Ein Requiem zum Aufrütteln

IMG_0521Warum komponieren Musiker eigentlich ein Requiem, also eine Totenmesse? Und welche Bedeutung kann solche Musik in unserer Gesellschaft haben? Das erfuhren wir im Erarbeiten und bei den Aufführungen des Requiems von Gabriel Fauré.

Nach einer wochenlangen Probenzeit, sowohl im Sinfonieorchester als auch im Oberstufenchor, war es endlich so weit: Wir durften in zwei Gottesdiensten spielen!
Am Sonntag trafen alle noch etwas verschlafen, aber schon ganz schön aufgeregt an der St. Jakobi Kirche ein. Schnell hatten wir unsere Instrumente ausgepackt und konnten mit dem kurzen Anspiel vor dem Gottesdienst beginnen.
Es klappte alles und danach bedankten sich Frau Salomon und Herr Maetzel noch kurz, dass wir tatsächlich an einem Sonntag so früh für ein Konzert aufgestanden waren.
Schon eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn waren die ersten Gottesdienstbesucher angekommen. Schon ein wenig aufgeregt, ob auch alles klappen würde, nahmen wir eine viertel Stunde vorher unsere Plätze ein.
IMG_0525Zuerst verlief der Gottesdienst ganz normal ab, es gab ein kurzes Lied zum Anfang, danach hielt Pastor Jedeck eine kurze Ansprache und dann war es soweit.
Wir nahmen unsere Instrumente auf, und die ersten Takte aus Gabriel Faurés „Requiem“ erfüllten die Kirche. Im dritten Stück sang Romy Pohla ein Solo, welches das Orchester leise begleitete.
Danach hielt der Pastor Jedeck eine Predigt zum Totensonntag, in der er verschiedene Themen ansprach. Besonders ist mir die Geschichte hinter dem Requiem in Erinnerung geblieben. Zunächst durfte es nämlich nicht mehr gespielt werden, da die Kirche ja angeblich schon so viele Lieder besäße und es als zu wenig fromm galt. Aber Fauré setzte sich durch und so wurde es doch mehr als einmal gespielt.
Danach beendeten wir das Requiem unter anderem mit einem Bariton-Solo, das Arne Rüger sang, und als alles gelungen gespielt wurde, genossen wir noch den Abschluss des Gottesdienstes.

IMG_0528Am Mittwoch den 21. November, auch bekannt als Buß- und Bettag, durften wir erneut einen Gottesdienst begleiten. Dieses Mal, war es allerdings etwas noch Besonderes. In dem politischen Abendgottesdienst wurde der Opfer der Flüchtlingspolitik an Europas Grenzen gedacht. Insbesondere ging es darum, die Menschen, die auf der Suche nach Lebensmöglichkeiten ihr Leben im Mittelmeer verloren, nicht zu vergessen und ihr Leid als Mahnung zu begreifen.
Nicht nur das Orchester und der Chor gestalteten den Gottesdienst mit, sondern weitere Schülerinnen und Schüler aus den Q1 und Q2 Jahrgängen sprachen die Fürbitten, und das Theater zu Lübeck ergänzte den besonderen Gottesdienst.
An diesem Tag waren wir nicht mehr sehr aufgeregt, dennoch schon ein wenig angespannt, als die Kirche noch voller als am Sonntag war.
Bevor wir jedoch spielen sollten, formulierte ein Schauspieler des Theaters seine Eindrücke und Empfindungen zu Bildern eines armenischen Künstlers. Alle Bilder waren sehr eindrucksvoll und eindringlich gemalt. Nach dem ersten Bild spielten wir abermals das „Requiem“ und auch die anderen Teile klangen, passend zu den Bildern, eindrucksvoll in der Kirche.
Nachdem die letzten Töne verklungen waren, war jedoch keinesfalls Schluss! Jeder bekam eine kleine Kerze und alle gingen zu der kleinen Kapelle in der Kirche, wo wir einen Kranz für die vielen ertrunken Flüchtlinge niederlegten. Dazu wurden fast alle Lampen gelöscht und nur unsere Kerzen spendeten ein wenig Licht.
Die erste Fürbitte wurde vorgetragen und um mich herum wurde alles still. Dann stimmte eine Sängerin des Theaters ein kurzes Kyrie an. Nach der vorigen, so eindringlichen Stille, hörten sich die Töne zunächst sehr hart an, doch nach ein paar Takten, passte sich die Melodie der nachdenklichen Atmosphäre an. Diesen Abschluss fand ich am eindrucksvollsten im ganzen Gottesdienst.
Nachdem alle Fürbitten vorgetragen wurden, stellten wir, immer noch in einer angenehmen Stille, die Kerzen vor ein Denkmal und packten unsere Instrumente ein.
Obwohl wir alle ein wenig gefroren haben, glaube ich, dass dieser Gottesdienst dennoch einer der besonderen bleiben wird.

Paula Fritsche, Q2d