Gen-Ethik

Dass es im Leben nicht immer wie nach Schulfächern geordnet läuft, sondern dass es immer wieder kleinere oder größere Überschneidungen gibt, wird in der Oberstufe zunehmend deutlicher. Deshalb fanden am 10. und 24. Januar Vorträge der Leiterin des LoLa Dr. Bärbel Kunze über DNA-Diagnostik statt, bei denen die Religions- und Philosophiekurse des Q1-Jahrgangs jeweils in Tandems zuhörten.

Trisomie 21, oder auch Downsyndrom genannt, ist etwas, was wir vermutlich alle schon einmal gehört haben, oder aber wir kennen Menschen mit dieser Chromosomenanomalie. Was genau dahinter steckt, wissen jedoch die wenigsten, denn dass beispielsweise der Name bereits viel über die biologischen Hintergründe verrät, ist den meisten wahrscheinlich unbekannt.

Mit diesen Informationen startete die Dozentin Dr. Bärbel Kunze ihren Vortrag. Das zu besprechende Thema sollte letztendlich Grundlage für eine ethische Diskussion über die pränatale, also vorgeburtliche, DNA-Diagnostik sein, mit der man das Kind im Bauch der Mutter beispielsweise auf Erbkrankheiten oder Chromosomenanomalien testen kann.

Ein Beispiel hierfür ist Trisomie 21, bei der das 21. Chromosom drei Mal vorkommt, wie sich im Namen erkennen lässt. Dies hat unterschiedlich starke Auswirkungen auf den Körper und äußert sich häufig in einer verzögerten Entwicklung und typischen Gesichtsmerkmalen sowie weiteren Aspekten. Es gibt jedoch nicht nur diese Trisomie, sondern ebenfalls das dreifache Auftreten anderer Chromosomen. Diese Krankheiten sind allerdings in der Regel nicht so bekannt, da sie häufig zu einem frühen Tod des Kindes führen.

Dieses Wissen sollte nun als Grundlage dienen, um den Vorgang der Pränatal-Diagnostik nachvollziehen zu können, die Bärbel Kunze nun ebenfalls mit der Präsentation erläuterte. Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten, wobei die Dozentin zunächst auf die bekannteren Vorgänge einging. So kann man zwischen der 15. und 18. Schwangerschaftswoche durch eine spezielle Nadel etwas Fruchtwasser entnehmen, in dem Zellen des Kindes vorhanden sind. Die daraus gewonnenen Chromosomen können nun auf ihre Richtigkeit geprüft werden, was von einem Facharzt für Humangenetik durchgeführt wird. In der 12. Schwangerschaftswoche kann außerdem als eine weitere Möglichkeit Material aus der Plazenta mit einem Saugrohr entnommen werden. Beide Verfahren bergen allerdings auf ihre Weise ein Risiko, weshalb es seit kurzer Zeit auch die Option geben soll, über das Blut der Mutter an die Chromosomen des Kindes zu gelangen, was ab der 10. Schwangerschaftswoche möglich ist.

Warum nun also waren es Philosophie- und Religionskurse, die über diese Thematik informiert wurden und nicht das Biologie-Profil? Wenn man betrachtet, was nach der Überprüfung der Chromosomen geschieht, falls eine Krankheit festgestellt wurde, wird schnell klar, warum hier die Ethik greifen muss, denn 90 % der Föten, bei denen nach einem der Verfahren eine Anomalie festgestellt wurde, werden abgetrieben. Außerdem geht es um Fragen der Gerechtigkeit, wenn es beispielsweise um das Zahlen der Kosten eines solchen Tests geht, oder aber man betrachtet die Frage, ob es diskriminierend behinderten Menschen gegenüber ist.

Doch an diesem Punkt hörte das Fachgebiet Bärbel Kunzes auf und begann jenes unserer Religions- und Philosophiekurse, weshalb in den folgenden Wochen, aufbauend auf dieses neu gewonnene Wissen, im Unterrichtsgeschehen über solche Themen diskutiert werden wird.

Text: Josefin Greve, Q1c

Fotos: Inken Christiansen