Moin Joi

Langsam beginnt der Bahnhof an mir vorbeizuziehen und das sanfte Ruckeln des Zuges lässt mich noch ein bisschen mehr wünschen, wieder in meinem warmen Bett in Lübeck zu liegen. Es ist 7:42 Uhr – Abfahrt für die Regionalbahn aus meiner Heimatstadt Richtung Hamburg, dort, wo nicht nur Schiffe ein- und auslaufen und die Elbphilharmonie steht, sondern auch, wo ich seit nun mehr als einer Woche mein Praktikum in dem Innenarchitekturbüro JOI-Design machen darf.

Am Hauptbahnhof angekommen, geht es erst einmal mit Sack und Pack die Treppen hoch, am Blumenstand vorbei und wieder Stufen hinunter, einmal rechts, bis es nicht mehr weiter geht und erneut hinunter, sodass ich schließlich wieder am Bahnsteig stehe. Das Quietschen der Gleise hört man schon, bevor die U-Bahn mit Waggons voller Menschen an der Haltestelle eintrifft. Die Türen öffnen sich mit einem Zischen und es schieben sich Fahrgäste hinaus, bevor wir anderen nachrücken. Die Bahn fährt an und ruckelt mich weiter bis zu meiner Haltestation, an der ich aussteige und mich zu Fuß auf die letzten Meter mache. Im Büro angekommen, gehe ich sofort an meinen Platz im ersten Stock, nachdem ich Schal und Mantel losgeworden bin. Meine Tischnachbar:innen begrüßen mich freundlich und ich lasse mich in meinen Schreibtischstuhl fallen. Dann drücke ich auf die Powertaste meines Computers. Heute steht das kolorieren meines Grundrisses mit Powerpoint an. Die ersten Tage im Praktikum hatte ich mir ein Zimmer in dem ehemaligen Wohnhaus, in dem nun JOI-Design eingezogen ist, ausgesucht, das ich in ein Hotelzimmer umgestalten sollte. Das Innenarchitektur-Büro selbst ist vor allem auf die Hotellerie spezialisiert, weshalb ich auch für diesen Bereich gestalten würde. Zunächst per Hand und später mit AutoCAD, einem Computerprogramm für die Erstellung von Grundrissen, visualisierte ich meine Ideen, was Raumaufteilung und Möbelentscheidungen anbelangte. Dabei war es wichtig, sich für einen Stil zu entscheiden, der in meinem Fall „Industrial Design“ war. Hierfür stellte ich mithilfe von Pinterest eine Pinwand zusammen, um mir über konkrete Ideen klarer zu werden. Der Beruf des:der Innenarchitekt:in hat ebenfalls viel mit dem Erläutern der eigenen Ideen zu tun – ob vor dem:der Kund:in oder anderen Personen. Daher ging es anschließend für mich daran, eine Präsentation zu erstellen, in der ich den Standort meines fiktiven Hotels vorstellte – Berlin – und in Folge darauf einging, welche Besonderheiten dieser Umgebung sich inwiefern in meinem Design widerspiegeln sollten.

Damit ich mein Konzept auf den Folien besonders gut präsentieren kann, beginne ich nun also damit, meinen Grundriss bei Photoshop zu kolorieren. Genauso wie bei AutoCAD müssen mir dabei erst einmal ein paar Basics gezeigt werden, damit ich anschließend selbstständig arbeiten kann.

Doch ich hatte nicht nur mein eigenes Projekt, sondern lief ebenfalls mit Innenarchitekt:innen des Büros mit. So holte ich beispielsweise mit einer Studentin Vasen ab, die ich am nächsten Tag mit einer in dem Projekt involvierten Innenarchitektin zu dem Gebäude brachte, in dem sie Teil der Innenraumgestaltung waren. Hierbei war es erstaunlich, zu sehen, wie täuschend echt die Renderings, also Vorarbeiten in Photoshop, den fertigen Projekten sahen. Das riesige Büro-Gebäude von Olympus war von JOI-Design komplett gestaltet worden und unterlag einem eindrücklichen Designkonzept.

In den Mittagspausen hatte ich oft die Möglichkeit mich mit dem Team über Berufswege, Wirtschaftsfragen oder private Geschichten zu unterhalten. Hierbei wurde ich sehr herzlich in die sehr familiäre Gemeinschaft aufgenommen.

So arbeite ich mich voran und werde, um meine Präsentation noch anschaulicher zu gestalten, eine Materialcollage erstellen. In mehreren Räumen im Keller des Gebäudes befindet sich sozusagen das Paradies: Viele riesigen Regale, die vollgestopft sind mit Stoffen, Fliesen, Tapeten, Holz und allem, was das Herz begehrt. Wenn ich auch mit der Collage fertig bin, werde ich meine Präsentation vorstellen, um Feedback für meine Ideen und Ausführungen zu bekommen. Und vielleicht sehe ich das Büro ja auch noch einmal wieder. Im Studium. Oder so.

Josefin Greve, Ec