Ein Tag voller Zufälle

Ein letzter Zufall in einer langen Reihe von Zufällen – von der Evolution des Menschen über die zufällige Entdeckung des Penicillins durch Sir Alexander Fleming bis schließlich dazu, dass ausgerechnet unsere Klasse am Projekt „Der Zufall schlägt zu – experimenteller und stochastischer Zugang zu Antibiotikaresistenzen“ teilnahm.

In einer abschließenden Veranstaltung dieses Projekts kamen die professionelle, universitäre Forschung und unsere eigene Recherche zusammen.

Was haben Fadenwürmer und alternative Methoden zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen miteinander zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht inhaltlich sehr wenig. Allerdings sind dies zufälligerweise gerade die beiden Forschungsschwerpunkte von Prof. Dr. Hinrich Schulenburg, der uns in seinem Vortrag neue evolutionäre Lösungsansätze der Medizin zum Thema unseres Bio-Mathe-Projekts vorstellte. Der von seiner Gruppe untersuchte Einsatz zweier Antibiotika, von denen das erste das Bakterium schwächt, sodass das zweite besser wirken kann, hatte auch wieder etwas mit dem Zufall zu tun:

Um den Bakterien, die durch Evolution gegen immer neue Antibiotika resistent werden, einen Schritt voraus zu bleiben, attackiert man sie im Wissen um exakt dieselbe Evolution, die Bakterien sich zunutze machen: Man hat herausgefunden, dass Bakterien die größten Probleme haben, sich evolutiv anzupassen, wenn die äußeren Bedingungen chaotisch und unvorhersehbar, kurz: zufällig waren. Also wendeten sie dieses Prinzip auf die Resistenzbildung an und erzielten hier erste Erfolge, sodass wir vielleicht in einigen Jahren tatsächlich mit dem Verfahren aus dem Kiel Evolution Centre behandelt werden.

Im Anschluss kamen wir zum eigentlichen Höhepunkt des Tages: den Schülerpräsentationen. Fünf in Gruppen erstellte Poster über biologisch beziehungsweise mathematische Themen. Auch hier zog der Zufall sich durch alle Vorträge: Mutationen allgemein, Wahrscheinlichkeitsverteilungen im Luria-Delbrück-Experiment oder unerwartete Erkenntnisse. Während der Präsentationen sowie danach bot sich den Schülern die Möglichkeit, Fragen zu stellen und so eine erste Einführung z.B. in das Thema der Exponentialfunktion zu erhalten.

Als Lohn bekam jede der fünf Gruppen neben jeder Menge Applaus auch noch ein zufällig ausgewähltes Bakterium als Kuscheltier, wie z.B. ein Escherichia Coli, die uns auf jeden Fall immer wieder an da Projekt und an diesen Tag erinnern werden.

Mit etwas Zeit, um die Poster näher zu betrachten, endeten dann auch die Postersession und das Bio-Mathe-Projekt, bevor wir schließlich den Tag mit einigen Happen und der psychologischen Wirkforschung ausklingen ließen.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei unseren Partner*innen aus der Universität, die uns bei der Plakaterstellung sehr tatkräftig mit Tipps und Pfannkuchen unterstützt haben! Im niemals endenden Kampf mit den Computerprogrammen haben uns unsere Lehrer*innen, allen voran Herr Janneck, sehr geholfen. Herzlichen Dank nicht zuletzt an die Joachim-Hertz-Stiftung, die das Projekt finanziert hat, und unseren Schulverein für das sehr leckere Catering! Das Projekt, an dem rein zufällig wir teilnehmen sollten, hat uns viele interessante Zusammenhänge gezeigt und einen Einblick verschafft, wie biomathematische Arbeit auch über die Schule hinaus funktionieren kann – danke für alle diese Zufälle!

Text: Svenja Benkert, Q1b

Fotos: Frau Kunze (LoLa)