All das Schöne

Was ein:e Lehrer:in im Sabbatjahr so macht, kann ganz verschieden sein: Viele schauen sich unterschiedliche Länder an – bei Herrn Peters ging die Reise jedoch in eine ganz andere (Theater-)Welt.

Ein Sabbatjahr ist ein sogenanntes Ruhejahr, in dem jede:r Beamte sich Zeit für das nehmen kann, was ihm/ihr besonders wichtig ist. Herr Peters nutzte diese Auszeit, um seinem zweiten Beruf und der Leidenschaft der Schauspielerei nachzugehen. Zur Zeit kann man ihn auf der Bühne des Theaters Combinale mit dem Stück „All das Schöne“ erleben. Wie es ihm bisher so ganz ohne Schule erging, worauf er sich freut und was eigentlich „All das Schöne ist“, könnt ihr hier nachlesen.

Gibt es etwas, was sie vermissen? Freuen Sie sich auf die Schule?

Auf alle Fälle freue ich mich! Ich freue mich auf verschiedene Personen; darauf, Schüler:innen wieder zu treffen. Es ist eine schöne Erfahrung, wenn Schüler:innen einen anderen Blick auf eine:n Lehrer:in bekommen, wenn man ihn/sie nicht täglich im Unterricht sieht. Die Erfahrung habe ich gemacht, weil ich zwischendurch immer mal in der Schule war. „Wann kommen Sie wieder, Herr Peters?“, solche Sprüche, die sind schön. Dann merke ich, dass man ein bisschen vermisst wird.

Als ausgebildeter Schauspieler, was werden Sie am Theater vermissen, wenn das Sabbatjahr vorüber ist?

Nach dem Lehramt habe ich eine Schauspielausbildung absolviert und acht Jahre als Schauspieler gearbeitet. Nun wollte ich noch mal in meinen alten Beruf hereinschnuppern, weil meine jüngste Tochter gerade im Abitur ist. Ich werden die Freiheit und das reine künstlerische Arbeiten vermissen, das „Sich-auf-ein-Thema-stürzen“, und dass alle Beteiligten, ob Regisseur:in, Bühnentechniker:in, Dramaturg:in oder der/die Schauspieler:in gemeinsam an einem Endprodukt arbeiten. Das ist sehr besonders und das werde ich vermissen. In der Schule ist das ja manchmal anders. Die Schüler:innen wollen ja häufig erst einmal nicht, dann ist man als Lehrer:in der/die Antreiber:in und muss Überzeugungsarbeit leisten. Manchmal ist es auch anders, dann finde ich es sehr beglückend in der Schule. Ich möchte im nächsten Jahr gerne noch am Theater weiter machen , so „halbe halbe“. Das Ziel ist zu schauen, ob das geht, und wenn sich die beiden Berufe nicht vereinbaren lassen, dann noch einmal neu zu überlegen.

Planen Sie ein weiteres Sabbatjahr, vielleicht an einem anderen Theater?

Nein, erst einmal nicht. Das ist ja auch eine finanzielle Frage, es war schön, jetzt in meinem Lebensabschnitt nochmals zu schnuppern. Dafür war es ein gutes Jahr. Das muss aber nicht sofort wieder sein. Vielleicht kann ich die beiden Welten ja auch miteinander verbinden.

Worum geht es in dem Theaterstück?

Es geht um die Lebensgeschichte eines Mannes, dessen Mutter an Depression erkrankte und sich das Leben genommen hat. Das hat ihn beeinflusst und er hat schon als Kind begonnen eine Liste zu führen, was es alles für schöne Dinge im Leben gibt, um dies seiner Mutter zu zeigen, aber auch, um für sich selbst zu erkennen, was es für schöne Sachen im Leben gibt. Da es ein Monolog ist, stehe ich allein auf der Bühne.

Als Mitarbeiter:in der Theaterleitung – was sind Ihre Aufgaben?

Ich bin Leitungsassistent und ich organisiere das gemeinsame Singen mit den Zuschauern, z.B. mit 1500 Menschen auf den Wallanlagen, in den sogenannten „Grölgruppen“(Tipp: am 18.06.2022 findet die Gröl-Gruppe open air statt. Tickets könnt ihr beim Theater Combinale direkt erwerben). Das hat schon sechsmal stattgefunden. Ich organisiere die Plakataktionen, mache die Pressearbeit, z.B. Vorankündigungen. Ab August finden neue Produktionen statt. Da bin ich dafür zuständig, die Verträge mit den Regisseur:innen und den Schauspieler:innen zu machen. Der Social Media -Kram gehört auch dazu. Also alles, was so im Hintergrund gemacht wird, wie zum Beispiel auch der Kartenverkauf und nicht nur das reine Schauspielertum.

