Hoffnungsleuchten in dunklen Zeiten

„Und wenn es ganz leise ist, kann Lucia kommen.“

Wie oft haben wir diesen Satz schon von Frau Maetzel oder Frau Salomon gehört und doch vermisst. Am 13. Dezember war es wieder so weit und im flackernden Licht der Kerzen traten Jee-Woo Ryu als Lucius (Q1b) in der ersten und Marlene Hack (Q1b) in der zweiten Vorstellung ein. Und wenn die Kirche vorher noch so gefüllt von aufgeregt schnatternden Sänger:innen oder dem sich auf den Plätzen einfindenden Publikum gewesen war, so still war es nun, als sich alle Köpfe zu den weißen Gestalten wandten, die unter der riesigen Orgel hervorgetreten waren. Gleich der Lucia und ihrem Gefolge, wie sie der Geschichte nach in den Katakomben den versteckten Christ:innen Licht und Essen brachte, bahnte sich auch dieser Menschenzug seinen Weg durch die atemanhaltenden Reihen. 

Nachdem die Sänger:innen schließlich auf der anderen Seite der Kirche angelangt waren, setzten auch alle anderen ein: Ob es nun die zarten Stimmen des Unterstufenchores, die Mehrstimmigkeit der Mittelstufe, die Belebtheit des Kammerchores oder der vollkommen runde Klang der Oberstufe, die von der Empore herunter sang, war – die Töne breiteten sich zwischen den Sitzbänken aus, drangen bis hoch unter das Gewölbe und brachten die Luft zum Schwingen.

Auch dieses Jahr begleitete Herr Maetzel zusammen mit seiner Violine einige Lieder und die Harmonie zwischen dem Instrument und den Chören verzauberte die lauschenden Zuhörer:innen. Die leisen, zarten Töne, die sich durch das große Gewölbe bahnten, hinterließen eine Gänsehaut bei den Gästen und keiner wagte es, einen Laut von sich zu geben. Ebenso wie das von Fanny Hedde (Q1d) rezitierte schwedische Gedicht, das die Herkunft des Lucia-Festes noch einmal untermalte.

Nicht nur die alljährlich bekannten Unter-, Mittel- und Oberstufenchöre waren es, die die Aegidienkirche mit ihren Stimmen füllten, sondern auch der von August Hübner (Q1a) geleitete Kammerchor, in dem sich die Oberstufenschüler:innen die Stücke selbst erarbeitet hatten, ließ das Publikum staunen.

Die diesjährige Geschichte, die von Angelika Bischof (Q1b) verfasst worden war und hier nachgelesen werden kann, wurde von Gretje Peters (7e) vorgelesen und versetzte die Hörenden in eine ganz andere Szenerie, die, zunächst von Tristess und Aussichtslosigkeit geprägt, auf einmal durch die Musik, das Lucia-Fest, Hoffnung aufblitzen ließ. Im flackernden Kerzenschein wurden die Zuschauer:innen in den Bann einer unvergesslichen Geschichte gezogen, die wohl auch nach der Feier im Gedächtnis widerhallen wird. Ein Stückweit war es so, wie es in der Erzählung beschrieben wurde: Als das Licht in dem großen Raum der Aegidienkirche verloschen war und nur noch die Kerzen in den Händen der Chöre leuchteten, begann auch ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser sonst so düsteren Zeit aufzuglimmen.

Als zum Schluss Lucius mit seinen Mitsänger:innen durch die Reihen trat, hallte der Gesang durch die ganze Kirche und erfüllte den Raum mit der Magie der Musik, bis auch der letzte Ton verklungen war. 

Später erzählt Jee-Woo Ryu, dass die Aufregung groß gewesen sei, da es seine erste große Rolle im Oberstufenchor sei. Der Aufrtritt sei nicht nur für ihn wichtig, sondern auch für alle anderen, weshalb sein primärer Gedanke sei, es gut zu machen. Es war für ihn insgesamt eine große Ehre, als Lucius aufzutreten. Genauso wie den Mitwirkenden hat das Fest auch den Zuschauer:innen gefallen. Während manch einer zum ersten Mal dabei war, könnten andere beinahe schon als Stammgäste bezeichnet werden. So erzählte eine Mutter, dass ihr Sohn zwar schon Abi gemacht habe, sie aber trotzdem immer wieder kommen würde. 

Mit einer der am Ausgang verteilten Tüte Kekse verabschiedeten sich die Gäste und machten sich letztendlich mit einem wohligen Lächeln auf den Weg nach Hause. 

Ein großer Dank geht an den Verein Musik am Johanneum unter der der Leitung von Christine Gutberlet, sowie an die Chöre und die Musiklehrkräfte. 

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, um uns ein weiteres Mal von einem solchen Hoffnungsleuchten verzaubern lassen zu können!

Text: Josefin Greve, Q1c, und Sophie-Linh Effenberger, Eb, für die Presse-AG

Fotos: André Feller mit der Foto-AG, Martin Salomon

Filme: Inken Christiansen

Der Fotograf Guido Kollmeier beschenkt uns mit diesen Bildern: