Klassenfahrt der ganz anderen Art

Die dreitägige Reise der Ec, des Kunstprofils unter Frau Ponomarew-John als Tutorin, führte uns nicht nur irgendwo ins nirgendwo, oder auch JWD (jans weit draußen), wie Frau Ponomarew-John an dieser Stelle sagen würde, sondern auch in ein Selbstversorgerhaus, in dem wir als Gruppe die nächsten Tage vor allem der Kunst nachgehen würden.
Es war eine merkwürdige Reisegruppe, die sich dort am Lübecker Hauptbahnhof kurz vor vier versammelte. Mit riesigem Gepäck und vor allem noch größeren Leinwänden oder Malpappen bepackt standen ungefähr zwanzig Jugendliche in der Eingangshalle des Gebäudes und warteten auf die letzten Eintreffenden. Mit dem Zug sollten wir selbstständig von hier bis zu dem eingleisigen Bahnsteig in Plüschow fahren, wo uns Frau Ponomarew-John bereits erwarten würde. Hierbei war vermutlich nicht das rechtzeitige Drücken der „Haltewunschtaste“ die größte Herausforderung, sondern wohl eher das Stehen oder mit etwas Glück auch Sitzen in einem viel zu überfüllten Zug. Dementsprechend groß war schließlich auch die Erleichterung nach dem erlösenden Ausstieg. Während unser Gepäck nun von zwei Autos zu unserer Unterkunft einen Ort weiter transportiert wurden, machten wir uns zu Fuß auf den Weg, der uns zwischen Feldern hindurch in die winzige Ortschaft Friedrichshagen führte. Direkt neben einer kleinen Kirche befand sich das ehemalige Pastorat, das inzwischen in eine Unterkunft umfunktioniert worden war und für die nächsten zwei Nächte unsere Bleibe sein sollte. Nach dem Einrichten unserer Zimmer begannen wir schon bald mit unserer Arbeit. Zunächst stand das Erstellen eines sogenannten Stencils, eine Art Schablone für Textildrucke auf Stoff, auf dem Plan. Diese sollten im Zuge unseres Schulfestes angefertigt werden, um schließlich auf Baumwollbeuteln ihre Anwendung zu finden. Doch auch hier wurde bereits mit dem Malen von Farbstudien oder anderer Kunst begonnen.
Das Abendessen wurde schließlich von einem unserer Küchenteams zubereitet, die wir aufgrund des Selbstversorger-Prinzips eingeteilt hatten. Anschließend fanden wir uns alle in der hintersten Ecke des großen Gartens wieder, in der wir nach einigen Versuch schließlich ein großes Lagerfeuer entzünden konnten, an dem wir noch bis in den späten Abend saßen. Am nächsten Morgen ging es mit der Kunst schließlich richtig los. So begannen wir mit einer Achtsamkeitsmeditation, zu der wir uns im Garten versammelten und durch die wir Impulse und Inspirationen für unser abstraktes Gemälde, das auf den noch weißen Leinwänden entstehen sollte, fanden. Gleich darauf begannen die Pinsel, Malerrollen oder Spachtel über die leeren Maluntergründe zu fliegen und aus toten Fläche eine lebendige Verwirklichung unser Idee zu schaffen. So arbeiteten wir fast den gesamten Vormittag, bis wir uns schließlich nach dem Mittagessen auf einen kleinen Spaziergang begaben, der uns über eine Ausstellung hin zu Frau Ponomarew-Johns Haus führte, in dessen Garten wir Holunderblüten-Brause tranken und die Pause genossen. Zurück in unserer Unterkunft ging es nun allerdings weiter mit der Kunst, wobei im späteren Verlauf die Arbeiten auf die Baumwollbeutel oder aber unsere eigenen Skizzenbücher ausgeweitet wurden. Nach der letzten Abendmahlzeit versammelten wir uns in dem kleinen selbsternannten Atelier unserer Unterkunft, in dem wir unsere erschaffenen abstrakten Malarbeiten betrachteten, ebenso wie die Baumwollbeutel und uns über Erfahrungen aus dieser Art, Kunst zuerschaffen, austauschten.
Einige gingen zum Abschluss des Tages in ihre Zimmer und ließen so den Tag ausklingen, während wiederum andere mit Frau Ponomarew-John zu einer erneuten Meditation in den Garten verschwanden. Am nächsten Tag hieß es dann: Putzen, aufräumen, Sachen packen, denn am Samstagvormittag sollte der Zug zurück nach Lübeck genommen werden. Dies gestaltete sich allerdings als noch schwieriger, als es auf der Hinfahrt sowieso schon gewesen war. So schaffte es sage und schreibe nur eine Schülerin in den vollbepackten Zug, eng an eng mit anderen Mitreisenden, während alle Anderen nur nach und nach den Weg zurück nach Lübeck fanden. Schließlich gelang es jedoch auch der letzte Person, den Rückweg anzutreten und so trafen etwas über zwanzig nun nicht mehr Leere, sondern Leben ausstrahlende Leinwände in den Lübecker Hauptbahnhof ein, nach drei Tagen voller Kunst und Inspirationen.
Josefin Greve, Ec