War das Schauspielern das Interessanteste?

Nach dem Weihnachtsstück ist es schon was besonderes, so ein Stück allein zu spielen. Man ist sehr eng mit dem Publikum in Kontakt. Das ist zum Abschluss des Jahres ein Höhepunkt. Wichtig war aber, insgesamt in den ganzen Theaterapparat einzutauchen und alles zu machen.

Wie unterscheiden sich die Teams?

Hier im Team sind es fünf oder sechs Leute, da ist das Lehrerkollegium mit 70 Kollegen sehr viel größer. Das ist etwas anderes, aber für die jeweiligen Klassen bilden sich Lehrer:innenteams, das sind dann gut eingespielte kleine Teams. So ein großes Team „Lehrerkollegium“ ist schon schwieriger am Laufen zu halten, schon mit einer Klasse von 30 Schüler:innen ist es schwieriger, ein einziges Team zu bilden und zu erhalten.

Sind Sie nervös vor den Aufführungen?

Zur Vorbereitung sehe ich mir noch einmal den ganzen Text an. Ich habe ja keinen Kollegen auf der Bühne, der oder die mich „retten“ kann. Zur Not unterstützt mich aber ein Souffleur oder eine Souffleuse. Nervös werde ich erst, wenn das Publikum anders reagiert, als ich es erwarte. Während der letzten Aufführungen haben die Zuschauer an ganz anderen Stellen geklatscht als sonst. Das bringt mich dann aus dem Takt und ich werde nervös. Aber sonst habe ich zwar eine Grundanspannung, aber kein schlimmes Lampenfieber.

Wie sind Sie ursprünglich zum Theaterspielen gekommen?

Ich habe schon als Schüler Theater gespielt und das als Student während meines Studiums der deutschen Politik fortgeführt. Dann merkte ich, als ich mit dem Studium fast fertig war, dass es mir immer gut ging, wenn ich Theater spielte und dass mir etwas fehlte, wenn ich nicht auf den Brettern stand. Deshalb hatte ich dann an verschiedenen Schauspielschulen vorgesprochen und hatte das Glück, gleich genommen zu werden. Ich musste aber merken, dass es etwas anderes ist, ob es mein Hobby und Ausgleich ist oder ob ich davon leben muss. Das hat mehr Druck hereingebracht. Jetzt ist es wieder gut in meinem Beruf als Lehrer.

Sind DSP-Unterricht und Theater vergleichbar?

Im Theater habe ich ein Interesse, mich selbst auszudrücken. Im DSP-Unterricht ist es anders, da unterrichte ich und bringe den Schüler:innen das Theater nahe, möchte ihnen vermitteln, wie sie sich ausdrücken können, sich präsentieren können und ihre Möglichkeiten nutzen zu können.

Konnten Sie neue Anregungen als DSP-Lehrer sammeln?

Hier habe ich ein Jahr Erfahrungen gesammelt. Fruchtbar wird sein, dass man mit dem Theater kooperieren kann, also mit Schulklassen hingehen, die Räume nutzen, sich alles ansehen. Das will ich verstärken, weil der Kontakt jetzt enger und frischer ist.

Was ist Ihre Lieblingserinnerung des letzten Jahres?

Total schön war, dass ich hier bin für dieses Stück, einen Regisseur beauftragen konnte, den ich vor 20 Jahren noch als Schauspieler kennen gelernt hatte, und dass man nach dieser langen Zeit feststellt, – bam – es passt. Schön ist auch das Team am Theater, es ist wie eine kleine Künstler:innenfamilie, in der man sich wohl fühlt.

Haben Sie während des Sabbatjahres viel von den Vorgängen in der Schule mitbekommen?

Ich habe mich immer mal wieder informiert und alle paar Wochen auf die Homepage geguckt. Außerdem bin ich mit meinen Kollegen befreundet und höre den „Tratsch“. Die Feinheiten, zum Beispiel welches jetzt das aktuelle Mail-System ist, habe ich aber nicht mitbekommen, das werde ich aber ganz schnell aufholen können. Ich denke, dass mein Einstieg in die Schule reibungslos verlaufen wird. Ob ich ein Profil übernehmen werde, das entscheidet die Schulleitung. Gehört habe ich, dass ich eine Klasse übernehmen werde. Darauf freue ich mich.

 

Falls ihr Herrn Peters noch in Aktion sehen wollt, habt ihr dazu immer noch die Möglichkeit. Sein Monolog „All das Schöne“ ist sehr zu empfehlen und wird auch an diesem Freitag, Samstag und Sonntag im Theater Combinale zu sehen sein.

Junia Fürter, 9d