente beider Seiten vor: 

Der Kinosaal ist bis oben hin gefüllt. Alle starren gebannt auf die Leinwand, essen Popcorn und Nachos und verfolgen den neuen James Bond-Film. Doch bei allen ist das Lachen nicht hinter der Maske versteckt. Aber warum dürfen hier alle ohne Maske sitzen, aber wir in der Schule nicht? Diese Frage sorgt bei manchen Schüler:innen und Kritiker:innen für Empörung. Auch im Fitnessstudio oder in Diskotheken ist Feiern längst wieder ohne Maske erlaubt. Viele meinen, dass Kinder benachteiligt und anders als Erwachsene behandelt werden. Entweder gilt die 3G-Regel in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, oder es sollten alle wieder eine Maske tragen. Denn schließlich ist Corona in allen Bereichen gleich gefährlich. Dieser Meinung ist auch der Ärztepräsident Klaus Reichert: „Es ist völlig unangemessen, dass Kinder und Jugendliche stundenlang im Unterricht eine Maske tragen müssen, während die Erwachsenen abends maskenlos ins Lokal gehen können“, so sagt er zur Tagesschau. Und da viele Schüler:innen die letzten eineinhalb Jahre im Homeschooling leiden mussten, müssen gerade bei ihnen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um ihnen eine ganz normale Kinder- und Jugendzeit zu ermöglichen. Auch die Kultusministerin für Schleswig-Holstein Karin Prien findet: „Schülerinnen und Schüler haben einen Anspruch auf Normalität!“.

Und was passiert denn eigentlich nach der Schule? Denn oft gilt: Sobald die Kinder aus dem Schultor treten, bleibt die Maske in der Jackentasche. Schließlich gilt auch bei Sportaktivitäten oder anderen Hobbys meistens eine 3G-Regel, aber dann: ohne Maske. Auch bei Kindergeburtstagen oder anderen privaten Veranstaltungen mit weniger als 25 (ungeimpften) Personen muss kein Hygienekonzept erstellt werden, also bleibt die Maske meistens im Ranzen. Und diese Maßnahme ist auch berechtigt. In einem Interview mit dem ZDF meint die Kinderärztin Tanja Brunner: „Die Gefahr der Kinder und Jugendlichen, durch die Infektion schwer zu erkranken, ist nicht so hoch.“ Folglich ist die Norm, keine Masken mehr zu tragen, begründet. Zudem hatten schon 60% aller 12-17 Jährigen in Schleswig-Holstein eine Impfspritze im Arm. Also: Schüler:innen begegnen sich nicht nur bei Mathe und Geographie, sondern auch in ihrer Freizeit und dementsprechend auch ohne Maske.

Ein weiteres Argument für eine Aufhebung der Maskenpflicht im Unterricht ist die psychische und körperliche Gesundheit von Schüler:innen. Einmal bekommen Kinder vom Masketragen oft Kopfschmerzen, und für viele ist es schwierig, sich für die bestmöglichste Schulleistung anzustrengen. Denn eine häufige Folge von Kopfschmerzen ist eine Konzentrationsschwäche. Zudem hat auch die körperliche Gesundheit eine Auswirkung auf die Psyche. Viele berichten, dass eine körperliche Erschöpfung emotionale Folgen haben kann. Das Robert-Koch Institut hat eine Studie zu dem wahrscheinlichen Zusammenhang schon im Jahre 2011 veröffentlicht.

Ein zunächst unscheinbares Argument sind Verständnisprobleme. Nicht nur die Lautstärke spielt dabei eine Rolle, sondern durch die versteckten Gesichter ist es schwierig zu erkennen, wie es dem Kind wirklich geht. Dies ist besonders an Grundschulen ein Problem.

Viele Kritiker:innen fordern wegen dieser Argumenten eine Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht. Aber schauen wir uns nun das Ganze mal aus einer anderen Perspektive an. 

Von vielen Gesundheitinstitutionen, wie der WHO oder dem RKI, kommen die Empfehlungen, die Maske zu tragen, sollte der Mindestabstand von 1,5m nicht gegeben sein. Auch der Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte spricht sich dafür aus. Doch was sind die Gründe für diese Aussagen?

Zum einem soll die Maskenpflicht dafür genutzt werden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Denn bei einer ansteigenden Inzidenzzahl müssten die Schulen wieder geschlossen werden, und das Homeschooling (der größte Albtraum von Schüler:innen und Lehrer:innen) würde wieder von Neuem starten. Viele Menschen sind zudem der Meinung, dass die Maske auf längere Zeit gesundheitliche Schäden verursacht und die Konzentration geschwächt wird. Jedoch wird im OP eine Maske bis zu acht Stunden getragen, und dort haben die Menschen auch keine Probleme mit gesundheitlichen Schäden. 

Zudem ist nicht klar, ob es nicht auch bei vielen Kindern und Jugendlichen langfristige Folgen einer Infektion mit Covid-19 gibt, so dass man nicht einfach in kauf nehmen sollte, dass sie sich beieinander anstecken. Einige Kinder – gerade diejenigen unter 12, die sich noch nicht impfen lassen können – haben auch weiterhin Angst, ihre Angehörigen anzustecken.

Einer der größten Ängste nach der Abschaffung der Maskenpflicht ist, dass es zu Diskriminierungen innerhalb der Schülerschaft kommen könnte. Kinder, die mit einer Maske zur Schule kommen, können möglicherweise ausgeschlossen werden, und somit kann eine Spaltung entstehen. 

Insgesamt kann man sagen, dass es in der Frage des Maskentragens kein Richtig und kein Falsch gibt. Jede:r sollte für sich selbst entscheiden, ob er oder sie die Maske gerne trägt oder sie doch lieber abnehmen möchte. 

Mit einigen von euch haben wir darüber gesprochen: 

Rebecca und Mona aus der 5a sagen dazu: „Wir freuen uns, dass wir nun keine Masken mehr tragen müssen, fühlen uns aber auch ein bisschen unsicher ohne, wo doch die Inzidenz grade wieder steigt und wir ja auch noch nicht geimpft sind.“ 

Zwei Schülerinnen aus der 9. Klasse hingegen sind froh über das Ende der Maskenpflicht, weil sie schon geimpft sind und sich selber gut geschützt fühlen.

Also, schaut einfach, wie ihr euch selbst am besten fühlt und trefft eure eigene Entscheidung, egal, was die anderen machen! Wenn alle Respekt vor den persönlichen Entscheidungen der anderen haben, braucht niemand Kommentare zu fürchten, sondern kann sich auf seinem Weg frei fühlen!

Sophie-Linh Effenberger (9c), Annika Fehring (9b) und Naomi Reitemeier (9e) für die Presse-AG